Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars
Autoren: Klaus Frühauf
Vom Netzwerk:
konnte es geben? War die Besatzung umgekommen, handelte es sich vielleicht um ein Wrack, das sich jahrelang im Raum herumgetrieben hatte und nun in den Gravitationsbereich der Sonne geraten war? Wie kam aber ein derart antiquiertes Geschoß so weit in den Kosmos hinaus?
    Brends Gedanken verhakten sich. Irgendwo hier lag die Lösung, er fühlte es. Antiquiertes Geschoß hatte er gedacht, antiquiert? Natürlich, das war es? Eine uralte Kiste, deren Besatzung nicht mehr lebte, vielleicht schon seit Jahrhunderten nicht mehr. »Mont!« Aber der Kommandant antwortet nicht, er schien völlig in Gedanken versunken zu sein. Da versuchte er es ein zweites Mal: »He, Mont! Wach auf, ich glaube, ich habe die Lösung.«
    Langsam wendete der Kommandant den Kopf, aber noch sah man seinen Augen an, daß seine Gedanken weit weg waren. »Mont, hör zu! Ich glaube, daß es sich um eine steinalte Rakete handelt. Die Besatzung lebt bestimmt nicht mehr. Wir sollten sie entweder vernichten oder abbremsen.«
    Mont schüttelte den Kopf, langsam und zögernd, immer noch in Gedanken. »Nein, Brend! Wir werden sie noch nicht vernichten. Bis wir die Weisung der Basis erhalten, haben wir auf alle Fälle noch Zeit.« Plötzlich kam Leben in seine Augen. »Natürlich ist es eine alte Kiste, Brend! Ich denke die ganze Zeit darüber nach, welchen Fehler wir bisher ge…« Er unterbrach sich und schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Mensch, Brend! Ich habe es! Unsere Sprache ist es. Vielleicht verstehen sie unsere Sprache nicht.«
    Mit einem schnellen Griff riß Brend der kleinen Lesa das Mikro aus der Hand. Mont mußte einfach recht haben. Es wäre nicht auszudenken, wären sie gezwungen, die Rakete zu vernichten. Wahrscheinlich würden sie den Alptraum von vielleicht doch vorhanden gewesenen Besatzungsmitgliedern nie wieder loswerden. Und wenn sie zwangsbremsten und hinterher stellte sich heraus, daß Tote oder Verletzte an Bord waren, würde ihnen das Gewissen mit Sicherheit kaum weniger schlagen.
    Brend begann den Anruf in allen Sprachen, die er kannte, zu übersetzen. Er schrie seine Aufforderungen förmlich in das Mikro. Minuten später hatten sie Kontakt. Die Menschen antworteten in einer Sprache, wie sie noch heute in einigen Regionen Europas gesprochen wurde, in deutsch. Offensichtlich war keiner unter ihnen, der der gemeinsamen Zweitsprache der Menschheit mächtig gewesen wäre.
    Nicht die Sprache war es, die die vier im Raumschiff fast aus dem Konzept brachte, es war der Inhalt dessen, was sie zu hören bekamen. An Bord der spindelförmigen Rakete kamen Menschen zurück in ihr Heimatsystem, deren Vorväter vor mehreren hundert Jahren gestartet waren, Menschen, die nie etwas anderes kennengelernt hatten als ihr eigenes Fahrzeug, die ihr Leben ständig unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit zugebracht hatten und die in einem seltsamen Glauben an Heldentum und menschliche Größe gefangen waren. Die zwölf Besatzungsmitglieder hatten bereits mit ihrem Leben abgeschlossen, da sie nicht imstande waren, ihr Wrack zu steuern oder zu bremsen. Sie sprachen von ihrem Tod nicht nur als von einem unvermeidlichen Ende, sondern bezeichneten ihn als glückhaft und heroisch.
    Bald begann Brend etwas wie Hochachtung vor diesen Menschen zu empfinden. Vielleicht hätte er in einer anderen Situation über eine ähnliche Ausdrucksweise gelacht, aber hier war das ganz anders. Er empfand Sympathie für diese unbekannten Kosmonauten, die von der Notwendigkeit ihres gewaltsamen Todes so überzeugt waren, daß sie eine andere Möglichkeit überhaupt nicht in Rechnung setzten.
    Mitten in die Sendung hinein platzte die Antwort der Basis. Zuerst unterschied sich die Art, in der sie gegeben wurde, nur unwesentlich von der Prägnanz, durch die sich auch Monts Formulierungen auszeichneten, aber dann merkte man dem Sprecher auf Ganymed doch Bewegung an.
    »Änderung des Auftrages!« kam seine Stimme aus dem Tonträger. »Die unbekannte Rakete ist zu bremsen. Trans Sol zwei setzt sich vor den Körper und bremst ihn durch gravitische Emissionen ab. Achtung, Trans Sol! Gehen Sie mit den Bremswerten auf keinen Fall über drei g hinaus.«
    Und dann bekam die Stimme Farbe.
    »Holt mir diese Menschen, falls sie noch leben, gesund heim!« rief sie. »Tut alles, was in eurer Macht steht, Freunde. Sie haben es verdient. Der Landungsplatz auf Ganymed wird zur Notlandung vorbereitet. Wir ziehen schon die Bugsierraumer zusammen.«
    Und jetzt klang die Stimme plötzlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher