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Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)

Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)

Titel: Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)
Autoren: Stella Brightley
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Warum spielst du nicht weiter?« Cindy blickte ärgerlich von ihren Noten hoch.
    »Weil ich das nicht mehr mit anhören kann.«
    »Was?«
    »Deine Stimme! Hörst du das nicht? Du klingst wie eine Amsel im Stimmbruch!
    »Du bist gemein! Ich hatte eine Erkältung, das ist alles. Morgen ist alles wieder okay.«
    »Dann sollten wir bis morgen warten.«
    »Das Konzert ist aber schon am Samstag. Wir müssen proben!«
    »Cindy, was du mit deiner Stimme treibst, ist Selbstmord. Du singst ein Konzert und eine Oper nach der anderen. Du gönnst dir keine Pausen und für manche Partien ist deine Stimme einfach noch nicht ausgereift. Wenn du so weitermachst, wirst du sie so ruinieren, dass du bald überhaupt nicht mehr singen kannst.«
    »Anderson hat aber gesagt, meine Stimme sei phantastisch!«
    »Deine Stimme ist auch phantastisch. Aber nur, wenn du sorgfältig mit ihr umgehst. Ansonsten hast du bald keine mehr. Du wärst nicht die erste Sängerin, die mit dreißig am Ende ist.«
    »Anderson hat aber gesagt…«
    »Anderson ist der Direktor der Londoner Oper. Glaubst du, er denkt über deine Stimme nach? Er muss seine Opern besetzen und du passt gerade gut ins Programm. Aber wenn du übermorgen nicht mehr singen kannst, wird er dich mit einem Fingerschnippen ersetzen.«
    Cindy zog eine Schnute. Sie mochte es nicht, wenn man ihr widersprach. Als Tochter eines reichen Fabrikanten war sie sehr verwöhnt und gewohnt, dass jeder nach ihrer Pfeife tanzte.
    »Versprich mir, dass du noch eine Stunde bei Mrs. Tellington nimmst.«
    Amanda Tellington war Cindys Professorin und Cindy arbeitete jede Partie mit ihr.
    »Versprich es mir!« Alex Stimme wurde streng. »Sie wird dir sagen, ob du das Konzert singen kannst oder nicht.«
    Alex wusste, dass Amanda Tellington einen erbitterten Krieg mit ihrer Schülerin führte. Tellington wollte, dass Cindy sich schonte und Cindy machte, was sie wollte.
    Cindy streckte Alex die Zunge raus. »Ich hab sowieso einen Termin bei ihr. Morgen!«
    »Na dann ist es ja gut.«
    Das Telefon klingelte. Alex hatte vergessen den Apparat auf lautlos zu stellen und ärgerlich nahm er den Hörer ab:
    »Ja?«
    »Hier spricht Henry Dillingham, ich bin der Notar von Margaret Cavendish.
    Alex runzelte die Stirn: »Ja?«
    »Haben Sie einen Augenblick Zeit?«
    Alex warf Cindy einen Blick zu. Sie schmollte immer noch.
    »Nicht viel, um was geht es denn?«
    »Es geht um Margaret! Sie hat vor ihrem Tod eine Bitte formuliert, die Sie betrifft.«
    »Ja?«
    »Sie wünscht sich, dass Sie noch einmal mit ihrer Tochter Emma musizieren.«
    »Wie bitte?«
    »Ist das ein Problem für Sie?«
    »Ein Problem? Sie sind gut! Emma wird niemals mit mir musizieren. Das ist ganz ausgeschlossen.«
    »Ist es nicht. Sie hat eben zugesagt.«
    Alex griff sich an die Stirn. Ein Alptraum.
    »Das kann nicht sein! Und ich kann das nicht!«
    »Das heißt, Sie wollen nicht!«
    »Ja! Genau!«
    »In diesem Fall soll ich Sie daran erinnern, dass Sie Margaret Cavendish ein Versprechen gegeben haben.«
    »Ein Versprechen? Was für ein Versprechen?«
    »Dass Sie sich um Ihre Tochter kümmern werden, was auch geschieht!«
    »Das habe ich Margaret versprochen, als ich noch mit Emma zusammen war!«
    »Ein Versprechen ist ein Versprechen, oder?« Die Stimme des Notars war ungewöhnlich sanft.
    »Sie können mich nicht zwingen!« Alex Reaktion fiel heftiger aus, als er eigentlich wollte.
    »Nein, das kann ich nicht, da haben Sie recht.« Das Telefon klickte. Notar Dillingham hatte aufgelegt.

    Alex starrte den Hörer an. Sein Puls raste. Cindy sah ihn irritiert an. »Was ist denn los?«
    »Ich soll mit Emma Cavendish musizieren. Es ist der Wunsch ihrer toten Mutter.«
    Auf Cindys Stirn bildete sich eine Zornesfalte. »Das kommt überhaupt nicht in Frage! Wie kann sie das von dir verlangen? Nach all dem, was vorgefallen ist!«
    »Bitte, Cindy, hör auf! Ich muss darüber nachdenken.«
    »Was gibt es da zu überlegen? Du wolltest diese Person nie wieder sehen! Das hast du doch gesagt! Und das ist doch so, oder etwa nicht?«
    Cindys Stimme war inzwischen sehr schrill. Er sah in ihr aufgeregtes Gesicht.
    Er wusste, warum sie so heftig reagierte. Sie hatte Angst. Angst, ihn zu verlieren. Was sie nicht wusste, sie hatte ihn längst verloren. Oder besser, sie hatte ihn nie besessen. Seit der Trennung von Emma hatte er sich auf keine Frau mehr richtig eingelassen. Er schützte sich. Ja, er hatte viele Angebote. Er war ein attraktiver Mann und ein berühmter Pianist. Die
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