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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung
Autoren: L. E. Modesitt
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Verstand im Kopf hatte. Warum taten Dylert und Syodor so, als wäre alles an den Minen gefährlich?
    »Ich brauche einen Mühlenjungen.« Dylert räusperte sich. »Wollt Ihr ihn wirklich hier lassen, Syodor?«
    »Hier ist er am besten aufgehoben, Ser Dylert. Nall und ich, wir haben unser Bestes gegeben. Jetzt …« Der Bergmann zog entschuldigend die Schultern hoch.
    »Ihr meint, das ist das Richtige für ihn, Syodor?«
    »Besser könnte er es gar nicht treffen.«
    »Es ist eine schwere Bürde, Syodor.« Dylert lächelte bitter, bevor er Cerryl wieder ansah. »Selbst für einen kräftigen Jungen ist die Arbeit in einer Sägemühle hart.« Dylert hielt inne.
    Cerryl spürte, dass er etwas antworten musste: »Ich kann sehr hart arbeiten, Ser.«
    »Die Arbeit ist auch schmutzig. Du musst die Sägegrube säubern und das Mühlengetriebe. Die Sägeblätter auch. Schleifen musst du sie nicht, das mache ich selbst«, sagte Dylert schnell. »Und noch andere Arbeiten gehören zu deinen Aufgaben: Hühner füttern, Wasser holen – all das, was getan werden muss. Auch ein Botenjunge wirst du sein.« Dylert sah von Cerryl zu Syodor. »Hört er zu und begreift?«
    »Musste ihm niemals etwas zweimal sagen, Ser Dylert.«
    Dylert nickte. »Lobende Worte von deinem Onkel, Junge. Er mag ein schlaues Mundwerk haben, aber auf sein Wort kann man sich verlassen. Und nur darauf kommt es an.«
    Cerryl dachte, jetzt musste sein Onkel etwas sagen, doch Syodor deutete nur ein Nicken an.
    »Einen halben Kupferling pro Achttag für den Anfang. Nach einer Jahreszeit sehen wir weiter. Die Mahlzeiten nimmst du mit uns ein.« Dylert lachte und sah Cerryl an. »Schon allein Dyellas Kochkünste sind mehr wert als dein Lohn.« Der Sägemeister wandte sich an Syodor. »Seid Ihr sicher, Bergwerksmeister?«
    »So sicher, wie man nur sein kann.«
    »Dann ist die Sache besiegelt«, bestätigte Dylert.
    Syodor bückte sich und umarmte Cerryl kurz. »Pass auf dich auf, Junge. Dylert ist ein guter Meister. Hör auf ihn. Deine Tante und ich … wir werden dich besuchen, so oft es geht.«
    Cerryl schluckte und versuchte, sich das Weinen zu verbeißen und zu verstehen, warum Syodors letzte Worte irgendwie falsch klangen. Er erlangte die Fassung wieder, noch bevor Syodor ihn losließ und rasch den Weg hinunterlief, die Sonne im Rücken.
    Cerryl glaubte, seinen Onkel bereits aus der Ferne zu beobachten, obwohl Syodor sich noch keine zehn Ellen von ihm entfernt hatte. Er presste die Lippen aufeinander, sah ihm aber dennoch mit teilnahmslosem Gesicht nach.
    Eine Zeit lang sprachen weder Cerryl noch Dylert ein Wort – so lange, bis Syodor hinter dem nächsten Hügel verschwunden war.
    Dann räusperte sich der Sägemeister.
    Cerryl drehte sich zu ihm und wartete, seinen Tornister, in dem alles verstaut war, was er besaß, hielt er noch immer fest in der Hand.
    »Dein Onkel hat ganz Recht. Jetzt ist genug Zeit, dich anzulernen.« Dylert strich sich wieder über den Bart, dann fiel sein Blick auf Cerryls nackte Füße. »Für die Arbeit brauchst du Schuhe, Junge. Komm, wir gehen ins Haus und sehen nach, was wir für dich finden. Vielleicht gibt es noch ein Paar alte Stiefel.« Dylert ging den Weg hinauf zum frisch geölten Haus mit der großen Veranda.
    Cerryl drehte sich um, um dem Sägemeister zu folgen. Für einen Augenblick musste er die Augen schließen, damit ihn die grelle Frühnachmittagssonne nicht blendete.
    Dylert wartete auf der obersten der drei Steinstufen zur Veranda und deutete auf eine Bank neben der Tür. »Warte hier, mein Junge.« Cerryl setzte sich und stellte den Tornister auf die breiten Verandabretter; er war froh, im Schatten sitzen zu können. Keine fünfzig Ellen vom Haus entfernt vor dem kleinen, niedrigen Hühnerhaus pickten gelb gefiederte Hühner gackernd nach ihrem Futter.
    Cerryl schloss die Augen.
    »Junge!«
    Er sprang auf und schaute auf zu Dylert. »Ja, Ser?«
    »Du hast einen langen Marsch hinter dir.«
    »Ja, wir sind schon vor Sonnenaufgang aufgebrochen.«
    »Das denke ich mir.« Der Sägemeister hielt ihm ein Paar Stiefel hin, braun und verschlissen. »Probier sie an.«
    »Ja, Ser. Danke, Ser.« Cerryl schlüpfte in die abgetragenen Lederstiefel und wackelte mit den Zehen.
    »Sie gehörten früher Hurior, er hat uns verlassen. Passen sie?«
    »Ja, Ser. Ich glaube schon, Ser.«
    »Sehr gut. Ein Problem weniger.«
    Ein dunkelhaariges Mädchen spähte aus der Tür heraus. Sie trug eine hellbraune, kurzärmelige Bluse und
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