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Die vollkommene Kämpferin (German Edition)

Die vollkommene Kämpferin (German Edition)

Titel: Die vollkommene Kämpferin (German Edition)
Autoren: Aimée Carter
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keine Entschuldigung für Grausamkeit.“
    „In ihren Augen ist es nicht grausam.“
    „Tja, in meinen schon.“
    Vor uns ertönte das Rascheln von Laub, und ich blickte auf. Ella kam auf uns zu, den Bogen in der Hand und einen monströs großen Hund auf den Fersen. Eigentlich liebte ich Tiere, aber dem verfluchten Vieh tropfte bei unserem Anblick der Sabber aus dem Maul, und bei Tieren, die mich als Mittagessen betrachteten, war bei mir eindeutig Schluss.
    „Was flüstert ihr hier vor euch hin?“, wollte sie wissen und berührte den Hund am Kiefer, woraufhin das Tier winselte, als sei es verletzt. Das musste derjenige sein, dem Lux eine verpasst hatte. Ich konnte noch immer nicht gutheißen, was er getan hatte, aber wenigstens hatte das Biest dadurch keine Gelegenheit gehabt, uns bei lebendigem Leib aufzufressen.
    Sofort verfiel Lux wieder in Schweigen und blickte wütend auf seine Hände hinunter. Kurz zog ich in Erwägung, es ebenfalls damit zu versuchen, entschied mich dann aber dagegen. Ella schien nicht persönlich in die Geschichte verwickelt zu sein – sie tat es für Walter und nicht, weil sie einen privaten Rachefeldzug führte. Was bedeutete, dass uns noch eine Chance blieb. Zugegeben, sie war klein, aber ich würde nicht aufgeben, auch wenn Lux das bereits getan hatte.
    „Wir haben darüber gesprochen, dass Lux seinen Bruder für immer verlieren wird“, erklärte ich. „Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie sich das anfühlen muss.“
    Ella verengte die Augen, sagte aber nichts. Auf Eden Manor hatte sie beinah ihren eigenen Zwillingsbruder verloren, auch wenn der Verlust nur zeitweilig gewesen wäre, da sie und Theo beide unsterblich waren. Sie würde niemals mit der Aussicht leben müssen, dauerhaft von ihm getrennt zu sein, selbst wenn seine menschliche Form verging. Lux hatte kein solches Glück.
    „Warum machst du das, Ella?“ Mit zitternden Knien erhob ich mich. Ich mochte zwar neuerdings unsterblich sein, aber offensichtlich bewahrte mich das nicht vor Nervosität. „Du weißt, wie sehr er leidet. Was springt denn bei dieser Geschichte für dich raus?“
    Und immer noch schwieg sie. Zögernd wechselte sie die Position, sodass ich ihr Profil betrachten konnte, und blickte starr geradeaus. Es war mir egal, ob sie mich ignorierte – hören konnte sie mich trotzdem, und das war alles, was wichtig war.
    „Weißt du noch, wie viel Angst du um Theo hattest, als er auf Eden Manor verletzt wurde? Fast hättest du ihn verloren – und für wie lange? Drei Monate? Lux macht gerade genau dasselbe durch, bloß dass er Casey niemals wiedersehen wird. Nicht in drei Monaten, nicht in drei Jahrtausenden. Stell dir einfach mal vor, wie du dich fühlen würdest, wenn die Situation andersherum wäre: Theo wäre als Sterblicher geboren, und bei seinem Tod hättest du einen Deal mit Walter gemacht, dass du deine Unsterblichkeit mit ihm teilen darfst. Und dann findest du heraus – aber erst, als es schon zu spät ist –, dass Walter einfach so die Regeln geändert hat, sodass ihr niemals zusammen sein könntet. Was hättest du getan?“
    Ella schwieg weiter, doch mittlerweile hatte sie den Blick gesenkt. Immerhin.
    „Ich wette, du hättest dasselbe getan – du liebst Theo so unglaublich, dass du in die Unterwelt eingedrungen wärst und ihn aufgespürt hättest. Und du hättest alles in deiner Macht Stehende getan, um für seine Sicherheit zu sorgen. Selbst wenn es bedeutet hätte, sich Walter entgegenzustellen und jahrtausendelang auf der Flucht zu sein. Das wäre es dir wert gewesen, stimmt’s? Nicht um dem Rat eins auszuwischen, sondern weil du jedes Risiko eingegangen wärst, solange ihr zwei nur hättet zusammen sein können – zur Hölle mit den Konsequenzen.“
    Sie öffnete den Mund, so als wollte sie etwas sagen, doch dann presste sie die Lippen wieder aufeinander und schüttelte den Kopf. Den Bogen hielt sie so fest gepackt, dass ihre Knöchel weiß hervortraten, und ich stieß einen frustrierten Laut aus. Zwei Minuten. Mehr brauchte ich nicht. Sie musste gar nichts machen – bloß uns den Rücken zuwenden und so tun, als könnte sie nicht hören, was vor sich ging.
    „Ella?“, rief James. Irgendwann im Lauf meiner Unterhaltung mit Lux war er in den Wald davongeschlendert. Jetzt war er zurück, ein Blatt hinters Ohr geklemmt. Ich wollte es gar nicht erst wissen.
    Ella sah auf. „Was?“
    „Ich freu mich auch, dich zu sehen“, entgegnete James mit hochgezogener Augenbraue. „Walter
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