Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Titel: Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)
Autoren: Thomas Schmid
Vom Netzwerk:
Arbeitshandschuhe beiseite und fand, wonach sie gesucht hatte. »Ah, da haben wir ja die kleinen Stinker!« Vorsichtig legte sie eine flache Schachtel auf den Tisch und entfernte den Deckel. Vier mit Holzwolle gepolsterte Glasampullen kamen zum Vorschein. Behutsam nahm sich Lilli eine Stinkbombe heraus und hielt sie ans Licht. In der Ampulle schwappte eine durchsichtige Flüssigkeit. Lilli grinste schadenfroh. »Auf zur
Grottenolmgrotte
!« Sie legte die zerbrechliche Stinkbombe zurück und verschloss die Schachtel sorgfältig.
    Einen Augenblick stand sie unschlüssig da. Für die Hosentasche war die Schachtel zu groß und außerdem wollte sie die Stinkbomben nicht direkt am Körper tragen.
    »Hier!« Enya hielt ihre Häkeltasche auf und Lilli verstaute die empfindliche Fracht darin.

    Die
Wilden Küken
wanderten über die Weiherwiese, pirschten durchs Gestrüpp und drangen immer tiefer in den Keltenwald ein. Wieder und wieder gingen sie im Flüsterton ihren Plan durch.
    »Wir werfen die Stinkbomben, die Jungs verfolgen uns und landen in der Fallgrube!« Lilli stieg über einen dürren Ast und wäre fast gestolpert. Gleichzeitig schnitt ihr der Gurt der Häkeltasche in die Schulter – sie hatte sich in den wuchernden Brombeerranken verheddert. Lilli vermied jede Bewegung. »Hilft mir mal jemand?«
    Bob befreite die Häkeltasche und hängte sie sich vorsichtig um. Erleichtert wanderten die
Wilden Küken
weiter bis zum Schlangenbach.
    Lilli balancierte über den umgefallenen Baumstamm. Hinter ihr überquerten Enya und Very den Bach. Bob bildete das Schlusslicht.
    »Attenzione!«
Mitten auf dem Baumstamm fing Bob an, gefährlich hin und her zu schwanken. »Achtung!« Sie ruderte mit den Armen durch die Luft und beugte sich ruckartig vor und zurück.
    »Vorsicht mit der Tasche!« Lilli sprang zurück auf den Baumstamm.
    Bob erwischte Lillis Hand und gemeinsam schafften sie es wohlbehalten ans Ufer.
    Kreidebleich starrte Bob in die Gesichter der Freundinnen. »Das … war … knapp!« Auf ihrer Nasenspitze glitzerten Schweißperlen, die Tasche hielt sie weit von sich gestreckt.
    »Also, echt, Bob! Musst du uns so einen Schrecken einjagen!« Verys Stimme überschlug sich fast. Kopfschüttelnd nahm sie Bob die Tasche ab und setzte sich an die Spitze der kleinen Prozession.
    Aber schon nach wenigen Schritten kreischte Very auf, torkelte zurück und fiel der Länge nach hin. Die Tasche segelte über die Köpfe von Lilli, Bob und Enya hinweg.
    Hakenschlagend hetzte ein Hase zwischen den Baumstämmen hindurch und verschwand so plötzlich, wie er aufgetaucht war, wieder im Unterholz.
    Lilli hob die Tasche auf und schnupperte daran. Die Stinkbomben waren zum Glück noch ganz.
    »Also, echt, Very!«, Bob äffte Verys Tonfall nach. »Musst du uns so einen Schrecken einjagen!«
    Very rappelte sich auf und die
Wilden Küken
wanderten weiter.
    Endlich tauchte der Keltenbuckel auf, ein großer einsamer Fels, hinter dem eine Senke zum Bandenquartier der Jungs hinunterführte. Die
Grottenolmgrotte
lag hinter einer Palisade aus schlanken, in den Boden gerammten Baumstämmen. Die meisten davon hatten wieder ausgetrieben, sodass inzwischen ein lebendiger grüner Zaun das Lager der Jungs umgab. Eine ziemlich perfekte Tarnung.
    Lilli lauschte. Kein Laut war zu hören. Kein Lachen, keine Gesprächsfetzen, keine Musik, nichts. Nur von Gut Feldberg drang das Motorengeräusch eines Traktors herüber.
    Gut Feldberg war ein Biobauernhof, auf dem Menschen mit Behinderung lebten und arbeiteten. Weil ihre Mutter dort als Sozialtherapeutin angestellt war, wohnten auch Ole und Little auf dem Gut.
    »Vielleicht haben sie Verys Schrei vorhin gehört!«, flüsterte Enya. »Dann sind sie bereits gewarnt!«
    »Und wennschon! Hauptsache, sie verfolgen uns!« Wie in Zeitlupe nahm Lilli die Schachtel aus der Tasche und verteilte die unheilvollen Ampullen an ihre Freundinnen. Sie selbst behielt natürlich auch eine.
    Geduckt schlichen die
Wilden Küken
die Senke hinunter, Lilli gab das Zeichen, alle vier Mädchen holten aus, um die Stinkbomben über die Palisade zu werfen, und hielten verblüfft inne.
    »Was soll das denn?«, entfuhr es Lilli. Genau wie sie ließen auch die anderen die Arme sinken und starrten verwirrt auf das Pappschild, das vor dem schmalen Durchschlupf zwischen zwei Baumstämmen hing.
    Tonlos buchstabierten vier Münder die drei mit dickem Filzstift geschriebenen Worte.
Wegen Urlaub geschlossen!
    »Ausrufezeichen«, fügte Bob mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher