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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung
Autoren: L. E. Modesitt
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gleichfarbige Hose, einen breiten Ledergürtel und Stiefel.
    »Erhana, das ist Cerryl, der neue Mühlenjunge.« Dylert lachte. »Dass du ihn mir ja nicht von der Arbeit ablenkst.«
    Erhana kam heraus und Cerryl stellte fest, dass sie größer war als er und wahrscheinlich auch älter. Sie hatte die braunen Augen ihres Vaters und auch sein breites Kinn, jedoch dunkelbraunes Haar, das über der Schulter gerade abgeschnitten war. »Er ist dünn.«
    »Die Kochkünste deiner Mutter werden ihn schon aufpäppeln.«
    »Er wird trotzdem dünn bleiben«, prophezeite Erhana.
    »Das mag wohl sein«, sagte Dylert. »Ihr könnt euch beim Abendessen unterhalten. Ich muss ihm nun seine Unterkunft und die Mühle zeigen.«
    »Ja, Papa.« Erhana schlüpfte geräuschlos zurück ins Haus.
    Dylert führte Cerryl zur nächst gelegenen Holzhütte am Hang westlich des Hauses. Drei Türen führten in die Hütte, alle wurden von groben Bohlen umrahmt. »Das sind die Kammern für die Arbeiter. Die hinterste gehört Rinfur.«
    Cerryl nickte.
    »Kennst du Rinfur?«
    »Nein, Ser. Aber Onkel … Syodor … hat ihn gegrüßt, als er mit dem Wagen an uns vorbeigefahren ist.«
    »Dein Onkel hat schon Recht, du passt auf und hörst zu.« Dylert deutete auf die zweite Tür. »Dort schläft Viental.« Dylert grinste. »Kennst du ihn auch schon?«
    »Nein, Ser.«
    »Er ist Steinmetz und hilft bei den Verladearbeiten mit. Du wirst ihn gleich erkennen, wenn du ihn siehst. Ich habe ihm freigegeben, damit er seiner Schwester bei der Ernte helfen kann. In einem Achttag wird er zurück sein. Und das«, fuhr der Sägemeister fort, während er die letzte Tür öffnete, »ist deine Kammer.«
    Cerryl warf einen Blick in den kahlen Raum, der kaum mehr als vier Ellen im Quadrat maß und lediglich mit einer Pritsche, einem niedrigen, dreibeinigen Hocker und drei Regalbrettern an der Wand mit einer kleinen Nische darunter eingerichtet war.
    Cerryl reichte mit dem Kinn bis zum Fenster neben der Tür, das etwa eine Elle hoch und eine halbe breit sein musste. Es gab weder Fensterläden noch Stoffvorhänge, nur einen Holzverschlag, der an zwei einfachen Eisenscharnieren aufgehängt und mit einen Querriegel an der Innenseite versehen war.
    »Nichts Besonderes, aber es ist dein Reich. Stell deine Sachen in die Nische dort, jetzt zeige ich dir die Mühle. Du musst wissen, wo alles ist.«
    Cerryl ging hinein und ließ den Tornister langsam in die Nische gleiten; seine Augen wanderten zu dem einfachen Bett.
    »Nach dem Abendessen lasse ich dir ein paar Decken bringen. Vielleicht haben wir auch noch eine Arbeitshose für dich. Deine ist ein wenig zu dünn für die Arbeit in der Sägemühle.«
    Cerryl schluckte einmal, dann ein zweites Mal. »Ja, Ser.«
    »Mach dir keine Gedanken, Junge. So lange du für mich arbeitest, werde ich dafür sorgen, dass du gut ausgerüstet bist. Außerdem schulde ich deinem Onkel etwas. Das ist das Mindeste, was ich tun kann. Er ist sehr stolz.«
    Cerryls Gesicht blieb ausdruckslos.
    »Er spricht nicht darüber, aber als er noch Bergwerksmeister war – das ist schon Jahre her, musst du wissen –, hat er mir einen Gefallen getan. Er bestand darauf, meine Balken zu nehmen, die an der Tragseite nicht abgehobelt waren. Er hat damit wahrscheinlich viele Bergarbeiter gerettet – und die Sägemühle auch.« Der Sägemeister sah den Jungen an. »Bist du bereit, dir die Mühle anzusehen?«
    »Ja, Ser.«
    »Er hatte darauf bestanden, dass jemand nach den Minen sieht, egal wie alt sie sind, und nun ist es seine Aufgabe.« Dylert führte Cerryl um die hintere Ecke des Holzschuppens herum zur Mühle.
    Ein Schatten überquerte den Hang. Der Junge ließ seinen Blick hinauf zum Himmel wandern, aber die kleine Wolke hatte den Kern der Sonne bereits wieder verlassen und Cerryl musste schnell wegsehen, als das Licht seine Augen traf.
    Sie gingen durch die breite Tür in die Mühle. Die ganze Mühle war mit glatten Steinen gepflastert, die teilweise schon Risse aufwiesen oder sehr abgenutzt waren, aber erst kürzlich hatte sie jemand gefegt. Ein Durchgang – breit genug für Ochs und Wagen – führte zum anderen Ende der Halle, wo aus Ziegeln eine Erhöhung gemauert war.
    Dylert zeigte auf die Gestelle an jeder Seite des freien Raumes. »Auf diesen Gestellen sortieren wir die Balken und Bretter nach dem Sägen. Einige davon sind für besondere Hölzer reserviert, wie etwa die Hölzer für Kunsttischler und Zimmermänner. Müssen gesondert gesägt werden; werden
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