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Die Verschollenen

Die Verschollenen

Titel: Die Verschollenen
Autoren: Brian Keene
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auf sie aufmerksam wurde, kam er rüber und schloss sich ihrer Gruppe an. Er ließ sich in den Sand fallen und starrte böse vor sich hin. Becka musterte die Tattoos, die seine Unterarme, seinen Rücken und seine Brust bedeckten. Die meisten von ihnen waren schwarzweiß, und die Tinte war an einigen Stellen verblasst.
    »Was ist los?«, fragte Shonette ihn. »Du hast deine Kappe doch zurückgekriegt.«
    »Ich brauche eine verdammte Zigarette«, erwiderte Troy. »Dreißig Tage in dieser Scheiße und keine einzige Kippe? Was habe ich mir nur dabei gedacht, verfluchter Mist?«
    Jerry wischte sich den weißen Sand vom Arm.
»Warum hast du nicht einfach Zigaretten als deinen Luxusgegenstand mitgebracht, einer ist doch erlaubt?«
    »Weil die Arschlöcher vom Sender mich gezwungen haben, mich zwischen meiner Kappe und meinen Kippen zu entscheiden.«
    »Aber die Kappe ist doch ein Kleidungsstück«, meinte Becka.
    »Da waren die anderer Meinung, und ich gehe ohne meine verdammte Kappe nirgendwo hin.«
    »Warum nicht?«, fragte Jerry.
    »Weil das meine verdammte Glückskappe ist!«, erwiderte Troy fassungslos, als hätte Jerry das wissen müssen. »Ich bin durch das ganze beschissene Land gereist, und diese Kappe ist das Einzige, was immer bei mir war.«
    »Du kommst aus Seattle, oder?«, wollte Becka wissen.
    »Ja. Aber ich bin oft umgezogen. Geboren bin ich in New York. Brackards Point, die stinkige Achselhöhle der Welt. Mein älterer Bruder Sherm und ich sind von zu Hause abgehauen, als ich vierzehn war. Unsere Eltern hat das einen Scheißdreck interessiert. Wir sind von New York nach Florida gegangen und eine Weile dort geblieben. Dann haben wir in Scheiß-Texas gelebt. Dann in Wisconsin, was sogar noch beschissener war als Texas. Schließlich sind wir in Seattle gelandet. Und hängengeblieben. Meine Kappe war die ganze Zeit dabei.«

    »Das ist komisch«, meinte Jerry. »Wenn du schon so lange in Seattle lebst, hätte ich gedacht, dass du eher Entzugserscheinungen nach einem Karamell-Macchiato von Starbucks bekommst, nicht nach Zigaretten.«
    Troys Blick wurde noch finsterer. »Tja, falsch gedacht. Ich hasse dieses Scheißzeug. Starbucks schmeckt wie heiße Katzenpisse. Was ist aus dem guten alten Kaffee geworden? Schwarz, keine Aromen oder schicke Namen, die klingen, als hätte man Französisch und Italienisch durch den Fleischwolf gedreht? Dieses Land geht den verdammten Bach runter. Nicht jeder aus Seattle ist ein Starbucks-verliebter Arsch. Ich hasse Starbucks. Gebt mir einfach einen schlichten Pulverkaffee. Wenn ich Vanille will, esse ich Eiscreme. Versteht ihr, was ich meine?«
    »Schätze schon.« Jerry zuckte mit den Schultern. »Also, ich mag ihre Iced Cappuccinos.«
    »Tja«, meinte Becka, um das Thema zu wechseln, »dein Bruder findet es wahrscheinlich ziemlich aufregend, dass du ins Fernsehen kommst, oder?«
    Troy senkte den Kopf und starrte in den Sand. »Wohl eher nicht. Der Idiot ist vor ein paar Jahren in Schwierigkeiten geraten und musste abhauen. Hat seinen Arsch nach Pennsylvania verschoben und ist da bei einem beschissenen Banküberfall erschossen worden.«
    »Das tut mir leid.«
    »Muss es nicht. Er war selbst schuld. Blödes Arschloch.
Er hat immer so verrückte Scheiße gebaut. Du hättest mal sehen sollen, was er in Seattle alles gedreht hat.«
    Da sie spürte, dass Troys Stimmung noch schlechter geworden war als üblich, versuchte sie ihn abzulenken, indem sie zum eigentlichen Thema zurückkehrte: »Du hättest ja ein paar Zigaretten unter deiner Kappe verstecken können.«
    »Nö«, meinte Troy. »Hätte nicht funktioniert. Die haben uns ziemlich gründlich durchsucht. Was hast du denn als Luxusgegenstand mitgebracht?«
    Becka wurde rot. »Mein Tagebuch.«
    »Im Ernst? Das ist cool.«
    »Ich führe Tagebuch, seit ich ein kleines Mädchen war.«
    Troy wandte sich an Jerry, Ryan und Shonette. »Und was habt ihr mitgebracht?«
    Bevor sie antworten konnten, schnappte sich Stuart, einer der Regisseure, ein batteriebetriebenes Megafon und begann, Anweisungen zu brüllen:
    »Okay, Leute, wenn ihr euch bitte hier versammeln würdet, wir sind dann so weit.«
    Die Kandidaten schlenderten zu einer großen provisorischen Bühne, die von den Technikern vor Beginn der Dreharbeiten errichtet worden war. Die Bühne wurde von Bambusfackeln und authentisch wirkenden Eingeborenenmasken und Schnitzereien gesäumt. Darüber hingen, außer Sichtweite der Kameras, Scheinwerfer, Mikros und anderes
Equipment. Die
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