Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Welt des Ursprungs

Die Welt des Ursprungs

Titel: Die Welt des Ursprungs
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
Vergangenheit heraufbeschwor.
    „Ich werde mich darum kümmern“, versprach Tembraker, „wenn mir auch nur eine Sekunde freie Zeit bleibt!“
    Eine Weile noch hing er diesem Gedanken nach, dann besann er sich auf andere, vordringlichere Dinge.
    „Wo wohne ich?“ fragte er.
    „Sie haben deine alte Wohnung freigelassen, mein Junge“, antwortete Harvon.
    „Von Zeit zu Zeit schickten sie Putzfrauen hin, um sie sauber zu halten.“
    Kris grinste.
    „Das finde ich nett von den Leuten“, meinte er.
     
    *                     *
    *
     
    Tembrakers Haus lag vom Verwaltungsgebäude der einstigen Franklin-Harvon-Company kaum einen Kilometer entfernt. Er hatte Harvons Anerbieten, ihm einen der selten gewordenen Dienstwagen zur Verfügung zu stellen, zunächst abgelehnt, weil ihn ein solcher Wagen dazu gezwungen hätte, nach Hause zu fahren.
    Ihm lag jedoch daran, die erste, wundervolle Sommernacht nach seiner Heimkehr in vollen Zügen zu genießen. Er ging zu Fuß.
    Zwar gelang es ihm kaum, sich auf das eigentliche Genießen zu konzentrieren, denn das, was er heute erfahren hatte, war zu viel und zu schwerwiegend gewesen, als daß er es in der kurzen Zeit im Harvon-Gebäude hätte verdauen können; aber die laue, würzige Luft, an deren Wohlgeruch die Energiesparmaßnahmen der Regierung nichts hatten ändern können, beflügelte seine Gedanken und half ihnen, schneller in Reih und Glied zurückzufinden, als das in Harvons engem, tabakrauchgetränktem Zimmer möglich gewesen wäre.
    Er würde so bald wie möglich nach D-232 starten. Vielleicht gelang es ihm tatsächlich, die Spuren jener geheimnisvollen Lichtexplosion zu finden und die Leute zu entdecken, die sie ausgelöst hatten. Ohne Zweifel ließ sich das Prinzip der Zerstrahlung von Materie zu einer Waffe umarbeiten, mit der es SILVERGLASS gelingen mochte, den Feind im Zaum zu halten.
    Tembraker memorierte, was er über D-232 wußte. Es war ziemlich wenig. Auf dem neunten Planeten, also D-232-TX, der auf einer exzentrischen Bahn um sein Zentralgestirn lief, so daß er zeitweilig ihm näher war als der achte Planet, gab es ein starkes Radar-Leuchtfeuer für den interstellaren Verkehr.
    Außerdem wußte Tembraker, daß D-232-VI einen Ring besaß, eine außerordentliche Seltenheit unter den bisher bekannten Planeten.
    Und schließlich war ihm noch bekannt, daß es auf keiner der D-232-Welten etwas zu holen gab, was die interstellare Raumschiffahrt in den vergangenen Jahrtausenden genügend gereizt hätte, um das System anzufliegen.
    „Das ist ziemlich wenig, was du da weißt, alter Junge“, murmelte er im Selbstgespräch vor sich hin.
    Das Verwaltungsgebäude der ehemaligen Franklin-Harvon-Company war hinter ihm zurückgeblieben. Das Gelände zu beiden Seiten der Straße war frei von Gebäuden gewesen, als er vor zwanzig Jahren startete, und da der Krieg nichts dazu getan hatte, die Baulust der Leute in Sundale zu beflügeln, war es auch jetzt noch unbebaut.
    Es war sein Glück, daß die Leute, die sich an diesem Abend vorgenommen hatten, ihn und wer sonst auch immer darum bemüht sein mochte, dem Planeten SILVERGLASS die drückende Last des Krieges zu erleichtern, an ihrem Vorhaben zu hindern, ausgesprochen dilettantisch vorgingen.
    Die Straße war zu beiden Seiten mit Gebüsch bestanden, und für Kris Tembraker war es völlig klar, daß der Mann, dessen Schritte er plötzlich hinter sich hörte, nirgendwo anders als aus diesem Gebüsch hervorgekrochen sein konnte.
    Sein nicht immer ungefährlicher Beruf als Offizier der Handelsmarine hatte Kris Tembraker daran gewöhnt, in ungewöhnlichen Situationen immer auf das Schlimmste gefaßt zu sein. Er griff nach der Waffe, die er noch an Bord seines Schiffes eingesteckt hatte, und entsicherte sie unauffällig in der Hosentasche.
    Wahrscheinlich, dachte er, gibt es in jedem Krieg ein paar Leute, die die unsichere Lage ausnutzen und sich auf die schnelle Art bereichern wollen.
    Der Mann hinter ihm bemühte sich, stets den gleichen Abstand einzuhalten, so sehr und so oft Tembraker auch seine Schrittgeschwindigkeit variierte.
    Schließlich blieb Kris stehen. Ebenso der Mann hinter ihm.
    Kris ging weiter. Der Unbekannte schloß sich ihm wieder an.
    Hundert Meter weiter blieb Kris abermals stehen; aber bevor er beobachten konnte, was der Mann hinter ihm tat, hörte er aus dem Gebüsch den Schrei: „Grib’ em!“
    Zweige knackten, und Kris fuhr herum. Eine Horde von Männern wollte sich auf ihn stürzen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher