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Die Weltgeschichte der Pflanzen

Die Weltgeschichte der Pflanzen

Titel: Die Weltgeschichte der Pflanzen
Autoren: Wolfgang Seidel
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gezielt angepflanzt haben. Aus archäologischen Funden weiß man, dass sie bereits um 3000 v. Chr. im östlichen Mittelmeerraum einschließlich Ägypten kultiviert wurden.
    Bekanntestes Mandelprodukt ist Marzipan. Dazu werden geschälte Mandeln und Zucker mit Granitwalzen zerdrückt und immer feiner vermahlen und vermischt. Dann erhitzt man die Masse unter ständigem Rühren und gibt kleine Mengen Flüssigkeit hinzu, manchmal Rosenwasser. Diese Kunst kam im Mittelalter durch Vermittlung der Araber aus dem Orient, vermutlich aus Persien. Zur Herkunft und ursprünglichen Bedeutung des Wortes gibt es eine Fülle von Erklärungen, die mehr Verwirrung stiften als Klarheit bringen. Ähnlich selten und teuer wie der Zucker galt Marzipan zunächst als Heilmittel und wurde von Apothekern hergestellt, bevor es in der Renaissance als Luxuskonfekt auf höfische Tafeln gelangte. Schokoladenüberzug schützt das Marzipan vor dem Austrocknen (Lübecker Variante), oder Abflämmen, das ist kurzes Überbacken bei Oberhitze (Königsberger Methode).

Im Zeichen des Siegers
Lorbeer
    Bei den delphischen Spielen, die in der Antike den gleichen Rang hatten wie die Spiele in Olympia, wurden die Sieger mit Lorbeer bekränzt. Das galt nicht nur für die sportlichen Teilnehmer, sondern auch für die Sänger-Dichter, die ihre Oden ebenfalls um die Wette vortrugen. Es gab also die gleiche Auszeichnung wie für die Athleten auch in der Kategorie »Beste Dichtung«, und wie bei der Oscar-Verleihung konnte auch hier nur einer der Nominierten gewinnen. So entstand das Wort vom Dichter-Lorbeer und von den »Laureaten« im Allgemeinen; auf Lateinisch heißt Lorbeer laurus .
    Bei all den großen Spielen in Griechenland, zu denen die gesamte griechischsprachige Welt Teilnehmer sandte, auch von den Inseln, aus Kleinasien und Sizilien, handelte es sich um rituelle Weihespiele, eine Art religiösen Kult. Sie waren stets einer Gottheit geweiht: in Olympia dem Zeus und in Delphi dem Apoll. Delphi, mit angeschlossenem Orakel, in dem eine Priesterin amtierte, die Pythia, war eine der bedeutendsten Kultstätten. Apollon war hier seit uralten Zeiten, bereits vor Ankunft der griechischen Einwanderer, der Hausherr. Er war der Gott der Musen und des Sieges, der Lorbeerbaum war seine heilige Pflanze.
    Das hielt niemanden davon ab, aus den Lorbeerblättern und -früchten Heilsalben zu gewinnen oder die Blätter zum Würzen von Braten und Suppen zu verwenden. Der Lorbeerbaum ( Laurus nobilis ) mit seinen dunkelgrünen, länglichen Blättern ist eine der charakteristischsten Pflanzen des Mittelmeerraums. Frostempfindlich wie er ist, gedeiht er nördlich der Alpen nur schwer. Seineeigentliche Herkunft liegt jedoch nicht in Griechenland, sondern im benachbarten Nahen Osten.
    Lorbeer ist eine Gattung der Lorbeergewächse, die überwiegend in den Tropen vorkommen. Eine andere bekannte Gattung dieser Pflanzenfamilie sind die Zimtbäume.
    Im deutschen Wort ist Lor- direkt aus dem Lateinischen entlehnt, von laurus . Das hat aber ausnahmsweise einmal keinen direkten griechischen Vorläufer, sondern das Römerwort stammt aus einer anderen (unbekannten) Mittelmeersprache. Bei den Griechen hieß der Baum daphne . In einer der berühmtesten mythologischen Geschichten verwandelt sich eine hübsche Nymphe dieses Namens in einen Lorbeerstrauch. Apollon hatte sich in sie verliebt, doch sie wollte ihn nicht. Auf der Flucht vor seinen Nachstellungen war sie nicht schnell genug, und in dem Moment, als er sie eingeholt hatte, geschah das Wunder: Die Schöne verwandelte sich in den Baum gleichen Namens.
    Das Türkische wie das Hebräische haben übrigens das dafne -Wort für den Lorbeer übernommen. In Rom wiederum übernahm man das Bekränzen der Sieger mit dem Lorbeerkranz für die Triumphzüge. Der Triumphator trug eine Corona Triumphalis (»Triumphkrone«) als Auszeichnung für seine militärischen Siege. Seit hellenistischer Zeit, also etwa seit Alexander dem Großen, wurden vor allem in Makedonien solche Lorbeerkränze als wunderbar filigrane Arbeiten auch in Gold und Silber geschmiedet, teilweise als Grabbeigaben für Stammesfürsten und Kleinkönige. Das gefiel den römischen Kaisern, die sich dann auch mit solchen Kronenkränzen schmückten. Die metallenen Lorbeerkronen sind ein Vorbild für die europäischen Königs- und Fürstenkronen.
    In allen europäischen Sprachen ist der Laureat ein Preisträger einer hohen, angesehenen Auszeichnung, und im akademischen Betrieb seit dem
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