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Die Witzekiste

Die Witzekiste

Titel: Die Witzekiste
Autoren: Michael Lentz
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Auslöser.
    Einige Tage später kommt er bei Mutter Frintrop vorbei und zeigt ihr die Bilder. Die gute Frau betrachtet die Fotos aufmerksam.
    Plötzlich stutzt sie und sagt: »Das ist ja alles schön und gut, aber unser Hännesken ist nicht mit drauf.«
    »Doch , doch« , sagt der Fotograf, »euer Hännesken ist schon mit drauf. Er steht hinter dem Jupp. Der Jupp hat ihn nur verdeckt.«
    »Na , dann ist ja alles in Ordnung« , meint Mutter Frintrop.
    »Hauptsache , er ist drauf!«

    Zwei Ostpreußen treffen sich. Sagt der eine: »Weißt du zufällig, was es Neues in Insterburg gibt?«
    »Oh« , sagt der andere, »da gibt es gar nichts Neues in Insterburg, rein gar nichts.«
    »Wirklich überhaupt nichts?«
    »Na ja, höchstens … dem Tantchen sein Hundchen ist gestorben.«
    »Dem Tantchen sein Hundchen ist gestorben? Ja sach mal, wieso ist das denn gestorben? Wie kommt denn das?«
    »Das Hundchen ist überfahren worden.«
    »Das ist überfahren worden? Ja sach mal, womit denn überfahren worden? Wie kommt denn das?«
    »Das ist mit dem Leichenwagen überfahren worden.«
    »Mit dem Leichenwagen? Ja , da muss doch einer gestorben sein. Sach mal, wie kommt denn das? Wer ist denn gestorben?«
    »Na ja, das Tantchen ist gestorben.«
    »Das Tantchen ist gestorben? Ja , woran ist es denn gestorben? Wie kommt denn das?«
    »Das hat sich geärgert.«
    »Was , das Tantchen hat sich so geärgert, dass es gestorben ist? Worüber hat es sich denn so geärgert?«
    »Den Onkel haben sie eingesperrt.«
    »Was , den Onkel haben sie eingesperrt? Dann muss er doch was verbrochen haben. Sach mal, wie kommt denn das?«
    »Der Onkel hat Geld gefälscht.«
    »Der Onkel hat Geld gefälscht? Nu , das hat er doch schon öfters gemacht. Das ist doch nichts Neues.«
    »Na ja, sag ich doch. Es gibt nichts Neues in Insterburg!«

    Das Großbauern-Ehepaar Prechtel aus Pfaffenhofen hat acht gesunde Kinder. Nur der Nachkömmling Gustl kann im Alter von fünf Jahren immer noch nicht sprechen. Alle Ärzte und auch einige befragte Heilpraktiker stehen vor einem Rätsel, denn die Organe des Jungen sind in Ordnung.
    Eines schönen Tages sitzt die Familie am Mittagstisch und löffelt eine Leberknödelsuppe. Plötzlich verzieht Gustl angewidert das Gesicht und sagt mürrisch: »Die Suppe ist versalzen.« Die Familie ist zunächst sprachlos vor Glück. Dann springen alle auf und umarmen den Kleinen.
    »Mein Sohn, mein Sohn« , jubelt der glückliche Vater, »du kannst ja sprechen! Warum hast du denn nicht schon eher ein Wort gesagt?«
    »Bis jetzt hatte ich nichts auszusetzen« , antwortet Gustl.

    In jenen Tagen, als die Deutschen mit aller Kraft das Wirtschaftswunder vorbereiteten, hatten die Kirchen bedeutenden Einfluss. Sogar in der Schule wurde darauf geachtet, dass die katholischen Kinder zur Beichte gingen.

    Im Unterricht stellt die Lehrerin ihren Schülern eine Frage:
    »Was ist das? Es ist klein, braun , hat spitze Ohren, einen buschigen Schwanz und isst gern Nüsse.«
    Da meldet sich der Sohn einer Flüchtlingsfamilie und sagt:
    »Wenn man mir diese Frage in meiner Heimat gestellt hätte, würde ich antworten: das ist ein Eichhörnchen. Aber wie ich den Laden hier so kennengelernt habe, ist es sicher wieder das liebe Jesuskind.«

    Gleichzeitig hatten die Wunderheiler Hochkonjunktur. Wer ihnen glaubte, ließ sich auch Trephon-Eier, angebrütete Eier, aufschwatzen. Sie wurden von ihren Vermarktern als Allheilmittel gegen alle nur denkbaren Krankheiten angepriesen. Wie die Kinder im Märchen hinter dem Rattenfänger von Hameln herliefen, pilgerten die Wundergläubigen damals zu einem Mann mit langer Mähne, der in Rosenheim seine heilenden Hände speziell auf Frauenscheitel legte: Bruno Gröning. Über solche Zeiterscheinungen machten die Spötter ihre Witze.

    Großer Menschenauflauf am Marktplatz von Hattingen. Die Musik spielt einen Tusch, der Wunderheiler Jablonski erscheint und breitet auf der Bühne segnend die Arme aus. Er verkündet: »Meine Damen und Herren, die Presse hat in letzter Zeit sehr böse über mich geschrieben. Man wirft mir vor, ich sei ein Scharlatan und nur hinter eurem Geld her. Um zu beweisen, dass das nicht stimmt, werde ich heute meine ersten beiden Heilungen umsonst ausführen.«
    Der Wunderheiler winkt einem Mann aus der ersten Reihe zu, der sich mühsam an zwei Krücken voranschleppt. Und aus dem Hintergrund kommt in Windeseile ein Junge auf die Bühne gelaufen.
    »Ihr Problem ist klar« , sagt der Wunderheiler
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