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Die Vinetaner - Rusana

Die Vinetaner - Rusana

Titel: Die Vinetaner - Rusana
Autoren: Elisa Vordano
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gefunden hatte, waren die Gräber von Marcos Eltern. Rusana hatte einfach zu wenig Informationen. Sie wusste nur, dass Marcos damalige Bettgespielin Katrin Müller hieß, die Beziehung in die Brüche ging, noch bevor der Nachwuchs geboren wurde, und dass Marco damals in München lebte. Wo Katrin Müller abgeblieben war und welche Namen ihre Nachkommen heute trugen, wusste Rusana nicht. Sie wusste noch nicht einmal, ob Katrin auch in München gelebt hat. Hinweise darauf hatte sie keine gefunden. Sollte Katrin Müller geheiratet haben, konnte sie heute jeden Namen der Welt tragen, genauso wie ihre Nachkommen.
Aber Rusanas einziger Anhaltspunkt war nun einmal der Name Katrin Müller und leider war die Frau nicht mehr auffindbar, da halfen auch die Einwohnermeldeämter nicht weiter. Rusana war auf ihrer Suche sogar Spuren bis nach Amerika gefolgt, jedoch ohne Erfolg. Katrin Müller blieb verschollen. Zurzeit konzentrierte Rusana sich wieder auf Deutschland und klapperte eine Stadt nach der anderen ab. Sie stattete jeder Person, die Müller hieß, einen Besuch ab. Egal, ob männlich oder weiblich, denn sie wusste nicht, ob Katrin Müller einen Jungen oder ein Mädchen zur Welt gebracht hatte. Natürlich auch nicht, ob deren Nachkommen männlich oder weiblich waren. Es war deprimierend. Aussichtslos. Aber Rusana durfte nicht aufhören zu suchen. Sie musste weiter machen, auch wenn sie sich ausgebrannt fühlte. Für sich, für Marco und für ihren Bruder Ruven. Der Fluch musste gebrochen werden und dafür brauchte sie nun einmal einen Nachkommen von Marco Richter. Für heute standen noch zwei Namen auf ihrer Liste. Der erste war Christian Müller. Ihm wollte sie auf jeden Fall noch einen Besuch abstatten, bevor sie sich ein Hotel suchte.
    Rusana folgte den Anweisungen ihres Navigationsgerätes. Als die Frauenstimme verkündete, dass sie ihr Ziel erreicht habe, stoppte sie und starrte auf den Wendeplatz vor sich sowie den dahinterliegenden Wald.
„Weiter geht es hier auch nicht“, murmelte sie. „Gut, dass Christian Müller nicht irgendwo im Unterholz haust. Ich hätte jetzt echt keinen Bock mehr, durch die Büsche zu rennen.“
Sie parkte den Wagen vor dem letzten Haus, stellte den Motor ab und verglich noch einmal die Hausnummer mit ihrer ausgedruckten Anschrift. Sie passte.
Rusana schloss die Augen und versuchte sich zu entspannen. Sie war müde, aber das hier würde ja schnell gehen. Wie immer würde es heißen: Leider einer Niete, bitte versuchen Sie beim nächsten Müller ihr Glück.
Rusana öffnete ihre Augen wieder, als neben ihr ein Wagen entlangfuhr und auf dem Wendeplatz hielt. Kurz darauf stiegen zwei dunkel gekleidete Männer aus und öffneten die Heckklappe ihres altersschwachen Kombis. Sie blickten sich kurz um, bemerkten sie in ihrem Wagen jedoch nicht und begannen, Müll auszuladen und in den Wald zu schmeißen. Rusana zog ein wenig verwundert die Brauen hoch. Wieso machten die Männer das nicht an einem dunkleren Abend? Selbst für einen Menschen, der nachts nicht so gut sehen konnte wie sie, waren die beiden im Licht des Mondes und der genügend vorhandenen Straßenlampen gut zu erkennen.
„Ihr Idioten hättet euren Müll auch mitten am Tag hier abladen können. Ich glaube kaum, dass es dann belebter wäre, als jetzt.“
Ein weiterer Wagen fuhr an ihr vorbei und parkte genau vor ihrem. Rusana rutsche etwas tiefer in ihren Sitz und schüttelte den Kopf. Hier war doch mehr los, als sie eben noch geglaubt hatte.
Der Fahrer des neu angekommenen Wagens stieg aus, öffnete die Hintertür und nahm eine graue Styroporbox vom Rücksitz. Da hatte wohl jemand Pizza bestellt. Der junge Mann, Rusana schätze ihn auf zwanzig, ging um seinen Wagen herum und stockte, als er die beiden Männer bemerkte, die nun auf ihn zukamen. Sie waren nur noch fünf Schritte entfernt und bevor Rusana sich fragen konnte, was die beiden Umweltsünder vorhatten, rief einer von ihnen gedämpft:
„Du hast doch bestimmt Geld dabei! Her damit!“
Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, zogen sie Klappmesser aus ihren Jackentaschen und öffneten sie drohend. Rusana lächelte. Sie hatte Hunger und außer einem Happen Pizza könnte sie durchaus ein wenig Blut vertragen. Sie nahm ihre Umhängetasche vom Nebensitz - schließlich hatte sie noch einen Besuch vor sich - und griff nach dem Türöffner. Sie hielt überrascht inne, als sich ein weiterer Mann ins Spiel einmischte. Er stand barfuß und mit offenem Hemd in der Haustür und drohte,
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