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Die Vinetaner - Rusana

Die Vinetaner - Rusana

Titel: Die Vinetaner - Rusana
Autoren: Elisa Vordano
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Blut trinken.“
Christian nickte und starrte verlegen das Frühstück an, das der Arzt neben seinem Bett auf ein Schränkchen gestellt hatte. Dr. Kensit ignorierte seine Verlegenheit und erklärte:
„Mejuna Ruven hat mir erzählt, dass Sie uns noch heute verlassen wollen, weswegen ich gerne meine Abschlussuntersuchung durchführen würde. Bitte legen Sie sich zurück.“
Christian tat es und ließ die Untersuchung über sich ergehen. Dr. Kensit überprüfte seinen Blutdruck und den Puls, hörte Herz und Lunge ab, tastete seine Rippen sowie die Bauchgegend ab und entlockte Christian dadurch hin und wieder ein schmerzhaftes Stöhnen. Besonders seine Rippen waren sehr druckempfindlich. Um sich abzulenken, fragte er:
„Können Sie mir sagen, wann mich jemand zum U-Boot bringen wird?“
„Das kann noch zwei bis drei Stunden dauern.“
„Das ist ja nicht mehr allzu lange. Was bedeutet eigentlich Mejuna? König?“
„Ja, das tut es.“
„Und Schakuta Ru?“
Auf die konzentrierten Züge des Arztes trat ein Lächeln.
„Es bedeutet hübscher Retter. Hat Meju Rusana Sie so genannt?“
Christian räusperte sich verlegen und Dr. Kensits Lächeln verwandelte sich in ein breites Grinsen. Glücklicherweise ging der Arzt nicht weiter auf das Thema ein, sondern setzte seine Untersuchung fort, und als er fertig war, erklärte er:
„Das sieht alles gut aus. Ich denke, in drei Tagen werden Sie nichts mehr von Ihren Verletzungen spüren. Von meiner Seite spricht also nichts dagegen, dass Sie uns verlassen. Mejuna Ruven hat Kleidung für Sie ins Bad legen lassen. Ich hoffe, sie passt.“
Christian bedankte sich und stattete dem Bad einen Besuch ab, nachdem Dr. Kensit das Zimmer verlassen hatte. Die Jeans und das T-Shirt passten gut und nach dem Frühstück lief Christian nervös durch das Zimmer. Dessen freundliche, helle Einrichtung konnte nichts daran ändern, dass er sich elend und einsam fühlte. Die Minuten krochen nur so dahin. Er musste raus aus diesem Raum, sonst würde er noch durchdrehen. Neben dem Fenster befand sich eine Terrassentür, durch die Christian hinaus trat. Vor ihm breitete sich eine gepflegte, parkartige Gartenanlage aus, die terrassenförmig angelegt war und der weite Blick über das Meer hätte ihm den Atem geraubt, wenn er ihn wahrgenommen hätte. Aber Christian war viel zu deprimiert, um sich die Gegend anzusehen. Seine Gedanken kreisten um Rusana, seine hoffnungslose Liebe zu ihr und um seine Zukunft. Er hatte Angst vor sich selbst, vor dem, was er geworden war. Unaufmerksam spazierte er zwischen blühenden Büschen hindurch, bis ein großer schwarzer Vogel mit einem lauten ‚Raok“ vor seinen Füßen landete und aufgeregt um ihn herumhüpfte.
„Naku!“, rief Christian erschrocken. „Was machst du denn hier?“
„Ich würde ja gerne behaupten, dass er sich Sorgen um dich macht“, erklang Egberts Stimme hinter ihm, „aber in Wahrheit bettelt er dich um Futter an.“
Christian fuhr zu dem Gardisten herum.
„Und was machst du hier?“
„Ich mache mir Sorgen um dich, mein Sohn.“
„Sohn?“, rief Christian entrüstet. „Zuerst bin ich dein Junge und jetzt dein Sohn?“
„Aber sicher doch. Was glaubst du, was ich für dich empfinde? Ich habe dich verwandelt! Wir sind miteinander verbunden und deine Emotionen bombardieren mich schon den ganzen Morgen. Was macht dir so zu schaffen? Warum hast du es so eilig, von hier wegzukommen?“
„Das geht dich nichts an!“
Egberts Augen blitzen belustigt auf.
„Und wie mich das etwas angeht. Du glaubst doch nicht, dass ich dich alleine gehen lasse. Ich werde dich begleiten, denn du hast noch viel zu lernen.“
„Und was zum Beispiel?“, fragte Christian gereizt, obwohl er genau wusste, was Egbert meinte. Schließlich traute er sich selbst nicht über den Weg.
„Zum Beispiel, wie du mit deinem Verlangen nach Blut umgehst, ohne eine Gefahr für die Menschen um dich herum zu sein. Außerdem musst du noch lernen, wie du ihre Gedanken und ihr Gedächtnis manipulieren kannst, ohne ihnen zu schaden. Auch deine eigenen Gefühle solltest du abschirmen können, denn sie prasseln auf mich ein wie ein Gewittersturm und das macht mich allmählich kirre.“
Egbert unterbrach seinen Redeschwall, kramte in seiner Hosentasche und warf Naku - der an Christians Hosenbein herumpickte, um dessen Aufmerksamkeit zu erregen und diesen dadurch gewaltig ablenkte - ein Leckerli zu. Danach trat er dicht an seinen Schützling heran und tippte mit seinem Zeigefinger gegen dessen
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