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Die verschollene Karawane

Titel: Die verschollene Karawane
Autoren: Rolf Ackermann
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dieser Entwicklung seine Probleme, denn die Christenkönige von Aksum und Lalibela waren unbeugsamer, als es der römisch-katholischen Kirche lieb war. Deswegen versuchte Rom auch, uns dem Untergang zu weihen.«
    Pater Benedikt legte seine Stirn in Falten. Er fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Rolle. »Dieses Kapitel der römisch-katholischen Kirche, verehrte Jahzara, beschämt mich. In den Jahren meiner Forschungen habe ich leider noch mehr Beweise dafür gefunden, dass die Heiligen Väter in Rom christliche Nächstenliebe in der damaligen Zeit höchst zynisch und von Machtansprüchen besessen interpretierten. Deswegen kann ich Ihnen auch versichern, dass ich Sie in all Ihren Bestrebungen, diesen Skandal an die Öffentlichkeit zu bringen, unterstützen werde. Mit allen Konsequenzen! Charles Bahri wurde aus seinem Orden ausgeschlossen, weil er den Mund aufgemacht hatte. Wenn es denn Gottes Wille ist, so wird mir das auch widerfahren.«
    Am Tisch herrschte betroffenes Schweigen. Niemand hatte damit gerechnet, dass Pater Benedikt sich so eindeutig hinter Jahzara stellen würde. Der Pater fühlte sich aber offensichtlich sehr erleichtert. Er griff nach einem Glas Wein und atmete tief durch.
    »Verraten Sie mir doch bitte noch eins, Jahzara. Warum, glauben Sie, ist die Karawane durch Feuer vernichtet worden, wie Sie ja vermuten? Setzte ein gedungener Verräter die Karawane in Brand, auf dass sie nie die afrikanische Westküste und damit auch nicht Europa erreicht? Geschah das im Auftrage Roms? Oder hat göttliche Macht das Feuer entfacht? Haben Sie dort im Sand etwas gefunden, was diese Fragen beantworten könnte?«
    Jahzara merkte auf. Sie wusste genau, was der Pater damit meinte. Er sprach von der Bundeslade, wollte dieses Wort scheinbar nicht in den Mund nehmen. Sie schaute Peter fragend an. Was sollte sie antworten?
    Doch Peter kam ihr zuvor und ergriff das Wort: »Nein, Pater! Wir haben keine Hinweise auf, wie Sie es nennen, göttliche Macht, gefunden! Das Einzige, was wir in einer hölzernen Kiste fanden, waren Kleidungsstücke, eine Hand voll nicht wirklich wertvoller Schmucksteine und eine Halskette der Prinzessin Sahel. Mehr nicht.«
    Jahzara schielte zu Peter. Er zwinkerte ihr mit einem Auge zu. Sie verstand und sprach direkt den Commissario an: »Womit wir bei einem sehr heiklen Thema sind, Commissario. Sie als Italiener werden sicherlich nachvollziehen können, dass diese persönlichen Gegenstände der Prinzessin Sahel für mich und mein Volk von unschätzbarer Bedeutung sind. Es sind Reliquien! Und ich möchte sie meinem Volk zurückgeben, sie dorthin bringen, wo sie hingehören: nach Äthiopien.«
    Der Commissario nickte wissend. »Ich verstehe, was Sie sagen wollen. Wie kann ich Ihnen dabei helfen, Jahzara?«
    »Wir haben diese wenigen Utensilien und die Steine in einem Kästchen im Flugzeug der ägyptischen Regierung mit hierhergebracht. Glücklicherweise am Zoll vorbei. Aber wir wissen nicht, was geschieht, wenn wir damit ausreisen wollen. Ägypten ist im Umgang mit solchen Dingen sehr penibel. Ich würde in Tränen ausbrechen, wenn diese Reliquien, die meinem Volk gehören, hier in Kairo konfisziert werden würden. Dürfte ich Sie bitten…?«
    Commissario Toscanelli überlegte nicht sehr lange. Mit einem Blick zu seinem deutschen Kollegen, der ihm wohlwollend zunickte, sagte er: »Geben Sie mir die Schachtel morgen, Jahzara. Ich werde die Reliquien für Sie aus dem Land bringen. Ich genieße diplomatischen Schutz. Niemand wird mich kontrollieren. Sie haben uns bei der Klärung von Verbrechen geholfen und haben den Deutschen wie auch den Ägyptern im Kampf gegen Terrorismus und Kriminalität so unglaublich wertvolle Dienste geleistet, dass es mir eine Ehre sein wird, Ihnen diese kleine Gefälligkeit zu erweisen. Bei all dem unglaublichen Mist, den Rom vor vielen Jahrhunderten mit den Christen in Ihrer Heimat verzapft hat, wird Rom, mit mir als Repräsentanten, Ihnen diesen Gefallen erweisen. Sehen Sie es als Wiedergutmachung. Wenn der Papst schon nichts tut, muss ja irgendjemand damit anfangen.«
    Jahzara stand auf, ging um den Tisch herum und blieb vor Franco Toscanelli stehen. »Danke, Commissario! Ich danke Ihnen von ganzem Herzen. Sind Sie schon mal im Namen eines Volkes geküsst worden?« Jahzara beugte sich nach vorne.
    Der Commissario errötete vor Stolz und Freude, hielt ihr dann aber bereitwillig seine Wangen entgegen und stotterte: »Hatten Sie nicht gesagt, dass Ihr Namen übersetzt
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