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Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole

Titel: Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole
Autoren: S Townsend
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Seitenmauer des Kaufhausgebäudes abseilt. William war völlig verzückt vom Anblick des an einem Kletterseil schwingenden Weihnachtsmanns, aber Glenn blickte sich pausenlos nervös in der Zuschauermenge um. »Wenn mich
einer aus der Schule hier sieht«, sagte er, »bin ich ein toter Mann, Dad.«
    Es standen bestimmt 70 Leute vor uns in der Schlange zum Weihnachtsmann, die sich quer durch die Spielzeugabteilung, vorbei an der Bettwäsche bis in die Kleinelektronik wand. Um uns Wartende zu besänftigen, lief das Vaterunser, gesungen von Sir Cliff Richard zur Melodie von »Auld Lang Syne«, vom Band. Ein alter Mann, der mit seiner Urenkelin da war, murmelte: »Ich hab doch nicht in zwei Weltkriegen gekämpft, damit Cliff Richard sich die Taschen vollmachen kann, indem er das Vaterunser ausschlachtet.«
    Ein Schotte hinter ihm bemerkte: »Genau, und außerdem verhunzt der Penner das schöne Lied.«
    Ich ließ meine Söhne kurz allein in der Schlange und ging hinüber zu Boots, um mir eine Schachtel Nurofen-Schmerztabletten und ein Päckchen Starburst zu kaufen (nach beidem bin ich latent süchtig). Auf meinem Weg durch das Einkaufszentrum Foxhunter kam ich an einem dicken Elf vorbei, der eine Zigarette rauchte. Ich trat auf ihn zu und fragte: »Verzeihung, aber sind Sie einer der kleinen Helfer des Weihnachtsmanns?« Er kniff mürrisch die Augen zusammen und antwortete: »Ich hab grade Pause. Was wollen Sie denn?«
    Ich erklärte ihm das mit der Schlange bei Debenhams und bat ihn mit Verweis auf Glenns Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom um Hilfe. Während wir gemeinsam zur Weihnachtsmann-Schlange zurückliefen, erzählte der dicke Elf, dass er gerade von seinem Posten als Abteilungsleiter bei der NatWest-Bank gefeuert worden sei. Er meinte, Elfenarbeit sei schwieriger, als sie aussehe – Heiterkeit falle ihm nicht leicht. Das konnte ich nachempfinden.

    »Vielleicht könnten wir uns ja mal abends auf ein Bier treffen«, schlug er vor. Ich betrachtete seine wässrigen Augen und den Bierbauch, der über die grüne Strumpfhose quoll, und gab ihm eine falsche Telefonnummer. Der Elf nahm uns mit den Worten »Platz da, machen Sie Platz für diese vom Schicksal schwer geschlagene Familie« direkt mit nach vorn zur Spitze der Schlange. Die Menschen traten unter viel Rätselraten beiseite, wer von uns dreien wohl unheilbar krank sein mochte.
    Der Weihnachtsmann war eine Schande: sein Bart hing schief, und er gab sich keinerlei Mühe, seine Reebok-Turnschuhe zu verstecken. Für William allerdings reichte die Täuschung vollauf, und er wünschte sich einen Barbie-Friseursalon.

Samstag, 27. November
    Wisteria Walk, Ashby-de-la-Zouch, Leicestershire
     
    Meine Mutter hat heute zum vierten Mal geheiratet. Sie ist auf dem besten Weg, die Elizabeth Taylor von Ashby-de-la-Zouch zu werden. Leider wurde ihr Bräutigam Iwan Braithwaite von seiner Lehrerin für Kreatives Schreiben an der Abendschule dazu ermuntert, ein »Milleniums-Eheversprechen« zu verfassen. Ich musste den Kopf abwenden, als er meine Mutter ansah und gelobte: »Pauline, meine zukünftige Ehefrau, ich schwöre dir, dich emotional, spirituell und physisch zu lieben, für immer und ewig, plus einen Tag extra.«
    Als meine Mutter darauf entgegnete: »Iwan, mein zukünftiger Ehemann, ich schwöre, dich in deinen Lebensentscheidungen zu unterstützen, deine verborgene Verletzlichkeit zu berücksichtigen und mich mit aller Kraft deinen
sexuellen Bedürfnissen zu widmen«, musste ich beinahe fluchtartig das Standesamt verlassen. Das »Ja, ich will« hat meine Mutter im Endeffekt gar nicht gesagt, weil sie eine verirrte Hutfeder in der Kehle stecken hatte und einen Erstickungsanfall erlitt. Macht das die Trauung ungültig? Ich hoffe doch.
2:00 Uhr
    Habe an meiner Serienmörder-Komödie Der weiße Lieferwagen für die BBC gearbeitet. Es geht gut voran.

Mittwoch, 1. Dezember
    Wisteria Walk, Ashby-de-la-Zouch, Leicestershire
     
    Heute Morgen habe ich eine Dose Riesenbockwürste im Bett meiner Mutter gefunden. Ein verstörendes Bild; es erinnerte mich irgendwie an meine erste und einzige Reise nach Amsterdam. Eigentlich hatte ich vorgehabt, sie mit frisch gewaschener Bettwäsche zu überraschen, wenn sie aus den Flitterwochen in Pompeji zurückkehrt. Aber unter den gegebenen Umständen zog ich einfach nur die Decke glatt und schüttelte die Kissen auf.

Donnerstag, 2. Dezember
    Nach drei Wochen Warten bekam ich endlich einen Termin bei dem neuen praktischen Arzt Dr. Ng. Ich fragte
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