Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)

Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)

Titel: Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)
Autoren: Stella Brightley
Vom Netzwerk:
ließ keine Stunde aus, und da sie auch eine sehr schöne Stimme hatte, musizierte er auch ab und zu mit ihr.
    Und dann, an ihrem siebzehnten Geburtstag, war plötzlich das Wunder geschehen. Emma saß mit ein paar Freundinnen auf der Terrasse, als es klingelte. Vor der Tür stand Alex. Sie hatte ihn nicht eingeladen und dachte, er hätte eine Verabredung mit ihrer Mutter. Doch er wollte zu ihr. Er hatte ein Geschenk dabei, dass er ihr augenzwinkernd überreichte. Es war ein Satz alter Noten. Arie Antiche, alte italienische Liebeslieder. Emma errötete, als sie die Noten auspackte. Hieß es doch, dass er diese Lieder mit ihr spielen wollte.
    Für ihre Freundinnen war klar, dass sich Alex in sie verliebt hatte, und die Geschichte wurde in allen Details ausführlich besprochen. Emma war das Ganze schrecklich peinlich, sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Alex tatsächlich etwas für sie empfand. Tatjana bekam auch ein Geschenk von ihm. Eine Schachtel teurer Pralinen, die sie aufgebracht in eine Ecke warf. Sie war schwer gekränkt. Was waren Pralinen gegen Liebeslieder?
    Zwei Wochen später war es dann so weit. Emma hatte eine Gesangsstunde mit Alex. Sie war aufgeregt, denn sie hatte sich ausführlich mit den Liedern beschäftigt. Sie wollte gut sein für ihn. Und sie sang gut. Doch mitten im Spiel ließ er plötzlich die Hände sinken und sah sie an. Es wurde ihr heute noch heiß, wenn sie an seinen Blick dachte.
    »Weißt du eigentlich, wie schön du bist, Emma?«
    Verwirrt hatte sie ihn angestarrt. Er war aufgestanden und hatte sie an sich gezogen. »Du bist das süßeste, wunderbarste Geschöpf, das mir je begegnet ist!«
    Dann hatte er sie geküsst. Ganz sacht, doch als seine Lippen die ihren berührten, war es, als ob ein Stromschlag durch ihre Glieder fuhr. Ihr Mund verschmolz mit dem seinen und die Seligkeit des Augenblicks ließ sie Zeit und Raum vergessen. Was dann folgte, war wie ein Märchen. Er hatte ihr viel Zeit gelassen. War behutsam vorgegangen. Die erste Nacht mit ihm! Vier Jahre lang hatten sie sich geliebt, bis zu dieser einen verhängnisvollen Nacht.
    Emma schluckte. Warum konnte sie die Erinnerungen nicht einfach löschen? Denn alles, an was sie damals geglaubt hatte - die große Liebe, eine Zukunft voller Musik, Schönheit und Leidenschaft - gingen unter in dieser einen Nacht. Alex und Tatjana, die beiden in einer Umarmung, die keine Fragen mehr offen ließ. Emma starrte verzweifelt vor sich hin. Der Kummer überwältigte sie und sie ließ den Tränen freien Lauf. Über dem Flügel hing ein Portrait ihrer Mutter. Sie sah mit einem milden Lächeln auf ihre Tochter herab.
    »Oh Mama, komm zurück! Ich würde alles für dich tun, alles!«
    Sie hielt inne. War das wirklich wahr? Würde sie wirklich alles für ihre Mutter tun? Nein, würde sie nicht. Denn der sehnlichste Wunsch ihrer Mutter war es, dass sie sich mit Alex traf. Und den konnte sie ihr nicht erfüllen. Konnte? Nein, auch das war nicht wahr. Sie wollte ihn nicht erfüllen. Sie wollte Alex auf gar keinen Fall wieder sehen! Schon wieder Trotz. Emma biss sich auf die Lippen. Wenn es nur eine Lösung geben würde!
    Der sanfte Blick des Portraits brachte sie zur Besinnung und sie musste an den Tag denken, an dem sie sich in Florenz vor ihrer Mutter verschanzt hatte. Als sie fort war, lag vor der Tür ein Blatt. Darauf stand nur ein Satz:
    »Mein liebes Kind, du kannst nicht ewig weglaufen!«
    Emma atmete tief durch. »Du hast recht, Mama, ich kann nicht ewig weglaufen!« Dann erhob sie sich, nahm das Telefon und wählte die Nummer des Notars.
    »Dillingham!«
    »Hallo, hier ist Emma Cavendish. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich einverstanden bin. Ich werde mich mit Alex Landon treffen.

4

    Alex war mitten in einer Probe mit Cindy Briggs, einer aufstrebenden, jungen Sängerin der Londoner Opernwelt. Er würde mit ihr zusammen demnächst ein Konzert geben und außerdem war sie seine Geliebte.
    Cindy hatte einen schönen Sopran, doch in letzter Zeit hatte sie einige sehr große Partien gesungen. Partien, für die ihre Stimme eigentlich noch nicht reif genug war. Aber wie das bei jungen Sängern oft der Fall ist, überschätzte sie sich. Ihr Agent überhäufte sie mit Angeboten und so sang sie mehr, als gut für sie war.
    Für das Konzert probten sie gängige Arien berühmter Opern, doch Cindys Stimme hörte sich etwas gequält an. In den hohen Lagen quietschte es beängstigend. Alex unterbrach sein Spiel.
    »Was ist los?
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher