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Die Welt des Ursprungs

Die Welt des Ursprungs

Titel: Die Welt des Ursprungs
Autoren: Kurt Mahr
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gab sich jede erdenkliche Mühe, Tembraker dies nicht merken zu lassen.
    Kris biß die Zähne aufeinander und nahm sich vor, alles zu tun, womit er den alten Mann und die übrigen vier Milliarden Einwohner von SILVERGLASS wieder von ihrer Angst befreien könne.
    Leinster hatte ihm einen Stoß Aufzeichnungen über sein neues Schiff gegeben. Wenn er nicht gerade bei Harvon saß, um sich erzählen zu lassen, was sonst noch alles in den vergangenen zwanzig Jahren geschehen sei, oder in der Stadt herumfuhr, um alte Bekannte zu besuchen, dann hielt er sich in seinem Haus auf und studierte die Aufzeichnungen.
    Sundale lag in der gemäßigten Zone der südlichen Halbkugel von SILVERGLASS. Der Sommer hatte seine wunderbare Farbenpracht entfaltet, und die Nächte im Schein der drei kleinen Monde waren von einer derartigen Romantik und Schönheit, daß Tembraker es bald vorzog, am Tag sechs Stunden zu schlafen und dafür die Nacht über wachzubleiben.
    Er hatte sich im Garten einen kleinen Tisch aufgestellt, einige von den Windlichtern aus Wachs und Talg besorgt, mit denen Leute zu arbeiten pflegten, die auch in der Nacht zu tun hatten, und machte sich einen Auszug aus dem, was Leinsters Angaben über das neue Schiff besagten.
    Die neuartige Kombination des Dreier-Antriebs fesselte seine Aufmerksamkeit derart, daß er die knirschenden Schritte, die auf dem Kies des Gartenwegs herankamen, erst hörte, als der nächtliche Besucher schon aus der Dunkelheit jenseits des Tisches auftauchte.
    Blitzschnell griff Tembraker nach der Waffe. Der Fremde lächelte spöttisch.
    „Wenn ich schlechte Absichten gehabt hätte“, sagte er, „würde Ihnen das auch nichts mehr nützen!“
    Tembraker lehnte sich zurück.
    „Das stimmt!“ gab er zu. „Wenn Sie aber keine schlechten Absichten haben, was für welche haben Sie dann?“
    Der Fremde lachte.
    „Ich bin Herbert DeLlugo, und ich habe die Ehre, Ihrem Kommando als erster Offizier unterstellt zu sein!“
    Er verneigte sich leicht.
    Tembraker nahm sich Zeit, ihn gründlich zu mustern, bevor er hineinging und einen Stuhl für den Besucher holte.
    DeLlugo war ein gutaussehender Mann. Schwarzhaarig, mit einem scharfgeschnittenen Profil, breitschultrig und einen halben Kopf größer als Tembraker. Er war der Typ, der mit fünfundzwanzig Jahren schon mehr Frauen närrisch gemacht hatte als ein anderer in seinem ganzen Leben.
    Im allgemeinen waren Tembraker solche Menschen unsympathisch; aber die Tatsache, daß man DeLlugo zu seinem ersten Offizier gemacht hatte, schien zu beweisen, daß er ein tüchtiger Mann war; und Tüchtigkeit war das Wichtigste, was Tembraker von einem Mann verlangte.
    „Was führt Sie zu mir?“ fragte er, nachdem DeLlugo sich gesetzt und eine Zigarette angezündet hatte.
    „Zweierlei“, antwortete er. „Erstens möchte ich meinen Kommandanten kennenlernen, und zweitens habe ich den Auftrag, Ihnen das Schiff zu zeigen!“
    „Mitten in der Nacht?“
    DeLlugo hob die Schultern.
    „Warum nicht? Der nationale Geheim dienst entwickelt seine eigenen Methoden.“
    „Haben Sie Papiere bei sich?“
    DeLlugo lachte.
    „Ich habe auf die Frage gewartet. Es wäre für den Gegner zu einfach gewesen, einen vertrauenswürdig aussehenden Mann hierherzuschicken und Sie unter irgendeinem Vorwand abzuholen, um Sie dann draußen zu kassieren, nicht wahr? – Nein, ich habe meine eigenen Ausweise und außerdem ein Schreiben von Leinster. Hier, lesen Sie!“
    Tembraker sah sich alles an. Dann nickte er zufrieden.
    „Gut! Von mir aus können wir gehen. Haben Sie etwas Fahrbares dabei?“
    „Aber ja! Die Regierung erachtet unseren Auftrag für so wichtig, daß sie sich hat breitschlagen lassen, mir ein Fahrzeug zur Verfügung zu stellen.“
    „Also, fahren wir“, meinte Kris.
    Er blies die Windlichter aus, steckte seine Waffe ein und klemmte sich die Mappe mit den Aufzeichnungen unter den Arm.
    DeLlugo war mit einem Wagen moderner Konstruktion gekommen. Da es so gut wie keine Fahrzeuge mehr auf den Straßen gab, waren alle Geschwindigkeitsbegrenzungen entfallen. Für die siebzig Kilometer lange Strecke bis zu der Stelle des Raumhafens, an der das’ neue Schiff stand, brauchten sie mitsamt der kurzen Einlaßkontrolle fünfundzwanzig Minuten.
    Das Licht der Sterne und Monde mochte hell genug sein, um jemand ungehindert eine Zeitung lesen zu lassen, aber die silberglänzende Hülle des riesigen, kugelförmigen Schiffes irrlichterte so sehr, daß Tembraker kaum etwas erkennen
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