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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars
Autoren: Klaus Frühauf
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unangenehm, dieses breiige Organ zu hören. Stasch schloß die Augen, und sofort zweifelte er daran, daß es wirklich Cora war, die dort sprach. Cora hatte eine jugendliche und frische Stimme, aber diese da…
    Hinter Staschs geschlossenen Lidern drehten sich blaue Kreise. Und doch spürte er, daß die ungeheure Belastung geringer geworden war. Vielleicht konnte man sich daran gewöhnen, wenn man nur genügend Zeit dazu hatte. Die Alten hatten beim Start angeblich vier g aushalten müssen, und wenn man der Chronik glaubte, so hatte ihnen das kaum etwas ausgemacht. Stasch versuchte zu lächeln. Bestimmt hatten sie übertrieben.
    Dann war da plötzlich wieder Lasers greinende Stimme. »Was ist das, Stasch? So rede doch endlich? Woher kommt diese Kraft?«
    Die anderen wandten die Köpfe, versuchten den jungen Laser anzublicken. Man sah ihnen die Verblüffung über die zusammenhängenden Sätze an, aber auch die Sorge, mit der sie Staschs Antwort entgegensahen.
    »Das ist die Erde, Freunde!« rief er überlaut. »Sie bremsen uns ab. Wir werden leben!«
    Schweigen, ein langes Schweigen. Einen Augenblick lang hing wohl jeder seinen eigenen Gedanken nach. Dann aber überwältigte sie die Hoffnung. »Leben, leben!« flüsterten sie. »Leben!«
    Jetzt erst wußte Stasch, daß auch die anderen Angst gehabt hatten, unbewußt vielleicht nur, aber niemand von ihnen hatte sich innerlich mit der Gewißheit um das sichere Ende abfinden können.
    Irgendwann an diesem ersten Tage der Bremsperiode quälte sich der junge Laser auf die Knie. Gebeugt und zitternd stützte er sich zuerst auf die Hände, löste sie dann von der weichen Wand und reckte sie in die Höhe. Es mußte für ihn eine übermenschliche Anstrengung sein.
    »Nehmt diese Last von meinen Schultern!« schrie er. »Ich will nicht sterben…, nicht sterben…« Dann fiel er zurück in die Wandung.
    Stasch versuchte zu ihm zu gelangen, aber Cora war schneller. Mit sicheren, wenn auch gehemmten Bewegungen hantierte sie. Dann blickte sie auf und nickte beruhigend. Offensichtlich war Laser lediglich erschöpft. Viel mehr als seine Schwäche fiel jedoch die Tatsache ins Gewicht, daß er plötzlich in der Lage schien, zusammenhängende Gedanken zu äußern:
     
    Die furchtbare Belastung dauerte fast vier Tage, genau einundachtzig Stunden, dann verging sie ebenso plötzlich, wie sie aufgetreten war.
    Orientierungslos schwebten sie minutenlang durch die Zentrale, ehe sie sich an Haltegriffen oder Sesselwracks anklammern konnten, um die Sicherheitsschiingen zu legen.
    Berger hatte sich als erster einigermaßen erholt. Er glitt zum Bugschirm und krallte sich an der weichen Plastverkleidung des Schaltpultes fest. Nichts von der Eleganz, mit der er sich noch vor wenigen Tagen bewegt hatte, war geblieben. Immer wieder verzog er das Gesicht vor Schmerzen, wenn er gezwungen war, eines der lädierten Glieder zu bewegen.
    Stasch kümmerte sich zuerst um die anderen. Sie waren, von Beulen und Schrammen abgesehen, unverletzt. Allerdings klagten sie über entsetzliche Gliederschmerzen.
    Laser war der einzige, der sich nicht selbst zu einem Sessel schwingen konnte. Er schwebte verkrümmt einen Meter vor der Kabinenwand und atmete heftig. Die Untersuchung ergab jedoch, daß er außer einigen blauen Flecken und einer mächtigen Beule am Hinterkopf keinerlei Verletzungen hatte.
    Cora transportierte ihn ohne jede Anstrengung zu einem Sessel und schnallte ihn an. »Das ist nichts als der Schock. Ich bin sicher…«
    »Stasch, Stasch!« unterbrach Berger und winkte heftig und aufgeregt, ohne die Augen vom Bildschirm zu lassen. »Sieh dir das an, Stasch!«
    Der schwarze Kosmos hatte sich belebt. Der Bugbildschirm zeigte eine mächtige gelbglänzende Kugel, ein Raumfahrzeug unbekannter Bauart, dessen Konstruktionsprinzip sie nicht einmal dem Namen nach kannten.

    Daneben wälzte sich träge ein planetengroßer Himmelskörper, hinter dem sich eine riesige, eisverkrustete Schale wölbte. Es war ein Anblick, der ebenso schockierte, wie er faszinierte. Sie konnten die Augen nicht von diesem Panorama wenden. »Mond und Erde«, flüsterte Berger. »Sie bringen uns auf den Mond. Seht nur, wie er sich nähert!«
    Langsam blieb die Raumkugel zurück, und statt dessen wurden sie von einem Geschwader weit kleinerer Raumfahrzeuge, die ebenfalls Kugelform hatten, in die Mitte genommen. Hin und wieder trat für kurze Zeit fast unmerklich Schwere auf. Es war deutlich zu bemerken, daß ihr Raumschiff bugsiert
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