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Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole

Titel: Die verschollenen Tagebücher des Adrian Mole
Autoren: S Townsend
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nicht zu frieren. Als ich sie darauf hinwies, es sei absurd, im Dezember blauen Himmel und Sonnenschein zu erwarten, erwiderte sie, man habe sie glauben machen, der Vesuv würde »etwas Resthitze« abgeben. »Wer hat denn das erzählt?«, fragte ich. »Ein Geologe, den ich im Internet kennengelernt habe«, entgegnete sie. Ich riet ihr, auf die Klage zu verzichten.

Mittwoch, 8. Dezember
    William hat sich das mit dem Barbie-Friseursalon anders überlegt. Er verlangt jetzt dasselbe Geschenk, das Brooklyn Beckham bekommt – einen Spielzeug-Ferrari von Harrods für 45.000 Pfund.
    Ich gestehe, dass mich das verärgert und erbittert. Beckham Junior ist neun Monate alt und hat noch nie in seinem Leben einen Handschlag gearbeitet, und doch wird er schon bald in Saus und Braus leben. Wohingegen ich gerade mal so über die Runden komme. Wo bleibt da die Gerechtigkeit?

Donnerstag, 9. Dezember
    Termin im Jobcenter New Deal, 10:15 Uhr. Meine zuständige Sachbearbeiterin heißt Catherine Root. Sie ist an sich nicht unansehnlich, obwohl ihr mal jemand stecken sollte, dass so ein Schielen heutzutage durchaus zu beheben ist. Ms Root notierte sich meine Qualifikationen und bisherige Berufserfahrung:
    Bibliothekar, Beauftragter des Umweltministeriums für die Wassermolch- und Kreuzkrötenstatistik, Innereienkoch und Fernsehmoderator. »Eine ziemlich eklektische Mischung«, bemerkte ich, um sie zu beeindrucken und davon zu überzeugen, dass ich nicht einfach irgendein Arbeitssuchender war, sondern über einen umfangreichen Wortschatz verfügte, und es daher eine Verschwendung wäre, mich in den Außenanlagen irgendeines Verwaltungsgebäudes Laub zusammenrechen zu lassen.
    »Haben Sie einen Hochschulabschluss?«, erkundigte sie sich und sah mir beinahe in die Augen. »Nein«, gab ich zu.
»Aber ich habe früher einmal in Oxford mit Dr. Pandora Braithwaite, inzwischen Parlamentsabgeordnete, zusammengewohnt.« Das war ein Fehler, denn Ms Root entpuppte sich als Kritikerin Pandoras und stellte eisig fest, dass sie ihrer Ansicht nach den Kontakt zu den Wählern ihres Wahlkreises verloren habe. Als ich sie nach Beweisen für diese Behauptung fragte, erzählte Ms Root, Pandora habe eine Anfrage zur Einweihung der neuen Toilettenanlagen des Jobcenters abgelehnt und damit bei vielen für Enttäuschung gesorgt. Als ich das Amt verließ, hatte ich einen Termin bei einem Mr Nobby Brown bei Browns Geflügelhof morgen um 11 Uhr.

Freitag, 10. Dezember
    Ich habe jetzt eine Anstellung als Truthahn-Rupfer. Für 3,50 £ ziehe ich frisch verendeten Vögeln die Federn heraus. Mit sechs Frauen arbeite ich in einem schlecht beleuchteten Schuppen. Der Lärm und das Gegacker sind unbeschreiblich, und die Truthähne, die nebenan geschlachtet werden, machen auch einen ganz schönen Krach.
23:00 Uhr
    War heute in Glenns Schule, um mir das Weihnachtsmusical anzusehen: Jesus in Las Vegas – ein Star wird geboren, aus der Feder von Roger Patience, dem Rektor. Glenn spielte einen Croupier, der bei der Geburt half.
    Einige aus dem Publikum brachte es sichtlich etwas aus der Fassung, dass Maria in einem trägerlosen Paillettenkleid auf die Bühne kam und gemeinsam mit Josef im Smoking »All Shook Up« sang, aber ich kam damit spielend
zurecht. Ich bin vertraut mit Avantgarde-Theater. Ich war mehrfach im Royal Court Theatre in London.

Sonntag, 12. Dezember
    Ich fragte Costas aus dem Kebabladen, warum er heute so schlechte Laune habe. »Wegen dem blöden Tony Blair«, antwortete er, wütend an dem Gyrosfleisch am Spieß herumsäbelnd. »Weil der hat doch sein verfluchtes Versprechen gebrochen, oder etwa nicht?«
    »Welches denn?«, fragte ich. »Das mit dem verfluchten Elgin-Marmorzeug«, knurrte er. Ich erwähnte beiläufig, dass die Türkei kurz vor der Aufnahme in die EU stehe, allerdings erst, als ich bereits auf dem Weg nach draußen war.

Freitag, 24. Dezember
    Heiligabend Wisteria Walk, Ashby-de-la-Zouch, Leicestershire
     
    Ich danke Gott, dass meine Arbeit auf Browns Geflügelhof saisonal und daher vorbei ist. Immerhin ist es mir gelungen, meine Truthahn-Rupf-Arbeit vor meiner Familie zu verheimlichen, wenn auch meine Mutter mich heute Abend fragte, warum ich Federn im Haar hätte. Ich dachte mir eine aberwitzige Geschichte aus, dass ein Kissen geplatzt sei, als ich im Zuge meiner Weihnachtseinkäufe gerade durch die Bettwäscheabteilung bei Debenhams lief. Sie kniff die Augen zusammen und wollte schon etwas entgegnen, da rief Iwan aus der Küche, der
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