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Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder
Autoren: Arthur Hanks
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noch einen eiligen Blick auf den danieder liegenden Grafen zu erhaschen, bevor er von Anselm sachte aus der Tür gedrängt wurde. Vor der Tür lauerte immer noch der aufgeputzte Lakai und es stand zu befürchten, dass er alles weiter plaudern würde, was er bei der Besprechung der beiden Theosophen aufschnappen konnte. Deshalb griff Anselm Randolf am Arm, zog ihn neben sich her in etwa zehn Fuß den Gang entlang, zog ihn schließlich dicht zu sich hin und flüsterte: „Nichts mehr zu machen! Es ist vorbei!“

Zweiundzwanzigstes Kapitel
     
       Nach einer harten Nacht, in der sich des Grafens Körper mit aller Macht gegen das kommende Ende aufgebäumt hatte, erlag Boos von Waldeck am folgenden Morgen seinen schweren Verletzungen.
       Sein Arm war, wie es Randolf schon vermutet hatte, brandig geworden und auch der Aufschlag seines Kopfes auf den harten Felsboden der Burg war nicht ohne Folgen geblieben – er hatte bis zuletzt das Bewusstsein nicht wieder erlangt.
       Was ihn schließlich das Leben gekostet hatte, war auch Anselm nicht ganz klar; zu machen war da allerdings nichts mehr gewesen. Anselm konnte in den letzten Stunden nur noch dafür sorgen, dass der Graf nicht allzu sehr leiden musste. Als es klar war, dass der Graf nur noch Stunden oder gar Minuten zu leben hatte, überließ Anselm es gerne Randolf die schreckliche Nachricht der Familie zu überbringen.
       Randolf wartete geduldig, bis sein Kommen der Gräfin gemeldet worden war. Ein geckenhafter Diener mit Schleifchenschuhen und Rüschenbluse geleitete Randolf in den Spiegelsaal, wo er bereits von der Gräfin und ihrer Tochter erwartet wurde. Er verneigte sich tief, trat auf seine Herrin zu, holte tief Luft… - und verlor den Mut!
       Beide Frauen ahnten nicht, wie schlimm es wirklich um ihren Mann und Vater stand. Dass er seinen Arm verlieren konnte, hatte Anselm schon angedeutet, aber selbst das hatten die Gräfin und Amelie bislang verdrängt.
       Doch jetzt war Randolf gekommen und stieg von einem Fuß auf den anderen. Die Gräfin ahnte Böses, versuchte, dem zu Boden schauenden, Randolf ins Gesicht zu blicken, was ihr zunächst nicht gelang, doch plötzlich schaute er hoch - schaute der Gräfin fest in die Augen und sein Gesichtsausdruck sagte ihr genug.
       Die Gräfin schreckte zurück und stand wie angewurzelt da, als sie glaubte, zu wissen mit welcher Nachricht Randolf erschienen war. Amelie, die nicht sofort verstand, sah zu ihrer kreidebleichen Mutter hoch, die mit schreckensweiten Augen Randolf anstarrte und dann begriff auch sie.
       „Wie lange noch?“ ließ sich die Gräfin kraftlos in ihren Thron zurückfallen.
       „Wenige Stunden! Vielleicht nur noch Minuten!“
       Amelie lief schreiend aus dem Zimmer und man hörte sie verzweifelt in einem der Nebenräume schluchzen – wie gerne hätte Randolf sie jetzt getröstet, doch das war ihm leider, in Gegenwart der Gräfin, nicht erlaubt.
       Nach endlosen Sekunden fand die Gräfin wieder zu ihrer Stimme und fragte tränenerstickt: „Hat man einen Geistlichen kommen lassen?“
     
       Das Begräbnis des gutmütigen Herrschers war das größte Ereignis seit Menschengedenken in dieser Grafschaft gewesen: Nicht nur geradezu jedes Kind und jeder Greis des Landes, sondern auch viele Mitglieder befreundeter Herrschaftshäuser kamen mit riesigem Gefolge und blieben viele Tage. Als dann endlich der ganze Rummel ein Ende gefunden hatte, musste der Alltag am Schloss wieder beginnen.
       Als aller Erstes ordnete die Gräfin an, die beiden Außenflügel des Schlosses wieder in Stand zu setzen und als nächstes kam sie einer Bitte Dietberts nach, beförderte ihn zum Kommandanten und übergab ihm den Befehl über die Burg. Er sollte in die Berge reiten und auf der Burg den vorübergehend eingesetzten Oberst ablösen und die Mannschaft dort oben übernehmen.
     
       „Tja, alter Junge!“ sprach Randolf den packenden Dietbert in ihrem gemeinsamen Zimmer an. „Dann werden wir uns in nächster Zeit etwas weniger oft sehen!“
       „Na ja!“ antwortete dieser. „Ich bin ja nicht aus der Welt! Ich bin mir sicher, dass du und Lothar ab und an zu mir hoch kommen und ich werde bestimmt des Öfteren zum Einkaufen in die Stadt müssen, dann lasse ich es mir bestimmt nicht nehmen bei euch einmal hereinzuschauen!“
       „Das möchte ich dir auch geraten haben, sonst muss ich ernsthaft böse mit dir werden!“ drohte Randolf scherzhaft und schlug Dietbert freundschaftlich
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