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Die Vinetaner - Rusana

Die Vinetaner - Rusana

Titel: Die Vinetaner - Rusana
Autoren: Elisa Vordano
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Brust.
„Also, was ist los mit dir? Warum willst du fluchtartig von hier verschwinden? Warum willst du Rusana nicht mehr sehen und bringst sie dazu, Rotz und Wasser zu heulen?“
„Sie weint?“ Christin war verwirrt. „Das verstehe ich nicht. Für sie ist die Welt doch jetzt in Ordnung. Sie hat ihren Marco wieder und kann glücklich sein.“
Christians Worte klangen verbittert, was Egbert nicht entging. Kommentarlos packte er ihn am Arm und zog ihn mit sich durch den Garten.
„Wohin gehen wir?“
„Ich möchte dir etwas zeigen.“
Egbert dirigierte ihn um einige verwinkelte Ecken des Schlosses herum - dessen Pracht Christian nach wie vor keine Beachtung schenkte - bis er, einige Gartenebenen höher, abrupt stehen blieb. Gute zwanzig Meter vor ihnen saß Ruven zusammen mit einem Mann auf einer Bank, der in eine Decke gehüllt war.
„Das da ist dein Großvater Marco.“
Christian blinzelte, öffnete seinen Mund und schloss ihn wieder. Ruven und Marco saßen so dicht beieinander, dass ihre Körper sich berührten. Diese Tatsache hätte Christian noch nicht umgehauen, aber dass die beiden Männer sich zärtlich küssten, brachte ihn aus der Fassung.
„Was?“ Egbert schmunzelte, während er sich zurückzog und Christian signalisierte, ihm zu folgen. „Hast du noch nie einen König kennengelernt, der sich in einen Mann verliebt hat?“
„Nun ja ... ehrlich gesagt nicht.“
„Tja, dann kennst du jetzt einen. Marco ist heute Nacht endgültig aufgewacht und noch etwas benommen.“
Christians Herz begann zu hämmern, als Hoffnung und Wut in ihm aufstiegen.
„Warum hat mir das keiner gesagt!?“ Dieses Mal bohrte er seinen Finger in Egberts Brust. „Du wusstest doch genau, was ich für Rusana empfinde. Bei der Hütte hast du mich sogar ausgelacht!“
„Ich hätte blind sein müssen, um nicht zu bemerken, dass ihr beide etwas füreinander empfindet. Aber ich werde mich hüten zu beurteilen, ob ihr beide euch wahrhaftig liebt.“
Für einen Moment rollten Egberts Gefühle über Christian hinweg. Er empfand tiefe Enttäuschung und Verletztheit, als seien es seine eigenen Emotionen und doch wusste er, dass es Egberts waren. So schnell, wie sie über ihn hereingebrochen waren, verschwanden die Emotionen auch wieder, als Egbert die Risse in seiner Schutzmauer schloss. Leise erklärte er:
„Tut mir leid. Ich hatte mich nicht im Griff. Vor Jahren glaubte ich, meine große Liebe gefunden zu haben, aber ich hatte mich getäuscht. Ich bin also kein Experte für solche Dinge.“
„Und warum hat Rusana mir gegenüber immer so getan, als liebe sie Marco?“
„Hat sie das? Vielleicht hast du dir das auch nur zusammengereimt, weil sie sich zurückgehalten hat. Sie hatte Angst davor, sich in dich zu verlieben, weil Ruven ihr gesagt hat, sie müsse auf ihre Gefühle achten. Sie hat diese Aussage so interpretiert, dass sie sich auf keinen Fall in Marcos Nachkommen verlieben darf, da sonst der Fluch nicht gebrochen werden kann. Doch es war genau anders herum. Nur weil Rusana sich in dich, in Marcos Nachkommen, verliebt hat, konnte der Fluch gebrochen werden. Ruven hat sich nie getraut, ihr die Wahrheit zu sagen.“
Christian brauchte einen Moment, um das Gesagte zu begreifen.
„Heißt das, wenn ich ein alter Mann oder eine Frau wäre, hätte Rusana sich auch in mich verlieben müssen, um den Fluch zu brechen?“
„Genau. Du kannst sicher verstehen, warum Ruven ihr diesen Teil des Fluches verschwiegen hat, oder?“
Christian nickte aufgewühlt. Der Fluch war gebrochen, was bedeute, dass Rusana ihn liebte. Selbst wenn sie wollte, konnte sie das nicht leugnen.
„Wo ist sie?“
„Ihre Privatgemächer liegen gleich hinter Ruvens.“
„Komme ich dahin, ohne meinem Großvater und Ruven in die Arme zu laufen?“
Egbert lachte leise.
„Sicher, wenn wir uns durch die Büsche schleichen. Komm mit!“
Christian folgte dem Gardisten durch den weitläufigen Garten und lernte unterwegs, dass er mühelos auf eine zwei Meter hohe Mauer springen konnte. Egbert blieb hinter einem Busch stehen und deutete durch die Blätter und Zweige hindurch auf Rusana, die verloren auf der zu ihren Gemächern gehörenden Terrasse saß.
„Ich lasse dich jetzt alleine“, erklärte Egbert, doch bevor er sich entfernte, meinte er schalkhaft grinsend:
„Du solltest ein paar Mal tief durchatmen, sonst stirbst du noch an einem Herzinfarkt, bevor du bei ihr ankommst.“
Beinahe hätte Christian seinen Mentor angeknurrt. Er wusste selbst, dass sein Herzschlag
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