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Die vollkommene Kämpferin (German Edition)

Die vollkommene Kämpferin (German Edition)

Titel: Die vollkommene Kämpferin (German Edition)
Autoren: Aimée Carter
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noch eine andere. „Moment, meinst du damit, Henry hätte …“
    „Keine Zeit, es zu erklären“, unterbrach mich James. „Ich kümmere mich um Walter, wenn er zurückkommt. In der Zwischenzeit könnt ihr Casey da wieder einsammeln, wo diese ganze Katastrophe ihren Lauf genommen hat.“
    Ich hatte keinen Schimmer, wovon James redete, doch Lux nickte. „Danke. Auch wenn ich dir dafür den Kiefer brechen sollte, dass du die anderen überhaupt erst zu uns geführt hast.“
    James zuckte mit den Schultern. „Hast einen gut bei mir.“ Doch hinter ihm ertönte ein Schnüffeln, und dann brach Ellas sabbernder Hund – Cupcake – aus dem Unterholz hervor.
    Mir gefror das Blut in den Adern. Hatte sie es sich schon wieder anders überlegt? „Äh, James …“
    „Oh, richtig.“ James tätschelte Cupcake den pelzigen Hals und sah Lux an. „Wo wir gerade bei gebrochenen Kiefern sind: Im Austausch für deine Freilassung will Ella, dass ihr euch um Cupcake kümmert, solange ihr Kieferbruch verheilt.“
    Lauthals fluchte Lux. „Warum gerade wir?“
    „ Du warst es schließlich, der ihr eine reingehauen hat, oder?“, meinte James unbeeindruckt. „An deiner Stelle würd ich’s tun, Alter. Du weißt, wie Ella sein kann, wenn sie angepisst ist.“
    Lux grummelte etwas Unverständliches in sich hinein und trat vor. „Ich schwöre, wenn du noch mal versuchst, an mir rumzukauen, ziele ich das nächste Mal auf deine Kehle.“
    Cupcake winselte, und ich runzelte die Stirn. „Hey, sei lieb zu ihr.“
    Ohne viel Aufhebens drückte James dem frischgebackenen Hundepfleger einen Seesack in die Hand, der bis obenhin mit Trockenfleisch vollgestopft war. „Cupcakes Sachen. Ella hat gesagt, sie holt sie ab, wenn sie mal Zeit hat.“
    „Klar, in hundert verdammten Jahren“, murrte Lux, doch James zuckte bloß mit den Schultern.
    „Da kann ich dir nicht helfen. Kate, wir sehen uns gleich wieder. Pass auf dich auf, Lux.“
    Doch Lux schien nicht zuzuhören. Er war bereits gute zehn Schritte marschiert, als ich James einen entschuldigenden Blick zuwarf. „Lux, warte!“
    Ich beeilte mich, zu ihm aufzuholen, und er verlangsamte sein Tempo kaum merklich. „Verfluchte Töle. Das Vieh werden wir nie wieder los“, schimpfte Lux, während er sich lautlos durch den Wald bewegte. „Wenigstens ist James nicht komplett verdorben. Keine Ahnung, warum er’s so gut mit uns meint.“
    „Vielleicht weil das einfach seine Art ist.“ Im Gegensatz zu Casey brach ich lärmend durch das Unterholz, während ich fast rennen musste, um mit seinen langen Schritten mitzuhalten. Wenn Walter uns verfolgen wollte, machte ich es ihm sehr leicht. Nicht, dass Cupcakes lautes Tapsen unauffälliger gewesen wäre.
    Lux stieß einen abfälligen Laut aus. „Ab und zu tun sie gern so, als wären sie anständige Leute. Damit rechtfertigen sie ihre hohe Meinung von sich selbst. Aber du solltest immer daran denken, dass der Rat nichts tut, wenn er nicht irgendwie davon profitiert.“
    Angesichts all der Dinge, die ich in den vergangenen vierundzwanzig Stunden gesehen hatte, färbte seine Bitterkeit auf mich ab. Doch während meiner Zeit in Eden hatte ich mir ein deutlich anderes Bild von den Göttern gemacht. Möglicherweise taten sie nichts ohne Grund, aber waren sie wirklich so eigennützig, wie Lux sie darstellte? „Sie sind nicht so schlimm, wie du denkst.“
    „Aber sie sind auch nicht so gut, wie du denkst.“ Er verlangsamte seinen Schritt und betrachtete mich aus dem Augenwinkel, was mich erröten ließ. „Ich mag dich, Kate Winters. Du bist besser als sie, und du hast auch noch den Mumm, dich ihnen entgegenzustellen. Es ist lange her, dass frisches Blut in den Rat gekommen ist. Wenn du deiner Sache treu bleibst, hast du vielleicht sogar eine Chance, sie dazu zu bringen, mal über den Tellerrand hinauszublicken.“
    „Mir ist nicht daran gelegen, sie zu ändern.“ Doch während ich das sagte, beschlich mich ein ungutes Gefühl. Wenn es das war, was die Zukunft für mich bereithielt – dem Nachhall uralter Ratsurteile zu begegnen und die Menschen zu sehen, deren Leben ihre Entscheidungen zerstört hatten, bloß um der Regeln und ihres Stolzes willen –, dann war ich mir nicht so sicher, ob ich dazu in der Lage war.
    „Das wird sich zeigen.“ Einen langen Moment schwieg Lux. „Du bist keine von ihnen. Du bist anders als sie, und aus diesem Grund wird eins von zwei Dingen geschehen. Entweder wirst du zulassen, dass sie dich verderben, oder du
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