Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Welt des Ursprungs

Die Welt des Ursprungs

Titel: Die Welt des Ursprungs
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
bist!“
    Tembraker erwiderte die Umarmung. Nach allem, was er unterwegs gesehen hatte, war es mehr als eine bloße Freude, in dieser fremd gewordenen Welt einen alten Freund wiederzufinden.
    Harvon machte sich von ihm frei, trat einen Schritt zurück und musterte ihn von oben bis unten.
    „Gut schaust du aus, Junge“, stellte er grinsend fest. „Gar nicht wie siebzig Jahre!“
    Kris grinste zurück.
    „Und Sie nicht wie hundertzehn, Mr. Harvon!“
    „Ha! Er hat sogar mein Alter im Kopf behalten, seht ihr?“
    Triumphierend hatte er sich zu den andern umgewandt und es ihnen zugerufen.
    Er drehte sich wieder zu Tembraker um.
    „Ich habe auch eine große Reise gemacht, mein Junge – und das zu meinem Glück. Wir flogen zum Beta-Sektor, und der ist sieben Lichtjahre entfernt. Ich habe also vierzehn Jahre eingespart. Sechsundneunzig ist für einen Mann wie mich noch kein Alter!“
    Er sah Kris schweigend an.
    „Und außerdem hatte ich den unschätzbaren Vorteil, daß der große Schlamassel der Verstaatlichung schon vorbei war, als ich vor einem halben Jahr zurückkam. Verstehst du? Ich fuhr los als ein reicher und angesehener Mann und kam zurück als der Bruder Harvon, der nicht mehr und nicht weniger als alle anderen Brüder und Schwestern besitzt – wenn man seinen recht verantwortungsvollen Posten in dem Werk, das ihm einst selbst gehörte, nicht rechnen will!“
    Kris schüttelte langsam den Kopf.
    „Ich verstehe kein Wort!“
    „Das glaube ich dir, mein Junge!“ lachte Harvon. „Aber möchtest du nicht zunächst einmal diese Herren begrüßen? Zwei davon kennst du noch …“
    Tembraker schüttelte Klein und Druleigh die Hand. Als er startete, waren sie etwa so alt wie er und ebenfalls Kapitäne der Franklin-Harvon. Jetzt waren sie zwanzig Jahre älter als er; offenbar hatten sie seitdem keine Fahrt mehr unternommen.
    Der dritte Mann war ebenfalls aufgestanden. Er mochte um fünf Jahre jünger sein als Harvon. Sein Haar war weiß, und sein Gesicht zeigte die beschauliche Weisheit, wie man sie von einem Mann um die Neunzig erwartete. Tembraker mochte ihn auf den ersten Blick gut leiden.
    „Das“, sagte Harvon, „ist Bruder Leinster. Eigentlich sollte ich eine Mordswut auf ihn haben, denn er ist der staatliche Treuhänder der Franklin-Harvon. Aber es hat sich herausgestellt, daß wir beide wesentlich größere Vorteile davon haben, daß wir uns vertragen. Du wirst sehen, mein Junge: er ist nicht übel!“
    Harvon schob ihm einen Stuhl hin.
    „Setz dich und erzähle! Möchtest du rauchen?“
    Klein bot ihm eine Zigarette an. Druleigh gab ihm Feuer. Tembraker nahm einen tiefen Zug und verzog das Gesicht. „Guter Gott!“ hustete er. „Was ist das für ein Kraut?“
    „Die neue Einheitszigarette!“ lachte Harvon. „Auf der Alpha-Linie fährt kein einziges Tabakschiff mehr. Dieses Zeug hier wird auf SILVERGLASS angebaut und verarbeitet, und so schmeckt es auch.“
    Kris war mehr als neugierig, von den Dingen zu hören, die sich inzwischen in der Heimat getan hatten; aber Harvon und Leinster bestanden mit freundlicher Hartnäckigkeit darauf, erst seinen Bericht vorgetragen zu bekommen.
    „Also gut“, gab Tembraker nach. „Die Expedition war ein voller Mißerfolg. Die Kolonien im Epsilon-Sektor sind zu nichts anderem zu gebrauchen als zu dem, was man schon immer mit ihnen macht: Vieh züchten, Milch- und Fleischkonserven herstellen und vielleicht noch ein paar Ledererzeugnisse ausführen. Nirgendwo gibt es verwertbare Mineralien. Für die Schwerindustrie sind sämtliche dreizehn Kolonialplaneten völlig uninteressant!“
    Harvon schlug sich begeistert auf die Knie.
    „Großartig! Großartig! Einfach phantastisch!“
    Tembraker runzelte die Stirn. Vor zwanzig Jahren hatte Harvon ihn mit dem Auftrag losgeschickt, auf den Epsilon-Kolonien etwas Brauchbares zu finden und ja nicht zurückzukehren, bevor ihm dies gelungen sei. Es war schwer zu verstehen, warum ihm jetzt gerade das so große Freude bereitete, wofür er vor zwanzig Jahren gedroht hatte, seinem Kapitän den Kopf abzureißen.
    „Dürfte ich vielleicht …“, begann er schüchtern, aber Harvon unterbrach ihn lauthals:
    „Ja, du darfst, mein Junge! Leinster wird dir alles erzählen!“
    Leinster zündete sich umständlich eine neue Zigarette an, und während Tembraker sich ängstlich bemühte, den Kopf aus der Richtung der Rauchwolken zu halten, begann er:
    „Kurz nach Ihrem Start fing es an, mein Sohn. Eines Tages landete ein riesiger
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher