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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung
Autoren: L. E. Modesitt
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linken Seite. »Sieh her. Du kannst es anfassen.«
    Cerryl strich mit den Fingern übers Holz, es war weiß mit einer Spur Gelb oder Gold darin, wodurch es mit der Zeit nachdunkeln würde, wie die Truhe, die sich Syodor und Nall teilten. Die weiße Eiche fühlte sich kühl an, beruhigend, ganz anders als das Schwarze Eisen des Sägeblatts.
    »Die Leute denken immer, dass es zwischen Lorkenholz und Schwarzeiche keinen Unterschied gibt.« Der Sägemüller schüttelte den Kopf. »Die haben noch nicht gesehen, wie mühsam sich die Säge durch das Lorkenholz arbeiten muss. Bestimmt nicht.« Er zeigte auf einen Stapel dünner, fast schwarzer Bretter, nicht mehr als eine Spanne breit und drei Ellen lang. »Nimm das oberste in die Hand.«
    Cerryl hatte Mühe, es zu tragen. »Es ist schwer.« Das dunkle Holz fühlte sich warm an, glatt wie poliertes Silber, jedoch strahlte es unter der bereits angesetzten Patina etwas Unangenehmes aus und Cerryl legte es schnell zurück auf den Stapel.
    »Das ist Lorkenholz. Kaum eine Hand voll Schreiner kann damit umgehen. Nach einem Stamm Lorkenholz muss selbst das schärfste Sägeblatt geschliffen werden. Habe einige Stämme auf dem hinteren Stapel, ich lagere sie so lange, bis ein Käufer kommt. Will kein Blatt unnötig stumpf werden lassen.«
    Dylert führte Cerryl zum nächsten Stapel ebenfalls dunkler, schmaler Bretter. »Jetzt nimm eines von diesen.«
    Cerryl gehorchte. »Nicht so schwer.«
    »Was noch?«, wollte Dylert wissen.
    Cerryl legte das Brett wieder zurück. »Ich glaube, es ist nicht ganz so dunkel und es scheint rauer zu sein.«
    Dylert nickte. »Schwarzeiche. Es ist hartes Holz, nicht so hart wie Lorkenholz, nicht so schwer und auch nicht so glatt.« Er schnaubte. »Und da soll kein Unterschied bestehen.«
    Cerryl nickte. Die dunkle Eiche hatte sich auch nicht so warm angefühlt.
    Der hünenhafte Sägemeister wanderte weiter in den hinteren Teil des Schuppens. »Manchmal haben wir auch uralte Stämme, solche mit riesigem Durchmesser. Wenn ich Zeit habe, säge ich ein paar Stücke davon ab. Man braucht ein besonderes Sägeblatt dazu und muss sehr aufpassen. Einige Kunsttischler arbeiten gern mit diesen großen, runden Scheiben. Da kann ich für jede Scheibe ein Silberstück verlangen.« Er wischte sich über die Stirn. »Aber man hat viel Arbeit damit. Sehr viel Arbeit und die Scheiben sind brüchig – sie brechen einem einfach unter den Fingern weg. Ich mache jedes Jahr nur ein paar davon.«
    Cerryl musste sich beeilen, um mit Dylerts raumgreifenden Schritten mithalten zu können.
    »Als Sägemeister muss man immer raten, was die Leute wollen … Hier hinten lagern wir die breiten Bretter. Sie kosten mehr, aber die Leute bevorzugen ohnehin meist die schmaleren.«
    Der kleine Bursche mit den grauen Augen versuchte alles in sich aufzusaugen, während Dylert an der rückwärtigen Mauer kehrtmachte und zurück zur Tür ging.
    »Bauholz brauchen die Leute immer. So manches Jahr können wir gar nicht genug sägen und lagern … nur ungern gebe ich das grüne Holz her … aber auch wenn man weniger verlangt und es splittert, vergessen die Leute es einem nie …«
    Sobald Cerryl wieder im Sonnenlicht stand, schloss Dylert die Tür hinter ihnen und marschierte zum zweiten Schuppen.
    Wieder musste der Junge sich sputen, um ihn einzuholen.
    »In diesem Schuppen lagern wir die groben Hölzer und die schweren Balken, die für große Gebäude gebraucht werden. Nicht ganz einfach, aber du wirst es bald lernen.« Der Sägemeister öffnete die Tür und stellte sich zwischen die Holzstapel.
    Cerryl folgte ihm. Seine Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit und erkannten, dass die Gestelle im größeren Schuppen mehr Holz enthielten.
    »Auf der rechten Seite stapeln wir die Bretter und Balken von schlechterer Qualität als im ersten Schuppen. Auf der linken Seite …«
    Cerryl kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich auf jedes Wort, obwohl sein Magen knurrte und ihm der Schweiß in Bächen den Rücken hinunterlief.
    Nachdem sie alle Stapel im zweiten Schuppen begutachtet hatten und über den Steinweg zurückgelaufen waren, der Schuppen und Mühle verband, grinste Dylert. »Kann froh sein, wenn auch nur die Hälfte davon bei dir hängen geblieben ist, junger Bursche. Aber du wirst schon noch alles lernen. Ja, das wirst du.«
    Cerryl versuchte, einen aufmerksamen Eindruck zu machen.
    Dylert fuhr sich durch den Bart. »Und nun … zurück zum Haus.«
    Cerryl spürte das Gewicht
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