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Die Welfenkaiserin

Titel: Die Welfenkaiserin
Autoren: Martina Kempff
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Weg zur Goldenen Kirche, beschrieb ihren Auftrag, drückte ihm das Päckchen in die Hand und beschwor ihn mit einer Eindringlichkeit, die er an Frau Gerswind nicht kannte, es sofort auf den Weg nach Aachen zu schicken.
    Der Abt, der im Alter noch furchterregender als früher aussah, beugte sich zu Gerswind hinab und donnerte: »Er soll seine Mutter ehren! Dafür werde ich sorgen!«
    Gerswind nickte zustimmend. Abt Markwards Angebot, dem Morgengebet beizuwohnen, lehnte sie ab. Sie habe noch einen Besuch zu machen.
    In jener Ecke des Gottesackers, wo die einfachen Mönche bestattet wurden, stellte sie sich an das Grab, das sie seit vielen Jahrzehnten pflegte, und sagte laut: »Ach, Pippin, mein lieber alter Freund, es bricht mir das Herz, wenn ich sehe, was aus dem Werk deines Vaters, meines geliebten Karls, geworden ist!«
    Erst zwanzig Jahre nach Judiths Tod ehrte Kaiser Karl der Kahle den Letzten Willen seiner Mutter und überschrieb ihre Güter dem Kloster von Tours.

Glossar
    Allodist: Ein Bauer, der ein vererbbares ›Gut in vollem Eigen‹ besaß und Eigentümer seiner Produktionsmittel war. Die bewegliche Habe konnte auch Töchtern vermacht werden; das Land ging jedoch nur an die Söhne in fallender Linie.
    Dormitorium: Schlafsaal in einem Kloster, wo alle Mönche beziehungsweise Nonnen schliefen. Abt und Äbtissin verfügten gewöhnlich über ein eigenes Schlafgemach.
    Dos: Nach römischem Recht die Mitgift; im frühen Mittelalter wurde damit auch die Brautgabe des Bräutigams an die Braut bezeichnet, seit merowingischer Zeit auch der Brautschatz der Königin. Eine Dos war in Höhe und Beschaffenheit von Rang, Stand und Vermögen des Mannes und der Frau abhängig und bestand bei Adelsfamilien normalerweise aus Klöstern, Städten und Herrschaftsgebieten. Muntschatz, Mundium und Wittum sind Synonyme für die Dos.
    Fränkische Sprache: Sammelbegriff für westgermanische Sprachen, die im Osten des Frankenreichs entstanden sind. Aus der schriftlichen Fixierung (siehe karolingische Minuskel) entwickelte sich das Althochdeutsch. Karl der Große und Ludwig der Deutsche sprachen vorzugsweise germanisch, die ›lingua teudisca‹ (Sprache des Volkes). Ludwig der Fromme, der sich in seiner Jugend zumeist im Westen des Reiches aufgehalten hatte, im früher von den Römern verwalteten Gallien, sprach wohl beides, während sich Judiths Sohn Karl der Kahle später der lingua romana bediente. Darin war das Fränkische mit dem Vulgärlatein vermischt, aus dem später das Französische entstand (siehe Straßburger Eide).
    Franzisch: Der lateinisch/fränkische Dialekt, der sich zwischen dem fünften und dem achten Jahrhundert in der Gegend um Paris entwickelte (siehe Straßburger Eide), sowie die Gebiete, wo er gesprochen wurde.
    Freie: Im Mittelalter jene Männer, die in keinem persönlichen Abhängigkeitsverhältnis standen. Auch der Lehnsmann galt als Freier. Hauptkennzeichen der Freien war das Wergeld. Freie waren im Prinzip waffenfähige Volksgenossen, im Besitz aller Rechte und vom Geburtsadel nur gesellschaftlich geschieden. Über ihr Eigentum konnten sie völlig eigenständig verfügen.
    Freimädchen: Alte Bezeichnung für Prostituierte.
    Friedelfrau: ›Friedel‹ leitet sich vom mittelalterlichen ›friudiea‹ ab, was so viel wie Geliebte heißt. Damit ist eine Art ehelicher Gemeinschaft gemeint, die sich auf der freien Zuneigung der Partner mit öffentlicher Heimführung und Bettbeschreitung gründete. Die Friedelehe war ein Sonderrecht des Hochadels, der durch eine solche Verbindung verhindern konnte, dass eine Frau niederen Standes und ihre Kinder in den Stand und in die Familie des Mannes aufstiegen. Noch im Frühmittelalter galt die Friedelehe auch im kirchlichen Sinn als vollwertige Ehe. Kennzeichen einer Friedelehe: Die Frau hatte wie der Mann ein Recht darauf, die Scheidung zu verlangen, die Friedelehe wurde in der Regel zwischen Paaren aus unterschiedlichen Ständen geschlossen, der Mann konnte daneben weitere Ehefrauen haben, die Kinder aus einer Friedelehe unterstanden der Verfügungsgewalt der Mutter und nicht des Vaters.
    Genitium: Tuchmacherei, in der nur Frauen, oft ehemalige Prostituierte, arbeiteten. Eingerichtet wurden derartige Fabriken meist von adligen Frauen.
    Hadeln: Region an der niedersächsischen Nordseeküste.
    Haithabu: Dieser bedeutende dänische Handelsplatz an der Kreuzung zweier wichtiger Handelsrouten der Dänen wurde um 770 gegründet. Hier soll sich auch Harald Klaks Grab
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