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Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole

Titel: Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole
Autoren: S Townsend
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ihn, ob er mit Dr. Ng in London verwandt sei, den ich früher gelegentlich konsultierte. Er verneinte. Ich sagte, das überrasche mich, da Ng so ein ungewöhnlicher Name sei. Aus
unerfindlichem Grund nahm er daran Anstoß und blaffte: »Es gibt Millionen von Ngs auf der Welt.«
    Ich spürte, dass ich einen Fauxpas begangen hatte, und lenkte das Thema rasch auf meine Gesundheit. Nachdem ich ihm erklärt hatte, dass ich seit etwa fünf Jahren täglich mindestens fünf Päckchen Opal Fruits brauche, legte er seine Stirn in Falten. »Opal Fruits?«, vergewisserte er sich.
    »Ja, diese Fruchtkaubonbons. Inzwischen wurde der Name zu Starburst geändert«, ergänzte ich, nicht imstande, der Bitterkeit in meiner Stimme Herr zu werden. Ich erzählte ihm von der Panikattacke, die ich erst kürzlich erlitten hatte, als keine Opal Fruits mehr im Haus waren. Wie ich bei strömendem Regen um drei Uhr morgens zur BP-Tankstelle gelaufen war, um welche zu besorgen. »Haben Sie einen Rat für mich?«
    »Ja«, sagte er und wandte sich seinem Computer zu, auf dem meine Krankenakte aufgerufen war. »Kaufen Sie die Dinger im Großhandel.«
    Ich hatte mir einen Doppeltermin geben lassen, deshalb berichtete ich ihm in aller Ausführlichkeit von meiner neuesten Phobie – in den Krater eines aktiven Vulkans zu stürzen. Ob ich mich um professionelle Hilfe bemühen solle? »Nein«, meinte Dr. Ng, »Sie sollten sich von Vulkanen fernhalten.« Zum ersten Mal in meinem Erwachsenenleben verließ ich eine Arztpraxis ohne ein Rezept. Auf dem Weg nach draußen fragte ich Mrs Gringle, die Arzthelferin, was der gelbe Punkt auf meiner Krankenakte zu bedeuten habe. »Zeitverschwender«, antwortete sie kalt. Sie kann unsere Familie nicht leiden, seit meine Mutter einmal am ersten Weihnachtsfeiertag den Arzt rief, weil mein Vater eine volle Karaffe Stolichnaya Wodka geleert hatte, in dem Glauben, es sei stilles Mineralwasser.

Freitag, 3. Dezember
    Ein peinlicher Moment am Frühstückstisch. Glenn sagte: »Ich finde, du solltest William die Wahrheit über den Weihnachtsmann sagen, Dad.« Wie ich erfuhr, hat William in der Vorschule am Computer ausgerechnet, dass der Weihnachtsmann 15 Trillionen Stunden bräuchte, um jedes Kind auf der Welt persönlich aufzusuchen. Soll ich die Farce aufrechterhalten, dass das Spielzeug in Grönland von Elfen hergestellt wird, oder sollte ich bekennen, dass der Plastikmüll, den er sich so sehnlichst wünscht, aus Taiwan hierher verschifft und dann per Container ins Spielzeuggeschäft verfrachtet wird?

Samstag, 4. Dezember
    William ist verwirrt wegen des Blair-Babys. Seit er die Berichte in den Fernsehnachrichten gesehen hat, bildet er sich ein, es handele sich um den neuen Messias. Was haben Glenn und ich gelacht! Wobei sich auf meine Nachfrage bei Glenn, was er denn über den Messias wisse, herausstellte, dass er noch nie von ihm gehört hat. »Ich hab nur gelacht, weil du gelacht hast«, sagte er.

Sonntag, 5. Dezember
    War heute bei meinem Vater und seiner nicht mehr ganz neuen Ehefrau Tania zum Tee in ihrem Haus The Lawns. Zu meiner großen Freude kam auch Pandora, die in pinkfarbenem Kaschmir ganz hinreißend aussah. Ich erzählte ihr, dass ich auf dem Postamt zufällig Klagen mit angehört
habe, sie vernachlässige die Wähler ihres Wahlkreises. »Aber ich spreche doch gerade mit dir, oder etwa nicht?«, gab sie ärgerlich zurück. Bei dieser günstigen Gelegenheit bat ich sie um ihre Hilfe dabei, die übliche Wartezeit für eine Sozialwohnung abzukürzen. »Bist du wahnsinnig? Ich kann mich doch unmöglich dabei erwischen lassen, meinem Halbbruder zu helfen.« Sie drückte eine Kurzwahl auf ihrem Handy und hinterließ eine Nachricht. »Ken, Schätzchen! Dobbos Lager streut in den Medien, dass du dir im Gartenteich eine tödliche Pilzinfektion eingefangen hast.« Dann wählte sie erneut. »Dobbo, Schätzchen, Kens Leute behaupten der Presse gegenüber, du wärest gesichtet worden, als du dir im Baumarkt einen Strick gekauft hast.« Sie war schon immer eine Unruhestifterin.

Dienstag, 7. Dezember
    Wisteria Walk, Ashby-de-la-Zouch, Leicestershire
     
    Heute Abend kam meine Mutter aus den Flitterwochen zurück. Sie beschwerte sich über das schlechte Wetter in Pompeji und sprach davon, Cheapo Tours verklagen zu wollen. Ein offizielles Beschwerdeformular hat sie bereits ausgefüllt, in dem sie lügt, sie sei gezwungen gewesen, sich einen Kaschmirpullover, einen Paschminaschal und eine Gucci-Lederjacke zu kaufen, um
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