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Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)

Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)

Titel: Die Wahrheit hat nur ein Gesicht (German Edition)
Autoren: Stella Brightley
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aufgelegt.

    Alex schenkte sich ein Glas Wasser ein. Seine Hände zitterten vor Zorn. Das Glas zersprang und eine Scherbe bohrte sich in seine Handfläche. Verdammt! Er hatte übermorgen ein Konzert. Eine Handverletzung konnte er sich wirklich nicht leisten. Er ließ kaltes Wasser über die Wunde laufen. Gott sei Dank, nur ein Kratzer! Dann ließ er sich erschöpft auf einen Stuhl fallen. Die Enttäuschung war zu groß. Emma wollte ihn gar nicht sehen. Sie wollte nur ihr Erbe retten. Wie klein! Wie billig! Und dafür hatte er Cindy vor den Kopf gestoßen. Nein, er würde bei diesem Deal auf keinen Fall mitmachen! Er griff erneut zum Telefon. Er würde absagen. Endgültig. Wieder wählte der Apparat die Nummer des Notars.
    »Henry Dillingham, guten Tag.«
    Alex zögerte.
    »Hallo? Wer ist denn da?«
    »Ja, hallo…«, Alex Stimme klang heiser, »hier ist Alex Landon. Ich wollte Ihnen nur sagen«, er stockte: »Ich werde mich mit Emma Cavendish treffen. Aber nur dieses eine Mal!«
    Die Stimme des Notars lächelte: »Sehr schön. Dann wird sie sich mit Ihnen in Verbindung setzen.«
    Diesmal war es Alex, der den Hörer auflegte. Er hatte es getan! Er hatte getan, was sein Herz ihm befahl! Und plötzlich war er ganz ruhig. Ja, er wollte, dass Emma kam. Er wollte sie sehen. Er würde sie sich noch einmal ganz genau ansehen. Und er würde endlich diese unselige Geschichte begraben. Aber dafür durfte er ihr nicht ausweichen. Er würde sich der Vergangenheit endlich stellen!

5

    Als sich Emma zwei Tage später auf den Weg zu Alex Haus machte, waren ihre Gefühle zwiespältig. Eigentlich hatte sie erwartet, dass aus der Sache nichts werden würde, dass Alex sich auf das Treffen nicht einlassen würde. Doch das blieb ein frommer Wunsch. Alex hatte bei Dillingham zugesagt. Er würde mit ihr musizieren, dieses eine Mal, wie Margaret Cavendish es gewünscht hatte.
    Und jetzt stand sie hier vor seiner Haustür mit klopfendem Herzen und zitternden Knien. Aus dem offenen Fenster waren Klavierklänge zu hören. Klänge? Alex spielte Beethoven und was sich da Bahn brach war ein Gefühlstornado. Verblüfft lauschte sie der Musik. Das Haus bebte, so machtvoll waren die Töne. Dann eine leisere, zarte Melodie. Nervös drückte sie die Klingel und die Musik verstummte.
    Sie fühlte sich wie ein Schulmädchen vor dem ersten Rendezvous. Rendezvous? Wie kam sie denn darauf? Das hier war kein Rendezvous, es war eine Pflichtveranstaltung! Doch halt! Sie war freiwillig hier. Aufgabe war, die Vergangenheit zu bewältigen und dann hinter sich zu lassen. Endgültig Abschied zu nehmen von diesem Mann. Und doch! Tief in ihrem Herzen war ein feiner summender Ton, ein leises Gefühl von Glück. Sie würde ihn sehen! Gleich!

    Die Tür ging auf und Alex stand ihr gegenüber.
    Himmel, war er attraktiv! Immer noch! Die dunklen Haare bildeten einen wundervollen Kontrast zu seiner leicht gebräunten Haut. Er hatte ein markantes Gesicht und seine Bewegungen waren elegant und lässig. Natürlich hatte er seit damals nicht ein Gramm zugenommen. Er joggte täglich und zweimal die Woche trainierte er Aikido, eine japanische Kampfkunstform, in der er den höchsten Grad erreicht hatte. Nach wie vor strahlte er diese verhängnisvolle Mischung von Männlichkeit und Sensibilität aus, die ihre Wirkung auf keine Frau verfehlte. Auch nicht auf Emma. Seine leuchtenden, grauen Augen ruhten aufmerksam auf ihr. Sie starrte ihn an. Wer würde zuerst sprechen? Und was würden sie sagen? Sie dachte an die Umarmung auf dem Friedhof und spürte, wie ihr Körper reagierte. Aber Alex hatte die Abfuhr nicht vergessen. Sein Gesicht blieb unbewegt.
    »Kommst du rein?«
    »Ja.«
    Nach dieser spröden Begrüßung führte er sie etwas förmlich ins Haus. Sie kannte das Haus gut und die Erinnerung legte sich wie ein schwerer Mantel um ihre Schulter. Heimlich sah sie sich um. Gab es Anzeichen für eine neue Frau? Sie konnte keine entdecken. Erleichtert folgte sie ihm in sein Musikzimmer.

    »Willst du etwas trinken?«
    »Nein.«
    »Gut.« Alex setzte sich an seinen Flügel. »Was willst du singen?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe seit Jahren nicht gesungen.«
    »Du hattest einen wundervollen Sopran. Wie konntest du damit aufhören?« Alex Stimme klang streng.
    »Das war leicht. So wichtig ist mir die Musik nie gewesen!«
    Die Lüge kam ihr glatt von den Lippen. Er sollte auf keinen Fall glauben, dass er ihr gefehlt hätte.
    »Na schön, dann bringen wir das hier hinter uns, ja?« Alex
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