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Die Weltenzerstörer - 18

Die Weltenzerstörer - 18

Titel: Die Weltenzerstörer - 18
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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wisperte in ihrem Geist. In den ersten hundert Jahren hatte sie solche Erinnerungen unerträglich gefunden und sie beinahe brutal zurückgedrängt. Jetzt ertrug sie die Erinnerung an die Melodie, und sie gestattete sich sogar ein träumerisches Verweilen bei den Worten der Weise: Oh, wie müde sind die Berge…
Ja das war jenes melancholische Lied, und dann fiel ihr das Mädchen in der kurzen, gelben Tunika ein, das dieses Lied auf der Flöte spielte. Nun verzerrte sich ihr Mund zu einem verächtlichen Lächeln. „Ich war noch nicht einmal ein Mädchen damals”, sagte sie laut. „Ich war… Was war ich? Nein, ich will nicht darüber nachdenken. Ich bin, bei Evanda und Avarra, eine Frau! Wie lange? Und wie lange bin ich nun hier?”
Andrea wußte, daß sie die Erinnerung nur dann abschalten konnte, wenn sie auf den Knopf drückte, und das tat sie und legte den Finger auf die Sprechtaste.
„Ich brauche alle erreichbaren Angaben über den Stern Cottmann IV, der jetzt Darkover genannt wird”, befahl sie. „Typ D, geschlossene Welt. Damit befasse ich mich persönlich.” „Sie gehen selbst? In welcher Eigenschaft - als Tarnung?” fragte die Stimme am anderen Ende der Leitung.
Andrea überlegte kurz. „Als Tierhändler, der versucht, die genehmigte Quote von Pelztieren auf Nachbarplaneten zur Zucht auszuführen”, antwortete sie schließlich. Sie liebte Tiere und verstand sie, und vor ihnen brauchte sie mit ihren Gedanken nie auf der Hut zu sein. Doch als sie dann alle Informationen sorgfältig studiert und die Unterlagen vernichtet hatte, als sie alles gepackt hatte und bereit war, die unglaublich lange transgalaktische Reise anzutreten, die sie an den Rand von Nirgendwo zu einem winzigen Planeten bringen sollte, der nun den Namen Darkover trug, erhob sich wieder in ihr eine uralte Angst, die sie normalerweise in einer versteckten Ecke ihres Gehirns verschloß, solange sie als Mensch lebte.
Nach all dieser Zeit und nach den vielen, untereinander ganz verschiedenen Rollen, die ich spielte, überfällt mich der Gedanke, wieder einmal die blutige Sonne zu schauen und unter den vier Monden zu stehen, wie ein Schlag, dachte sie. Vielleicht kommt mein altes, mein wirkliches Ich wieder zurück? Jenes Ich, das ich war, ehe ich zu Andrea wurde - was dann?
    1.
    Wieder fühlte er, daß Schritte hinter ihm waren.
Es waren aber nicht die vertrauten Schritte seines Leibwächters Danilo, und deshalb wurde er unruhig. Danilo hatte er gern, und er hatte den jungen Mann zu seinem Freund und Waffengefährten gewählt. Aber Dani würde niemals in seine Gedanken eindringen, wenn er dies nicht ausdrücklich wünschte.
Ich bin viel zu empfindsam, dachte Regis Hastur. Er versuchte, die Schritte aus seinem Bewußtsein zu tilgen. Sie hatten vielleicht gar nichts mit ihm persönlich zu tun. Vielleicht prallten sie nur deshalb mit solcher Wucht gegen seine Bewußtheit, weil der, zu dem diese Schritte gehörten, darüber staunte, zu so ungewohnter Stunde den jungen Hastur des Rates der Comyn allein und zu Fuß unterwegs zu sehen. Er ging langsam und gleichmäßigen Schrittes weiter, ein junger Mann von etwa Mitte Zwanzig und jener großen körperlichen Schönheit, die alle Hasturs und Elhalyns der Comyn auszeichnete. Das schmale, feine Gesicht konnte schon deshalb nicht unbeachtet bleiben, weil das glatte Haar im Pagenschnitt nicht flammend rot war wie bei allen Comyn, sondern schneeweiß.
Ist das ein Leben, wenn man nie ohne bewaffneten Begleiter ausgehen kann? Dieser Gedanke entlockte ihm einen leisen Seufzer. Die alten Tage waren unwiederbringlich dahin. Damals konnte ein Comyn unbehelligt durch den größten Aufruhr schreiten. Er war jetzt unterwegs, um einem anderen seiner Kaste die letzte Ehre zu erweisen. Edric Ridenow von Serrais hatte er nie besonders gemocht, aber es war kein erhebender Gedanke, daß er von Mörderhand gefallen war und daß die Häuser der Sieben Domänen immer menschenleerer wurden. Alle Altons waren dahin; Valdir war vor hundert Jahren gestorben; Kennard hatte sein Grab auf einer weit entfernten Welt gefunden; Marius starb in einem physischen Kampf mit den Kräften Sharras; Lew und sein letztes Kind Marja befanden sich im Exil auf einer fremden Welt. Die Hasturs, die Ridenows, die Ardais - alle dezimiert oder ausgestorben. Auch ich sollte besser gehen. Aber mein Volk braucht mich hier, einen reinblütigen Hastur, so daß es nicht das Gefühl haben muß, es sei bedingungslos dem terranischen Imperium
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