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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung
Autoren: L. E. Modesitt
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Blick zu, der mit bewegungslosem Kiefer und düsterem Gesichtsausdruck dasaß. »Denk daran, Junge. Den schlechten Zeiten entkommt man nicht.«
    Cerryl schauderte bei diesen Worten, er wusste jedoch nicht, warum.
    »Aber noch sind die wirklich schlechten Zeiten nicht angebrochen, Junge.« Syodor lächelte bitter. »Wir haben es warm und ein gutes Essen im Bauch.«
    Cerryl antwortete darauf mit einem verkrampften Lächeln.

 
IV
     
    C erryl blickte über seine Schulter den langen, sanften Abhang hinunter zur Straße, die nach Hrisbarg führte.
    »Etwa drei Meilen weiter hinter den Hügeln kreuzt dieser Weg die Magierstraße. Eine große Straße ist das und mit vielen Seelen gepflastert.«
    »Mit Seelen gepflastert?«
    »Die Menschen, die das Missfallen der Magier erregen, werden zum Straßenbau verbannt.« Syodor seufzte.
    Cerryl trottete weiter auf der Lehmstraße; schließlich bogen sie nach fast einer Meile in eine kleinere Straße ein, die den Hang hinauf zur Sägemühle führte. Rechts neben der Straße verlief eine Schlucht, in der niedrige Weiden und Gestrüpp wuchsen; ein Bach gurgelte in der stillen Mittagszeit. Bei jedem Schritt, den Cerryl mit bloßen Füßen und Syodor in seinen groben Stiefeln zurücklegten, wurden weiße Staubwolken aufgewirbelt.
    »Wie weit ist es noch?«, fragte der Junge und blickte in die Ferne. Die Dächer der Sägemühle schienen noch mindestens eine Meile entfernt zu sein – oder noch weiter. Ein Schweißtropfen lief über Cerryls Wange und er wischte ihn abwesend weg.
    »Weniger als eine Meile. Wir sind fast da, mein Junge.« Syodor lächelte. »Es ist das Beste für dich. Nah und ich können dir nur noch wenig bieten. Nicht auszudenken, wenn dieser Herzog eines Tages kommt und mir meinen Freibrief wegnimmt. Sie werden die Minen wieder öffnen und uns alles zunichte machen. Sie werden sagen, ich sei zu alt für einen richtigen Bergarbeiter.« Er schnaubte. »Zu alt …«
    Cerryl nickte und fühlte die seltsame Mischung aus Wahrheit und Lüge in Syodors Worten. Er wusste, dass Syodor bei allem, was er sagte, zwar die Wahrheit sprach, aber gleichzeitig auch auf gewisse Weise log. Er konzentrierte sich nur noch darauf, einfach einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    »Zur Seite.« Syodor zeigte auf das näher kommende Pferdegespann, dann berührte er Cerryls Schulter. »Zurück.«
    Cerryl sprang in das braune Gras am Hang neben der Straße und ließ den ausgebleichten und geflickten Segeltuchtornister von den Schultern gleiten. Seine Beine schmerzten, aber er setzte sich nicht.
    Die grauen Augen fixierten die vier Pferde. Jedes hatte eine andere Farbe und alle waren riesig, viel größer als die Pferde der Vorreiter des Herzogs oder die weißen Rösser, die die Lanzenreiter aus Fairhaven bevorzugten. Cerryl hatte die Weißen Lanzenreiter nur ein einziges Mal gesehen. Syodor und Nall hatten ihn kurz nach der Frühjahrsaussaat einmal mit nach Howlett genommen und dort war eine Kompanie durchgeritten. Keiner von den Reitern hatte nach links oder rechts geblickt, keiner von ihnen hatte ein Wort gesprochen.
    Der Kutscher grinste, als er an ihnen vorbeifuhr, und winkte Syodor zu. »Guten Tag, Gräber!«
    »Guten Tag auch, Rinfur!« Syodor winkte zurück.
    Auf dem mächtigen Wagen türmten sich Bretter und Balken, die mit dicken Tauen an den Seitenwänden festgezurrt waren. Auf einer Seitenwand hatte jemand ein gezacktes, graues Sägeblatt gezeichnet, das einen Baumstamm entzwei sägte. Unter dem Oval der Zeichnung standen wieder Buchstaben. Cerryl presste die Lippen aufeinander, als seine Augen die Zeichen überflogen, die er nicht lesen konnte.
    Er stand noch regungslos da, als der Wagen schon lange vorbeigefahren war. Die Sonne brannte durch den wolkenlosen grünblauen Himmel auf ihn herab.
    »Cerryl, Junge! Es ist nicht mehr weit.« Syodors Stimme klang freundlich und aufmunternd.
    »Es geht schon noch, Onkel.« Cerryl schwang sich den Tornister auf den Rücken und nahm den Fußmarsch wieder auf. Feiner weißer Staub wirbelte durch die heiße Luft.
    Eine Fliege summte vorbei und umkreiste Cerryl. Er warf dem Insekt einen drohenden Blick zu, worauf es unsicher davonflog. Als er und Syodor die ebene Fläche unter der Hügelspitze erreichten, wanderte Cerryls Blick nach oben. Die Sägemühle bestand aus drei Gebäuden: der Sägemühle selbst und zwei Holzschuppen. Am Hang über der Mühle befand sich der Stall und daneben noch ein kleineres Gebäude.
    Die Mühle, deren Mauern aus alten,
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