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Die Welt auf dem Kopf

Die Welt auf dem Kopf

Titel: Die Welt auf dem Kopf
Autoren: Milena Agus
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kaufte er bei den Straßenhändlern Duplo oder eine Tüte Pommes frites, Popcorn oder Erdnüsse, trank Milch mit Zucker und übergoss jedes x-beliebige Essen mit einer dieser bunten Soßen, die aus Amerika kommen.
    Als Zweites machte sie sich daran, seine Anzüge auszubessern, von denen kein einziger eine Tasche ohne Löcher hatte oder einen Saum, der nicht herunterhing. Als er dann zum ersten Mal in seinen frisch ausgebesserten Sachen ausging, rief sie mich sofort an und sagte: »Los, geh schnell ans Fenster und schau dir unseren herausgeputzten Signore an.«
    Also rannte ich in die Küche und sah ihn zum ersten Mal in tadellosem Aufzug. Und tatsächlich, er ist noch schöner als all diese berühmten alten Schauspieler aus Hollywood, zum Beispiel Sean Connery oder Clint Eastwood oder Paul Newman, und das kommt daher, dass er trotz des ganzen ungesunden Zeugs, das er isst, noch immer schlank ist.
    Er hat blaue Augen, die je nach Lichtverhältnissen manchmal auch grün sind, und obwohl er die eine oder andere merkwürdige Angewohnheit hat, merkt man, dass er nicht verrückt ist und es auch nie werden wird, weil er ein starker, schlichter Mensch ist und eine Güte ausstrahlt, diealles und jeden einschließt. Und genauso spürt man, dass er nie wirklich alt werden wird, denn trotz der Falten, von denen auch er nicht verschont geblieben ist, hat er nicht das verdrießliche Aussehen, das sich bei den meisten Menschen mit dem Alter einstellt. Und der entgeisterte Ausdruck, mit dem er einen manchmal ansieht, ist nicht der eines einfältigen, sondern eines einfachen, reinen Menschen. Von einer vollendeten Einfachheit, die man erst erwirbt, wenn man schon viele Höhen und Tiefen durchlebt hat.
    Natascha wirft ihrer Mutter vor: »Warum gibst du dich mit diesem Hungerlohn zufrieden, bei der vielen Arbeit, die du für ihn verrichtest?« Außerdem macht sie sich Sorgen wegen dieses Wortes, das seine Frau den Nachbarn zufolge zu ihm gesagt haben soll – »Schwein«.
    Anna zuckt die Schultern. »Was für ein Aufhebens wegen ein paar lächerlicher Pornohefte.«
    »Was, er liest noch Pornohefte, in seinem Alter? Dann ist er ein Lustmolch, und ich will nicht, dass du dich allein mit ihm in der Wohnung aufhältst. Sobald er zurückkehrt, kommst du wieder herunter«, sagt ihre Tochter beunruhigt.
    »Erstens ist er erst siebzig und damit noch längst nicht alt«, entgegnet ihre Mutter. »Außerdem, was gibt es in einem Pornoheft schon Schlimmes zu sehen: ein paar Frauen mit hässlichem Gesicht und schönem Körper, die sich zur Schau stellen, das ist alles.«
    Eines Tages, als Anna bei einer ihrer anderen Putzstellen war und Mr. Johnson in die Karibik abgereist, ging ichunter dem Vorwand, die Blumen zu gießen, in die obere Wohnung. Ich hatte eine Vermutung, wo die Pornohefte sein könnten, und siehe da, ich fand sie prompt in einem leeren Geigenkasten in seiner Trappistenmönchszelle.
    Anna hatte sie bestimmt nur aufgestöbert, weil sie alles und jedes gründlich putzt. So wie ich sie kenne, hatte sie sogar ein Instrumentengeschäft aufgesucht, um sich zu erkundigen, wie man eine Geige auf Hochglanz poliert.
    Diese Pornohefte sind voller Geschichten, die, wären sie wahr, sehr traurig wären. Mama wurde, nachdem sie eine mehr oder weniger ähnliche Geschichte erlebt hatte, wahnsinnig. Und Papa nahm sich das Leben.
    Eine dieser Geschichten handelte von einem jungen Mann, der mit einer Karrierefrau verheiratet ist, die jeden Abend erst spät von der Arbeit nach Hause kommt. Die Mutter, die ihrer Tochter ein wenig Hausarbeit abnehmen will, wäscht und bügelt für sie und kocht für den Schwiegersohn. Der findet sich eines Tages allein mit diesem vollbusigen Superweib in seiner Wohnung wieder. Sie ist zwar nicht mehr ganz jung, aber noch immer knackig und trägt knappe, ausgeleierte Sachen, weil sie es zum Arbeiten bequem haben möchte. Als der Schwiegersohn auf dem Sofa liegt, bringt die Schwiegermutter ihm eine Tasse Tee und beugt sich zu ihm hinab, sodass er diese prächtigen Brüste, die einen Toten wiedererwecken würden, direkt vor der Nase hat. Das mit dem Toten ist im Übrigen gar nicht so weit hergeholt, denn der Schwiegersohn schläft schon seitgeraumer Zeit nicht mehr mit seiner Frau, die völlig in ihrer Karriere aufgeht. Und es ist natürlich klar, dass er sich nicht länger beherrschen kann.
    Eine andere Geschichte erzählte von einem stinkreichen alten Geschäftsmann, der eine junge, sexy, vollbusige Frau hat. Der Mann
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