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Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole

Titel: Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole
Autoren: S Townsend
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zwangsräumen lassen. Die Wohnung war völlig verdreckt, und der Hund der beiden hat die ganze Nachbarschaft terrorisiert.«

Freitag, 4. Februar
    The Lawns
     
    Glenn wurde vom Unterricht ausgeschlossen, weil er das Gerücht verbreitete, die Schulkrankenschwester, Mrs McKye, sei eine Massenmörderin. »Es war nur ein Witz, Dad«, protestierte er. »Sie bringt seit dreißig Jahren fünf Tage die Woche Kopfläuse um.«
    Ich erklärte ihm die Sache mit dem Serienmörder Dr. Harold Shipman und gab ihm den guten Rat, sich fürs Erste jeglichen Kommentar über Ärzteschaft und Pflegeberufe zu sparen. Am Samstag ziehen wir in den Arthur Askey Way 13 in der Gaitskell-Siedlung.

Samstag, 5. Februar
    Arthur Askey Way 13, Gaitskell-Siedlung
     
    Ich kann gar nicht verstehen, warum niemand dieses Haus mieten wollte.
    Es ist trocken, verfügt über Zentralheizung, hat drei separate Schlafzimmer, ein neues Badezimmer, eine gut ausgestattete Küche und einen großen Wohn-Ess-Bereich. Die Fenster sind doppelverglast und es gibt sowohl einen Vorgarten mit einem gepflasterten Autostellplatz als auch hinter dem Haus noch einen Garten mit einem mittelgroßen Baum darin. Außerdem wurde es auf Kosten des Sozialamts komplett renoviert.
    Als ich Pamela Pigg von der Obdachlosenabteilung des Wohnungsamtes fragte, warum das Haus seit über einem Jahr leer stehe, antwortete sie: »Ich muss Ihnen sagen, Mr Mole, dass dieses Haus berüchtigt ist.«

    Weiter wollte sie sich dazu nicht äußern. Vielleicht hat hier einst ein berühmter Sohn Leicesters gelebt. Der Stürmer Gary Lineker oder gar Willie Thorne, das Snooker-As? Beide stammten aus bescheidenen Verhältnissen, bevor sie ihre jeweilige Leiter ins Land des Ruhmes erklommen.
    Glenn und William haben gemischte Gefühle, was unseren Umzug betrifft. Natürlich freuen sie sich über ihr eigenes Zimmer, aber Glenn meinte: »Ich bin nicht hart genug für Gaitskell, Dad, und du auch nicht.« William wollte wissen: »Warum haben alle Geschäfte Stacheldraht vor den Fenstern?«
    Ich tischte ihm eine absurde Lüge auf, dass die englische Territorialarmee die Einkaufsstraße am Wochenende für militärische Übungen nutzt, doch ihm war deutlich anzusehen, dass selbst er – der leichtgläubigste Junge der Welt – mir das nicht abnahm. Man muss den Dingen ins Auge sehen: Wir wohnen ab jetzt unter Angehörigen der Klasse, die Soziologen als »Unterschicht« bezeichnen und die mein Vater, der widerstrebend den Lieferwagen mit meinen spärlichen Möbelstücken steuerte, »Teufelsbrut« nannte.
    Unsere unmittelbaren Nachbarn allerdings, die Ludlows, deren Haus durch eine gemeinsame Mauer unmittelbar an unseres anschließt, scheinen eher von der stillen Sorte zu sein. Bisher habe ich keinen Pieps von ihnen gehört. Ich kenne ihren Namen nur, weil jemand mit schwarzer Lackfarbe »Hier wohnen die Ludlows« auf die Fassade geschrieben hat.

Sonntag, 6. Februar
    Ich ließ die Jungs vor dem Fernseher sitzen und ging zu Fuß zum Zeitungsladen. An der vergitterten Tür hing ein Zettel: »Keine Abgabe von Klebstoff und Zigaretten an Minnejährige, Sturmhauben müssen abgenommen werden.« Ich nahm meine Sturmhaube ab und ging hinein.
    Hinter der Theke stand ein südasiatisch aussehender Mann. Eine Frau – vermutlich seine Gattin – füllte die Regale mit Zeitschriften auf, die ich als pornografisch zu erkennen glaubte.
    »Guten Morgen«, grüßte ich fröhlich. »Den Observer , bitte.«
    »Da kommen Sie zu spät, mein Freund, der Pfarrer war schon da und hat ihn gekauft«, sagte der Mann mit breitestem Leicester-Akzent.
    »Sie haben nur ein Exemplar einer hervorragenden überregionalen Zeitung vorrätig?«, vergewisserte ich mich.
    »Nee, wir haben haufenweise.« Er deutete auf die News of the World , die People und die Sunday Sport .
    Ich bat ihn darum, künftig zwei Exemplare des Observer zu bestellen. Bereits im Gehen fragte ich so liebenswürdig wie nur irgend möglich: »Verstößt es nicht gegen Ihre Religion, Pornografie anzubieten?«
    Er war entrüstet. »Nein, ich bin Katholik, wir kommen aus Goa, und überhaupt ist ein nackter weiblicher Körper doch was ganz Natürliches. Was haben Sie denn dagegen?«
    Ich fürchte, mit den Goanern hatte ich nicht den besten Start. Am Eingang zu dem kleinen Supermarkt Food Is U ließ ich mich von einem dicken Kerl in Wachmannuniform durchsuchen und ging dann hinein, um ein paar Croissants und eine Tüte direkt gepressten Orangensaft zu kaufen.
Nach Hause kam ich mit
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