Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
allerdings auch gesondert abgerechnet.«
    Cerryl schwieg.
    »Dort stehen die Besen. Wenn das Sägeblatt arbeitet, fegst du, es sei denn, ich sage dir etwas anderes. Die Säge muss sauber sein. Du weißt, wie schnell Sägespäne Feuer fangen? Blitzschnell, wie Cammaborke – sogar noch schneller. Puff! Manchmal ist es nützlich, wenn man den Besen vorher ins Wasser taucht – besonders wenn wir Hartholz sägen. Der Staub ist dann sehr fein.« Dylert ging auf die erhöhte Plattform zu.
    Cerryl folgte ihm.
    »Das hier ist die Hauptsäge, Junge.« Der bärtige Mann zeigte auf den dunklen Eisenkranz. »Fass sie nicht an. Und auch die Bremse hier nicht.« Seine Hand ruhte auf einem Eisenhebel.
    Cerryl sah das Eisenblatt an und konnte ein Schaudern nur schwer unterdrücken, als er die tiefe Schwärze im Eisen fühlte, die mit Sicherheit seine Hände zu verbrennen vermochte. »Nein, Ser.«
    »Gut. Nun … sieh her … hiermit wird das Zahnrad aus dem Getriebe gelöst, sodass das Sägeblatt stehen bleibt, auch wenn sich das Mühlrad dreht. Dort oben ist das Mühlwehr. Meistens ist das Zahnrad, das mit dem Sägeblatt verbunden ist, eingekuppelt, wenn das Wehr geöffnet wird. Dadurch bricht das Getriebegestänge nicht so leicht.« Dylert griff in seinen Bart. »Hat meinen Vater viel Geld gekostet, diese Kupplung einzubauen, aber es ist besser, ein Haus hat zwei Türen. So hat er es gesagt und es hat mir im Lauf der Zeit schon so manches kaputte Sägeblatt erspart. Sägeblätter sind teuer. Sie sind aus Schwarzem Eisen, musst du wissen.«
    Cerryl nickte. »Ist das sehr hartes Eisen?«
    »Das härteste. Es gibt nicht viele Schmiede, die es schmieden können, selbst wenn ihnen ein Schwarzer Magier zur Seite steht.« Er lachte schroff. »Gute Schmiede und Schwarze Magier – von beiden gibt es nicht viele in diesen Tagen und hat es auch noch nie gegeben.«
    Cerryl bemühte sich, nicht die Stirn zu runzeln. Warum konnte nicht ein Weißer Magier einem Schmied dabei helfen? Warum musste es ein Schwarzer Magier sein?
    »Hier … das ist der Eingang zur Sägegrube. Es ist deine Aufgabe, sie sauber zu halten.« Dylert runzelte die Stirn. Seine Stimme klang hart. »Du gehst niemals in die Nähe des Sägeblattes, nur wenn das Mühlwehr geschlossen ist und die Zahnräder still stehen. Halt dich immer fern vom Sägeblatt. Verstehst du?«
    »Ja, Ser.«
    »Keiner außer mir trägt dir auf, die Grube zu fegen. Verstanden? Rinfur nicht, Brental nicht, Viental nicht. Keiner außer mir. Hast du verstanden?«
    Der grauäugige Junge nickte nur.
    »Das erste Mal werde ich dir zeigen, wie es geht. Aber nicht heute.« Dylert lächelte. »Wird wohl ein bisschen dauern, bis du dich an uns gewöhnt hast. Komm, wir gehen jetzt zu den Schuppen.« Er drehte sich um und marschierte zur großen Schiebetür. »An schönen Tagen öffnen wir die Fensterläden nach Westen. Dann haben wir mehr Licht.«
    Cerryls Blick fiel noch einmal auf das eherne Sägeblatt und ein Schaudern durchlief ihn. Schwarzes Eisen? Warum fühlte es sich so … gefährlich an? Dann drehte er sich um und folgte Dylert hinaus aus der Mühle und zum ersten der beiden Schuppen.
    Dylert schob die Tür zur Seite – auch hier war eine Schiebetür wie in der Hauptmühle eingebaut – und trat in den Gang, der zwischen den Holzstapeln, die sich über die ganze Länge des Schuppens erstreckten, freigeblieben war. »In manchen Mühlen – in Hydlen etwa – lagern sie das gesägte Holz lediglich unter einem Dach und glauben, das sei genug. Wenn man Glück hat, geht die Mühle vom Vater auf den Sohn über. Wenn Holz länger halten soll, nun, dann muss man es gut lagern – viel Luft braucht es dazu, aber es darf nicht zu warm oder zu kalt werden. Das Holz aus unserer Säge ist das Beste. In der letzten Jahreszeit hat ein Schreinermeister aus Jellico einen Wagen bis hierher geschickt nur wegen meiner Schwarzeiche. Etwas für den Vicomte … mehr hat er wahrscheinlich nicht zu tun, jetzt wo Fairhaven …« Dylert schüttelte den Kopf. »Aber das tut hier nichts zur Sache.«
    Cerryl wollte, dass der Sägemeister weitersprach, und er nickte schweigend, als Dylert fortfuhr.
    »Hier im ersten Schuppen – er ist kleiner, siehst du? – lagert fast nur Hartholz: Eiche, Lorkenholz, Ahorn. Kirschholz, Walnuss- und Birnapfelholz, wenn wir welches bekommen. Schreiner und Tischler kaufen es und die Baumeister, die für den Herzog oder die Weißen Magier arbeiten.« Dylert ging zu einem der Holzstapel auf der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher