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Die wilde Jagd - Roman

Die wilde Jagd - Roman

Titel: Die wilde Jagd - Roman
Autoren: Heyne
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doch der summende Misston sägte durch seine Gedanken und zerfetzte das Gewebe, bevor es fertig war. Das Feuernetz, das er noch hielt, wand sich unter seinem Willen und fühlte sich plötzlich sengend heiß an.
    Er keuchte und warf es von sich. Flammen stiegen von den Pflastersteinen vor ihm auf, zerstreuten dort die Menge und rasten auf die Palmen um den Brunnen zu. Sperlinge flatterten von den trockenen Wedeln auf und zwitscherten beunruhigt. Nach wenigen Sekunden waren die Bäume von den Flammen eingehüllt.
    Doch das Gefühl des Brennens in ihm ließ nicht nach. Es zuckte wild an den Nervensträngen seines Armes entlang und breitete sich im ganzen Körper aus, heißer als ein Fieber. Seine Muskeln zuckten, und sein Rücken krümmte sich wie ein Bogen. Weiß explodierte der Schmerz in seinem Schädel.
    Er hörte nicht, wie sich die Menge um ihn schloss. Er spürte kaum die Hände, die das Zaumzeug der Stute packten, an seinem Barouk zerrten und versuchten, ihn aus dem Sattel zu ziehen. Sein Geist befand sich im Griff von Feuerklauen, und alles, was er spürte, war Schmerz. Ein schlimmerer Schmerz als in der Kapelle, als er Rosa zu heilen versucht hatte, schlimmer als alles, was er mit Ausnahme der Geistplünderung je erduldet hatte.
    Gair schrie auf.
    Habe Mitleid, Göttin, es tut so weh!
    Shahes schrilles, angstvolles Wiehern drang in seine Ohren wie ein Bohrer. Das Tier bäumte sich in Panik auf und warf ihn zu Boden. Der Aufprall trieb ihm die Luft aus der Lunge und verwandelte seinen Schrei in ein Ächzen. Andere Schreie kratzten an seinen Ohren, durchsetzt mit dem Knistern von Feuer. Der Sang in ihm brüllte und war von einer schrecklichen Hitze.
    Neue Flammen versengten sein Rückgrat und fuhren ihm bis in die Beine. Seine Hände krümmten sich wie Klauen, und der Qatan fiel in den Staub. Hufe schmetterten neben ihm auf den Boden, und neuerlicher Schmerz explodierte in seinem Schädel, während er brannte, brannte und brannte.
    Warte auf mich, Aysha. Ich komme .

Epilog
    Eirdubh war der Erste, wie er es versprochen hatte. Der drahtige Häuptling der Amhain kniete im schmelzenden Schnee und hatte die rechte Hand um den Schaft des weiß umschnürten Speeres gelegt. Mit der Linken bot er seinen eigenen Clanspeer zum Zeichen der Treue dar. Drwyn lächelte und neigte den Kopf. Er streckte die Hand aus und ergriff den Speer des Steinkrähenclans. Es hatte begonnen.
    Ytha stand neben Drwyn und sah zu, wie ein Häuptling nach dem anderen vortrat und den Treueid schwor. Mit jedem verneigten Haupt und jedem gebrummten Eid stieg die Erregung in ihrer Brust. Steinkrähenclan, Silberdornclan, Weißseeclan – ein Clan nach dem anderen, sechs, sieben. Ja. Es würde eine mächtige Kriegerschar sein, vielleicht mächtiger als jene, die Gwlach zusammengerufen und verloren hatte, doch diesmal würden sie nicht unterliegen. Diesmal würden sie den Eisenmännern das Messer an die Kehle halten. Sie würden den Kaiser von seinem geraubten Thron stürzen und seine Männer aus dem Land vertreiben!
    Geduld , sagte sie sich, Geduld . Es war noch zu früh, um an den ruhmreichen Sieg zu denken. Das war der Grund, warum Gwlach verloren hatte. Er hatte den Blick zu weit in die Zukunft gerichtet und dabei nicht bemerkt, dass seine Pläne unmittelbar vor ihm zu Staub zerfallen waren. Das würde ihr nicht passieren. Sie hatte bessere Pläne geschmiedet, stärkere Pläne, und sie hatte einen stärkeren Häuptling geschaffen. Einen Häuptling der Häuptlinge.
    Drwyn war breitschultrig und hielt sich so aufrecht, wie es einem Krieger zukam. Er trug ein neues Hemd und eine neue Hose, und sein Umhang wurde an der Schulter von einer juwelenbesetzten Spange gehalten. Haar und Bart waren sorgfältig gekämmt, und seine Haltung war genauso gebieterisch, wie es Drws gewesen war. Er wirkte gleichmütig und sicher wie ein König, und die anderen Häuptlinge konnten es deutlich sehen. Es spiegelte sich in ihren Augen wider.
    Sie sehen, was sie insgeheim immer schon sehen wollten. Einen Herrscher, einen Vater, einen Beschützer. Jemanden, der sie nach Hause führt.
    Und ich habe ihnen diesen Herrscher gegeben .
    Sie bemühte sich, angesichts dieses Wissens die Lippen nicht zu einem Grinsen zu verziehen und so gelassen zu bleiben, wie es einer Sprecherin zukam. Ihr Kiefer schmerzte bald unter der Anstrengung.
    Nun waren es schon acht Clans. Neun. Der zehnte Häuptling aber, der habichtartige, weißblonde Conor Zweibär kniete nicht nieder. Er begegnete
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