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Die Verschollenen

Die Verschollenen

Titel: Die Verschollenen
Autoren: Brian Keene
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wie Jeff. Und wir haben ihnen gerade verraten, dass wir Jeff für eine Bedrohung halten und ihn heute Abend vielleicht rauswählen sollten.«

    »Ja, aber sie haben seinen Namen doch überhaupt erst ins Spiel gebracht.«
    »Stimmt auch wieder. Aber warum? Warum sollten sie das tun, es sei denn, sie wollten uns testen? Um unsere Pläne zu erfahren und sie anschließend den anderen aus ihrem Bündnis zu verraten.«
    »Scheiße.«
    »Ganz genau.«
    Ein Helikopter flog dröhnend über sie hinweg und filmte das Rennen aus der Luft. Becka beobachtete, wie er Richtung Land abdrehte.
    Im Laufe der letzten zwei Wochen hatte sie angefangen, die Insel zu hassen, aber trotz der schwierigen Lebensbedingungen war Becka immer noch beeindruckt von ihrer Schönheit. Sie ragte vor ihnen auf, eine bedrohliche, aber malerische Masse aus Felsen, dunklen Wäldern und dichtem Dschungel. Steile Vulkane fielen zu blaugrünen Buchten und weißen Sandstränden ab, an denen jede Menge Muscheln lagen. Hoch über den Bergen hingen ein paar Wolken, aber ansonsten war der Himmel klar. Falls wirklich ein Sturm unterwegs war, wie man Becka gesagt hatte, dann war er noch weit weg.
    Sie schwammen Richtung Ufer und holten dabei Roberta ein. Becka starrte weiter auf die Insel vor ihnen. Jerry und Roberta folgten ihrem Blick.
    »Schön, nicht wahr?«, fragte Roberta.
    Becka nickte und beobachtete, wie die Sonne auf den höchsten Gipfeln glänzte.

    »Bei uns in Poughkeepsie gibt es so etwas nicht«, erzählte Roberta. »Selbst wenn ich nicht gewinne, macht das nichts mehr. Diesen Ort gesehen zu haben - einfach hier gewesen zu sein - war es allein schon wert. Ich hätte nicht in einer Million Jahren geglaubt, dass ich einmal so etwas tun würde.«
    »Sie sieht aus wie eine Kulisse aus Jurassic Park«, meinte Becka mit Blick auf die dichten grünen Tropenpflanzen.
    »Stimmt.« Jerry wischte sich das Wasser aus den Augen. »Aber auf dieser Insel muss man sich nicht vor Raptoren hüten, sondern vor den anderen Castaways. Sie sind die Raubtiere. Jeder ist nur hinter dem Geld her. Deshalb sollten wir ein Bündnis schließen. Was haltet ihr davon? Ich halte euch den Rücken frei und ihr mir. Abgemacht?«
    Roberta zuckte mit den Schultern. »Ich habe bereits ein Bündnis mit Pauline geschlossen, du müsstest sie also auch mit ins Boot holen.«
    »Vertraust du ihr?«
    »Klar«, meinte Roberta. »Ich meine, sie ist schon irgendwie oberflächlich, aber ich glaube nicht, dass sie hinterhältig ist.«
    »Und wie steht es mit Stefan, Jeff und Raul? Bist du denen gegenüber nicht loyal?«
    »Es ist ein Wettbewerb, oder?«
    »Okay«, nickte Jerry. »Damit kann ich leben. Was ist mit dir, Becka?«
    Becka holte mühsam Luft. Die Erschöpfung kroch
langsam in ihre Muskeln zurück. »Konzentrieren wir uns erstmal darauf, ans Ufer zu kommen.«
    Sie erreichten flacheres Wasser, in dem sie stehen konnten. Dann wateten sie zum Strand und schlossen sich den anderen Teilnehmern an, die gerade die Zeit totschlugen, während die Crew sich um das Make-up des Moderators der Show, Roland Thompson, kümmerte. Becka streckte sich neben Shonette, einer fünfundzwanzigjährigen allein erziehenden Mutter aus Detroit, und Ryan, einem umwerfend gut aussehenden einundzwanzigjährigen Hairstylisten aus Los Angeles, im weißen Sand aus. Jerry kam einen Moment später nach und ließ sich im Schneidersitz neben Becka nieder. Sie fragte sich, ob er lediglich nett sein wollte oder auf ihre Entscheidung zum Thema Bündnis wartete.
    Ein Stück weiter den Strand runter schloss sich Roberta wieder Pauline an, die Troy immer noch seine Kappe vorenthielt. Der kratzbürstige Mechaniker schäumte inzwischen vor Wut und stieß einen Fluch nach dem anderen aus. Ein paar Meter weiter waren Sal, ein Börsenmakler aus Long Island, und Richard, ein Vertreter aus einer Kleinstadt in Kansas, in ein geflüstertes Gespräch vertieft. Becka fragte sich, ob sie Pläne für die heutige Wahl schmiedeten.
    Die beiden Männer waren Mitte dreißig, und im Gegensatz zu den anderen Teilnehmern schienen sie während der Zeit auf der Insel eine echte Freundschaft
geschlossen zu haben, nicht nur eine Zweckgemeinschaft.
    Hinter ihnen standen Stefan, Jeff und Raul. Stefan stammte eigentlich aus Wales, war aber vor einigen Jahren in die Staaten gezogen und arbeitete jetzt in Nashville als Musikproduzent. Jeff war ein Führer für Abenteuertouren aus Estes Park in Colorado. Neben Jerry waren die beiden die körperlich fittesten
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