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Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition)

Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition)

Titel: Die Vorzüge der Dunkelheit: Neunundzwanzig Versuche die Welt zu verschlingen. Horrorroman. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ror Wolf
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bedaure nur, daß Sie zurückgekommen sind.
    Ich gab ihm sofort die unter diesen Umständen einzig vernünftige Antwort. Ich pfiff leise. Ich erkannte die wahren Verhältnisse. Ich legte meine Besorgungen auf den Küchentisch. Ich erwarte jetzt Ruhe und Ungestörtheit, sagte ich. Ich sah das Wasser herausrauschen im Bad. Ich übte das Hutziehen. Ich übte das Indenmantelhelfen, das Stillstehen, das Herumgehen, das Türenöffnen, das Abstechen von Tieren, das Entkleiden von Damen, das Polieren und das Massieren, das Ansprechen und das Verbeugen, das Anlehnen an Wände und Möbel, das Schaukeln mit dem Stuhl, das Übereinanderschlagen der Beine, das jemandem den Rücken Zukehren, das nachlässig gebückte Gehen, das mit der Zigarre im Mund Grüßen und Sprechen, das Unrasiertsein, das den Hut in die Stirn Drücken, das übermäßige Schlenkern der Arme beim Gehen undsoweiter.
    Q behauptete damals, an einem Stück Fischfleisch zu saugen. Mit dem bezahnten Zungenstiel schneide er die Haut an und dringe dann in das Innere des Fisches vor, um ihn von innen heraus zu verzehren, von innen heraus. Ich hörte ihn saugen. Auf meine Frage, warum er das tue, antwortete er: er tue es eben, darum tue er es.
    Ich sah einen Gegenstand in meiner Hand und fragte mich, um was es sich handelte. Aber das war noch nicht alles. Ich entfernte mich schweigend, ich sprang in die Küche und als ich wieder zurückkam, war jedes Gespräch erstorben. Es war still. Was ist los, dachte ich. Es war wirklich so still, daß ich mir einbildete, das Klirren der Schlüssel in meiner Hosentasche zu hören. Ich versuchte, die Welt auf mich aufmerksam zu machen, indem ich diese Schlüssel herausnahm und eine Tür öffnete. Daß es sich zufällig um eine Tür handelte, die auf die Straße führte, ins Freie, war mir nicht gleichgültig. Später saß ich im Schnitzelgebirge und beugte mich über ein Bier. Die Aufmerksamkeit der Gesellschaft war ziemlich gering.

    Ich blies eine Zeitlang die Backen auf und sah aus wie ein Mensch mit aufgeblasenen Backen. Ich hatte Lust, mich ins Gras zu werfen, nein, ich hatte doch keine Lust. Ich hatte auch keine Lust in der Erde zu wühlen. Ich hatte mit einer immer größer werdenden Gleichgültigkeit keine Lust dazu und mußte natürlich die Folgen tragen. Ich warf mich atemlos vom Gehen auf eine Bank und war lange nicht mehr zu sprechen. Das plötzlich entstandene Stillschweigen war schön. Das Aufhören der Musik etwa, und das Aufhören des Vorbeifahrens. Ich nickte und bestellte ein Bier. Ein Zug pfiff. Ein Mann trat mit beschneitem Hut herein und klopfte den Schnee vom Mantel. Ich sprang die Treppe hinauf, etwas wurde nach mir geworfen, an meinem Kopf flog etwas vorbei. Später stand ich auf dem Dachboden und warf alles was ich fand die Treppe hinunter, Koffer und alte Kartons und ein Dutzend Stühle und viel Geschirr und mehrere Körbe. Dann warf ich die Klappe zu und stand still. Plötzlich hörte ich hinter mir einen eigenartigen Ton oder vielmehr zwei Töne. Ich möchte nicht mehr davon sprechen. Und wenn mir irgend jemand noch eine Frage in diesem Zusammenhang stellt, stehe ich auf und verschwinde. Ich werde keine Spuren hinterlassen, nichts, ich werde spurlos verschwinden. Sie werden mich nach ganz kurzer Zeit schon vergessen haben, und diese Angelegenheit hier wird ihren Lauf nehmen, und zwar einen anderen, als Sie es sich vorstellen können.
    Ich riß meine Mütze vom Kopf, aber niemand sah mich die Mütze vom Kopf reißen. Ich machte mich nützlich und strich einen Küchenschrank an. Ich strich auch die Wände. Ich strich darüberhinaus die Fensterbänke. Ich strich und strich jetzt auch über den Körper, den ich unter dem gestrichenen, von mir gestrichenen Tisch entdeckte.
    Eine kurze Pause.
    Dann sagte ich: Wer sind Sie? Was wollen Sie? Undsoweiter. – Und die Unbekannte antwortete: Ich bin die und die. Ich will das und das. Undsoweiter.

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A ls ich im siebzehnten Kapitel dieses Buches erwachte, bemerkte ich, daß ich von etwas Kaltem umklammert wurde, von etwas Kaltem. Es war ein Körper, ein Frauenkörper, der mich umklammert hatte, ein nackter elastischer kalter ein atemloser Frauenkörper, der Körper einer kalten Frau. Sie hatte sich an mich geklammert und flüsterte mir etwas ins Ohr, atemlos.
    Ich wußte jetzt nicht, wie spät es war, ich schien fremd in der Gegend zu sein. Es war schwül und still, ich hörte nur das Schleichen weicher Füße, ich spürte die Feuchtigkeit, in die ich

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