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Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder
Autoren: Arthur Hanks
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zentralen Aufganges, um sie streng zu ermahnen, sich nicht vor der ganzen Dienerschaft unwürdig an Randolfs Hals zu werfen.
       Die Gräfin hatte in Randolfs Abwesenheit mehrere ausführliche Gespräche mit ihrer Tochter geführt und wusste jetzt in Bezug auf die beiden ziemlich genau Bescheid. Seit dem hatte sie kaum noch geschlafen und war in großer Sorge, zumal Amelie in Randolf total vernarrt war und zu befürchten stand, dass sie notfalls für ihn alles aufgeben würde.
       Brav und fein herausgeputzt standen Gräfin nebst Tochter und einer Schar Dienerschaft auf der obersten Stufe des Aufgangs zur Säulenhalle der Anlage  und erwarteten gespannt die Heimkehr ihrer Helden. Beim Anblick der sich demoralisiert und totenstill in den Hof schleppenden Männer ahnten sie Fürchterliches – hatte man gar verloren und war in Zukunft wieder diesem fürchterlichen Tyrannen aus den Bergen ausgesetzt?
       Amelie hielt es einfach nicht mehr aus und da die Gräfin eine Reaktion in dieser Art erwartet hatte, hatte sie rechtzeitig Amelies Hand fest gepackt. Doch das nutzte ihr jetzt auch nicht mehr viel, Amelie riss sich los und stürmte der Truppe und ihrem Randolf entgegen.
      „Was ist geschehen?“ rief sie über den Hof, als sie mit gerafften Röcken die Treppe herabhüpfte.
       „Der Graf!“ war die knappe Antwort Dietberts, der der Truppe voranritt.
       „Papa!“ schreckte sie auf. „Was ist nur geschehen?“
       Randolf saß ab und empfing Amelie mit ausgestreckten Armen. Sie wussten beide, dass sämtliche Augen des kompletten Hofstaates auf ihnen lagen und wählten deshalb eine etwas förmlichere Begrüßung.
       „Also! Sag schon!“ machte sie sich mit schreckensweiten Augen los. „Was ist mit Papa?“
       „Er ist verletzt worden!“
       „Verletzt? Ist es schlimm?“
       „Wie man es nimmt“, war die vieldeutige Antwort Randolfs.
       „Was soll das heißen?“
       „Er ist gestürzt, war längere Zeit benommen und redet jetzt wirr! Aber es kommt noch schlimmer: Er hat einen gebrochenen und verdrehten Arm. Die Knochen sind anscheinend verschoben, dass kann ich nicht wieder einrenken, da muss ein Medikus her!“
       „Um Himmels Willen!“ hörte Randolf die Gräfin entsetzt aufschreien, die in der Zwischenzeit an Randolf und Amelie vorbei zum Wagen ihres Gatten geeilt war und sich den enorm geschwollenen und schwarz-blau verfärbten Arm ihres Mannes besehen hatte. „Das sieht ja grässlich aus!“
       Der Graf war in eine Art Dämmerzustand gefallen, weil ihm Randolf einen starken Sud aus Mohnsaft, etwas Tollkirsche und jeder Menge Schnaps eingeflößt hatte, denn nur durch die regelmäßige Verabreichung dieses Saftes konnte der Graf überhaupt diese unmenschlichen Schmerzen ertragen, sein Körper allerdings bebte, zitterte und bog sich in Krämpfen.
       Zwei Gardisten waren herbei geeilt, um die Gräfin zu stützen, die einer Ohnmacht nahe war. Alle anderen Männer, sowie als auch die Dienerschaft standen ratlos umher, tief geschockt und wussten nicht, was nun zu tun sei.
       „Wie, um alles in der Welt, konnte das passieren?“ schluchzte die Gräfin in Tränen.
       Keiner wollte so recht antworten, denn inzwischen war auch noch die halbe Stadtbevölkerung zusammen gelaufen und die volle Wahrheit hätte dem Ansehen des Grafen doch sehr geschadet, so dass sich Randolf entschloss, die Wahrheit etwas zu dehnen: „Wir hatten die Burg bereits genommen, als der Graf einen unglücklichen Unfall erlitt, Madame!“
       Unter der Bevölkerung brach heftiges Raunen aus: Zum einen war man allgemein froh, dass die Männer siegreich gewesen waren, aber zum anderen flüsterte man sich von vorne durch die Reihen nach hinten zu, dass ausgerechnet der Graf schwer verletzt worden sei.
       „Einen Unfall!“ hob die Gräfin langsam den Kopf und wurde ärgerlich. Mit eiskaltem Gesichtsausdruck und harter Stimme fuhr sie fort: „Es war also ein Unfall und kein Fremdeinfluss durch Kampfhandlungen? An einem Unfall ist in der Regel ein Zweiter beteiligt! Wenn dem so ist, wird der Zweite hingerichtet!“
       „Jawohl, Madame!“ bestätigte Dietbert. „Der Zweite wird hingerichtet! Ich werde sofort Befehl geben!“
       „Und jetzt bringt meinen Gatten in sein Gemach! Ich werde sofort nach einem Medikus schicken lassen!“
       Randolf kannte den einen oder anderen Medikus und deren zweifelhafte Behandlungsmethoden. Er befürchtete, dass eine solche Behandlung dem
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