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Die Verschollenen

Die Verschollenen

Titel: Die Verschollenen
Autoren: Brian Keene
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Teilnehmer und damit herausragend bei den Challenges. Raul, der aus Philadelphia stammte, arbeitete in einer Werkshalle.
    Und schließlich war da noch, ein wenig abseits vom Rest der Gruppe, Matthew, ein schlaksiger, schmutziger Achtundzwanzigjähriger aus der kleinen Stadt Red Lion in Pennsylvania. Der lakonische Einzelgänger interagierte kaum mit den anderen Castaways, und seine rattenähnlichen Gesichtszüge schienen in einem ständigen Ausdruck von Unzufriedenheit eingefroren zu sein. Becka war der Meinung, dass er nur deshalb noch nicht rausgewählt worden war, weil er so wenig mit den anderen Teilnehmern zu tun hatte, dass er oft vergessen wurde, wenn es Zeit wurde, eine Wahl zu treffen. Im Moment malte er mit einem knapp zwei Meter langen Bambusstock Strichmännchen in den Sand. Dieses Ding hatte er seit ihrem zweiten Tag auf der Insel als Wanderstab benutzt und ein Ende davon an den Felsen angespitzt, um sich so einen behelfsmäßigen Speer zu schaffen. Er schleppte ihn ständig mit sich
herum und trug ihn auch im Schlaf an seiner Seite. Doch eines musste Becka ihm lassen: Matthews Speer war schon einige Male sehr hilfreich gewesen. Er hatte ihn dazu benutzt, in den flacheren Tümpeln der Insel Fische zu fangen.
    Ein Mädchen fehlte. Sheila, die ihren Platz im Wettbewerb am Tag zuvor wegen eines medizinischen Notfalls verloren hatte. Sie war von einem Baum gefallen, als sie Kokosnüsse pflücken wollte, und hatte sich dabei ein Bein gebrochen. Da sie nun nicht mehr an den Challenges teilnehmen konnte, hatte sie beschlossen, aufzugeben, und befand sich nun wieder auf dem Schiff, auf dem auch die anderen bereits rausgewählten Teilnehmer versammelt waren. Becka wurde sentimental, wenn sie an Sheila dachte. Sie hatte sie gemocht, und auch wenn sie keine richtigen Freundinnen gewesen waren, hatten sie sich gut verstanden.
    Die Teilnehmer versuchten so gut wie möglich, die Kameras zu ignorieren, die um sie herumschwirrten und jede Bewegung und jedes Wort von ihnen aufzeichneten. Andere Crewmitglieder waren mit Roland Thompsons Haaren und Kleidung beschäftigt, um sicherzustellen, dass der Moderator gut aussah, wenn er wieder vor die Kamera trat. Er saß ein Stück von den Teilnehmern entfernt in einem kleinen Pavillon, der oberhalb der Flutlinie errichtet worden war. Als treuer Castaways -Zuschauer war Becka im Stillen von Roland enttäuscht. Im Fernsehen
wirkte er immer charmant, geistreich und gut aussehend. Hier, in der Wirklichkeit, war er ausgemergelt und launisch und schlürfte ständig Gin Tonic. Er stank nach Aftershave, Zigarrenrauch und Schweiß. Wenn er auf der Insel war, verbrachte er die Zeit, die er nicht vor der Kamera stand, damit, Pauline anzumachen.
    Am Strand war es laut. Gesprächsfetzen vermischten sich mit den Schreien der Seevögel, die über ihnen kreisten oder auf der Suche nach Futter über den Sand flitzten. Die Wellen schlugen krachend ans Ufer. Im Inneren der Insel raschelten die Baumwipfel im Wind.
    Während Becka noch zuschaute, schaffte es Troy, seine Kappe zurückzuerobern und stieß einen triumphierenden, mit Obszönitäten gewürzten Schrei aus. Pauline machte ein paar Stretchübungen, bückte sich, bis sie mit den Fingern die Zehen berührte, und streckte sich dann Richtung Himmel. Sie wischte sich ein paar Sandkörner von der kaffeebraunen Haut. Frustriert runzelte Becka die Stirn. Ihre Haut war fleckig und schälte sich, da sie ständig den Elementen ausgesetzt war, während Paulines weich und unberührt blieb. Als Pauline mit ihren akrobatischen Übungen fortfuhr, begannen Raul, Sal und Richard, sie unverblümt anzugaffen, während Jeff und Stefan ihr verstohlene Blicke zuwarfen. Troy schien sie gar nicht wahrzunehmen. Ryan beobachtete Jeff, Pauline interessierte ihn nicht. Und Matthew …

    Matthew starrte ebenfalls zu Pauline rüber, doch in seinem Gesicht stand Verachtung geschrieben.
    Trotz der warmen Sonne auf der Haut fröstelte Becka plötzlich. Sie schaute zu Jerry hinüber, um zu sehen, ob er ebenfalls von Paulines Turnübungen gefesselt war, und fragte sich gleichzeitig, warum sie das überhaupt interessierte. Trotzdem war sie erleichtert, als er sich ihr zuwandte und ihr ein Lächeln schenkte.
    »Wenn das ausgestrahlt wird«, sagte er, »würde es mich wundern, wenn Troy auch nur ein einziges Mal zu sehen ist.«
    »Warum?«
    »Weil sie alles, was er sagt, zensieren müssten. Der Typ flucht schlimmer als ein Matrose.«
    Becka, Ryan und Shonette lachten. Als Troy
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