Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Welt des Ursprungs

Die Welt des Ursprungs

Titel: Die Welt des Ursprungs
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
als die, die er gehabt hatte, als er den Wolkenkratzer der Überwachungsbehörde betrat.
    Vor fünf Stunden, als er ankam, hatte er befürchtet, er werde in seiner zwanzig Jahre alten Kleidung in den Straßen der Stadt schrecklich altmodisch aussehen. Er wollte, noch bevor er seine Leute bei der Franklin-Harvon aufsuchte, sich neue Kleidung kaufen, sich nach der augenblicklichen Mode die Haare schneiden lassen und dergleichen Dinge mehr.
    Dann hatten sie ihn fünf Stunden lang in ein nahezu ununterbrochenes Verhör genommen, ihn dreimal durch den Lügendetektor geschickt und im übrigen behandelt, als sei er des Hochverrats verdächtig. Jedermann hatte sich geweigert, ihm eine Auskunft darüber zu geben, warum man auf SILVERGLASS, der zur Zeit seines Startes vor zwanzig Jahren als einer der freiheitlichsten und großzügigsten Planeten der näheren und ferneren Umgebung galt, sich Manieren angewöhnt hatte, wie sie bisher nur in den Häfen der Vereinigten Königreiche oder in den Stationen der Äußeren Autonomien üblich waren.
    Jetzt verließ das Gebäude ein Tembraker, der sich keine Sekunde lang mehr Gedanken darüber machte, ob er mit seiner Kleidung auffalle oder seine Frisur ungewöhnlich sei. Fassungslos starrte er die fast ausgestorbene Straße entlang. Unter den wenigen Wagen, die vorbeikamen, war kein Taxi. Tembraker ging ein paar Schritte am Straßenrand entlang und suchte nach einer Rufsäule, aber er fand keine. Dafür entdeckte er ein kleines Schild, das auf einer dünnen Plastikstange am Rande des Bürgersteigs stand.
    Sundale Bus Lines – Bus Stop, las er staunend. Vor zwanzig Jahren hatte die Stadtverwaltung der Bürgerschaft von Sundale versprochen, den Busverkehr durch Transportbänder zu ersetzen. Offenbar war dies jedoch nicht geschehen. Im Gegenteil – der Bus, der fünf Minuten später herangerattert kam, gehörte schon vor zwanzig Jahren zu den älteren Modellen, und offenbar hatte sich in der Zwischenzeit niemand die Mühe gemacht, ihn wenigstens von Zeit zu Zeit frisch zu lackieren.
    Kris Tembraker stieg ein. Den Münzdurchlaß hatte man ausgebaut, und Tembraker zog seine Brieftasche, um dem Schaffner seinen Fahrschein zu bezahlen.
    „Franklin-Harvon-Company!“ sagte er.
    Der Schaffner grinste ihn an.
    „Sie halten nichts von den neuen Namen, wie?“
    „Von welchen …“
    „Dreitausend Units!“ unterbrach ihn der Schaffner und schob ihm den Fahrschein hin.
    Tembraker schluckte hart.
    „Hören Sie: ich will nicht den ganzen Bus kaufen, sondern nur mit ihm bis …“
    „Hören Sie schon auf!“ fuhr ihn der Schaffner grob an. „Bezahlen Sie entweder oder steigen Sie aus!“
    Tembraker wurde wütend.
    „Ich habe hier zehntausend Units einstecken“, fauchte er. „Als ich zum letztenmal in Sundale war, konnte ich mir dafür ein kleines Haus und ein neues Auto kaufen. Und Sie wollen mir weismachen, ich könne für dasselbe Geld heute gerade noch dreimal mit diesem lausigen Bus fahren?“
    Er sprach laut und wütend. Die wenigen Fahrgäste, die im Bus saßen, drehten sich nach ihm um. Der Schaffner war stutzig geworden.
    „Wann waren Sie zum letztenmal hier?“ fragte er.
    „Vor zwanzig Jahren!“
    „Raumfahrer?“
    „Ja!“
    „Das ist etwas anderes. Wissen Sie: ich schenke Ihnen den Fahrschein, und Sie geben mir dafür zum Andenken ein paar von Ihren Geldscheinen, ja? Sie sind ohnehin nichts mehr wert. Einverstanden?“
    Geistesabwesend zog Tembraker einen Schein aus seiner Brieftasche und schob ihn dem Schaffner hin. Den Fahrschein steckte er achtlos in die Tasche. Er wollte noch etwas fragen, aber der Bus hielt wieder an, und ein Schwall von Fahrgästen stieg ein.
    Wie in Trance ging Kris Tembraker den Mittelgang entlang und ließ sich auf einen der Einzelsitze an der rechten Seite fallen.
    Erst eine ganze Weile später, als seine wild durcheinanderschießenden Gedanken sich in die gewohnte Ordnung zurückzufinden begannen, machte er sich die Mühe, den Kopf zu wenden und seine Mitfahrenden zu begutachten.
    Ein trauriges Lächeln lief über sein Gesicht, als er feststellte, daß er wegen seiner Kleidung keine Bedenken zu haben brauchte. Gegenüber den in billiges, eintöniges Zeug gekleideten Gestalten wirkte er wie ein Mann aus dem goldenen Zeitalter.
    Die Trottoirs der Stadt waren noch leerer als die Fahrbahnen. Die riesigen Fenster der großen Geschäfte zeigten nichts mehr als die längst verblichene Stoffdrapierung vergangener Zeit, die Waren waren verschwunden. In der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher