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Die verschollene Karawane

Titel: Die verschollene Karawane
Autoren: Rolf Ackermann
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Ausblick.«
    Die Pyramiden färbten sich in der Dämmerung rötlich ein. Der Tag liebäugelte sanftmütig mit der aufkommenden Nacht. Eine wohlige Ruhe durchströmte sie. Jahzara konnte sich an diesem Anblick der Pyramiden einfach nicht sattsehen. Stundenlang hatte sie letzte Nacht hier gesessen, hatte geschwiegen und glücklich geschluchzt. Das Mena House Oberoi war das schönste Hotel, das sie je in ihrem Leben gesehen hatte. Sie kannte so etwas nur aus Kinofilmen: Brokat, Damast, Marmor, Edelhölzer und eine wundersam verspielte arabische Architektur einten sich hier zu einem unfassbaren Luxus. Jahzara lehnte sich entspannt zurück, legte ihre Füße auf die Balkonbrüstung und atmete tief durch. Wie wunderbar doch das Leben sein konnte! Vor drei Tagen waren sie noch dem Tod so nahe gewesen. Der Sandsturm hatte den Hubschrauber beinahe zum Absturz gebracht. Der Pilot gab später zu, dass es Allahs Wunsch gewesen sein musste, dass die Maschine sich nach den aberwitzigen Turbulenzen und dem Trudeln noch einmal gefangen hatte. Wenige Stunden später waren sie in Algier gelandet, wo der italienische Botschafter sie zusammen mit seiner reizenden Gattin abgeholt und in ihrem Gästehaus untergebracht hatte. Erst dort hatten sie erfahren, dass sie ihre wundersame Rettung ausschließlich Pater Benedikt zu verdanken hatten. Er war es gewesen, den sie in der kleinen Karawane am Horizont hatten vorbeiziehen sehen. Der Pater hatte die SOS-Signale von Peter richtig gedeutet. Doch die Tuareg, mit denen er auf dem Weg zu einer alten Siedlung gewesen war, wo er gehofft hatte, die Reste einer alten christlichen Kirche zu finden, hatten ihm gesagt, dass es wegen des Treibsandes keine Möglichkeit gebe, ins Land der Leere zu gelangen, um sie zu retten. Pater Benedikt hatte daraufhin über sein Handy Mitbrüder seines Ordens in Rom angerufen, die wiederum die italienische Botschaft in Algier informiert hatten. Dort hatte man schnell reagiert und die algerische Armee alarmiert. Sie hatten ihr Leben Pater Benedikt zu verdanken. Dem Pater, von dem sie einst dachten, dass auch er zu den Menschen gehöre, die ihr Leben bedrohten. Aber Pater Benedikt war ein friedfertiger Mann. Ihm und dem Hubschrauberpiloten hatten sie ihr Leben zu verdanken. Nur, weil der Pilot sehr dicht über die Dünen geflogen war, hatten die Rotoren des Hubschraubers den Sand über ihrem Geländewagen aufgewirbelt, damit ihr Grab aus Sand frei gelegt und es Peter ermöglicht, die Dachluke zu öffnen. Ein Wunder hatte sie vor dem Ersticken gerettet.
    Von Algier aus hatte sie dann ein kleines Flugzeug der ägyptischen Regierung nach Kairo geflogen, wo man ihre Zeugenaussage benötigte. Pater Benedikt war mit ihnen geflogen. Er wollte zurück nach Jerusalem zu seinem Orden. Und so waren sie, kaum dem Tode entkommen, hier in diesem paradiesisch anmutenden Hotel einquartiert worden.
    Jahzara spürte, wie sie beim Anblick der zunehmend im Dunkel der Nacht eintauchenden Pyramiden und in den Erinnerungen der letzten drei Tage vor Glückseligkeit weinte. Der Kontrast zwischen Todesangst und diesem Garten Eden war zu groß. Nur langsam fielen Angst und Entsetzen von ihr ab. In einer Stunde würden sie nach Kairo fahren. Die ägyptischen Behörden hatten angedeutet, dass sie für den Abend noch eine Überraschung planten. Sie schaute in Peters Zimmer. Die kleine Schatulle mit den Intarsien stand auf einer Anrichte. Sie hatten die Kiste am Flughafen von Algier erworben. Ihr Herz schlug schneller. Wären sie nicht mit einer Regierungsmaschine der Ägypter nach Kairo geflogen, hätten sie diese Schatulle wohl kaum durch den Zoll bekommen. Nun stand sie dort, unscheinbar, wie ein billiges Souvenir. Aber die Schatulle barg ein Vermögen – die Edelsteine, die Peter bei der Karawane gefunden hatte.
     
    Ihre zeugenschaftliche Vernehmung dauerte nicht lange. Die zwei Beamten in Zivil waren außerordentlich nett, gaben sich allerdings sehr zugeknüpft. Das Einzige, was sie ihnen erzählten, war, dass im Rahmen der ägyptischen Aktionen zwei Männer bei Fluchtversuchen ums Leben gekommen seien. Bei beiden, so hieß es lapidar, habe es sich um führende Köpfe einer international agierenden Bande von Kunsträubern gehandelt, denen zudem nachgesagt wurde, dass sie einer extremistischen Moslembruderschaft angehörten.
    Nach knapp einer Stunde war die Vernehmung beendet. Die Beamten verabschiedeten sich höflich und begleiteten sie zu einer wartenden Limousine mit Chauffeur. Wenig später
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