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Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Titel: Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)
Autoren: Thomas Schmid
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summte auch Lilli leise vor sich hin. Herrliche Berge, sonnige Höhen, hmhmhmhmhmhmmhm. Die Melodie des Bergliedes, das Ole vorhin gesungen hatte, ging ihr einfach nicht mehr aus dem Sinn.
    Enya flocht Strohhalme zu einem Zopf zusammen und murmelte schließlich: »Und wenn wir ihnen einfach hinterherfahren?«
    Ihre schwarzen Augen richteten sich auf Lilli, auch Very und Bob schauten das Oberküken abwartend an. Sogar die Hühner hoben die Köpfe.
    »Das müsst ihr ohne mich machen!« Lilli seufzte. »Ich kann doch nicht, wegen des Babys!«
    »Okay!« Vorsichtig schob Enya ihr Huhn zur Seite und schüttelte ihr Handy aus der Tasche ihrer Kapuzenjacke. »Ich frag meine Mutter, ob sie uns fährt. Oder wir fahren mit dem Zug … ich muss das erst im Internet checken, und Bob, du hast sicher Gelatinos Handynummer!« Sie kroch aus der Kükenkajüte.
    »Enya, jetzt warte doch mal!«, rief Bob und folgte ihr. Auch Very trat hinaus an Deck.
    Einen langen Moment hockte Lilli allein im Stroh, in ihren Ohren rauschte es so laut, dass sie das Flüstern ihrer Freundinnen zwar hörte, aber kein Wort verstehen konnte. Sacht setzte sie Flocke auf ihren Lieblingsplatz unterm Fenster und verschloss die Kükenkajüte.
    Inzwischen stand Enya schon auf dem Steg und machte sich an ihrem Fahrrad zu schaffen.
    Bob kletterte die Leiter hinunter und rief: »Keine alleine!«
    »Alle oder …«, Very schwang sich über die Reling und landete direkt vor Enya auf den Stegplanken, »… keine!«
    Bob hopste von der vorletzten Sprosse. »Außerdem ist Lilli unser Oberküken!«
    »Oberzicke, vielleicht!«, maulte Enya. Sie schwang sich auf ihr Rad und fuhr davon, ohne sich auch nur noch ein einziges Mal umzusehen.

    Kurz darauf brachen Lilli, Bob und Very ebenfalls auf. Lillis Beine drehten die Pedale und gleichzeitig drehten sich ihre Gedanken im Kreis. Die
Olme
hatten die
Wilden Küken
ja geradezu eingeladen. Und Gelatino schien auch nichts gegen Besuch auf der Alm zu haben.
    »Enya hat recht!« Lilli überholte Bob. »So einen Urlaub auf der Alm solltet ihr euch nicht entgehen lassen!«
    Very bremste so plötzlich, dass auch Lilli scharf bremsen musste – und Bob natürlich auch, die Lilli dabei fast hintendrauf geknallt wäre.
    »Das meinst du nicht ernst, Lilli!« Verys hellblaue Augen wurden fast durchsichtig.
    Lilli biss sich auf die Lippen und suchte noch nach den richtigen Worten, mit denen sie ihre Freundinnen würde überzeugen können, ohne sie zu verreisen, als Bob den Hals reckte und sagte: »Da ist Enya!«
    Einen Steinwurf entfernt hockte Enya auf dem Mäuerchen des Stadtbrunnens.
    »Sie wartet auf uns!« Lilli stemmte sich wieder in die Pedale. Kurz nach Lilli stellten auch Bob und Very ihre Räder neben Enyas.
    »Du hast ja recht!« Lilli machte einen Schritt auf Enya zu. »Bloß weil ich große Schwester werde, müsst ihr euch doch so ein Abenteuer nicht durch die Lappen gehen lassen …« Lilli erschrak. Enyas schöne schwarze Augen schimmerten – aber nicht wie sonst, sondern vor Tränen.
    »Das wollte ich nicht!«, sagte Enya und schniefte.
    Lilli setzte sich neben sie auf den sonnenwarmen Brunnenrand.
    Enya knetete ihre Finger und lächelte tapfer. »Da ist man einmal so richtig verliebt und dann haut Erik einfach in die Berge ab.« Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel. »Dabei schuldet er mir noch eine Revanche über zehn Bahnen!«
    Tröstend legte Lilli ihren Arm um Enya. Sie wusste, wie viel Kraft es kostete, so ehrlich zu sein. Enya ließ ihren Kopf auf Lillis Schulter sinken. Bob und Very hockten sich links und rechts von ihnen auf die Steinmauer. Alle vier umfingen einander in einer langen und innigen
Wilde-Küken
-Umarmung. Enya schluchzte und der Brunnen hinter ihnen plätscherte.

Am nächsten Tag sollte das langweiligste
Wilde-Küken
-Ferien-Bandentreffen aller Zeiten stattfinden. Lilli und ihre Freundinnen radelten über die Landstraße Richtung Weiherwiese und Lilli zerbrach sich den Kopf, was, um Himmels willen, die
Wilden Küken
nur anstellen sollten. Natürlich könnten sie jemanden zum Badesee locken und ihm dann die Kleider klauen. Oder sie könnten sich mit vier Dosen Sprühsahne im Anschlag in einen Hinterhalt legen. Oder Kleister auf Fahrradsättel schmieren und dann zusehen, wie … Lilli musste kurz kichern. Bob, Very und Enya, die vor und neben ihr auf den Feldweg abbogen, schauten sie erwartungsvoll an. Aber wieder zuckte sie nur bedauernd mit den Schultern und grübelte weiter. Es war wie
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