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Die verschollene Karawane

Titel: Die verschollene Karawane
Autoren: Rolf Ackermann
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Nacht hinausschreien sollte. Sprachlos, benommen vor unbändiger Glückseligkeit, stand er langsam auf und starrte sie an. Yvonne hatte Tränen in den Augen. Peter konnte seine Gefühle nicht mehr kontrollieren. Er eilte mit wenigen Schritten auf sie zu, schlang seine Arme um sie und verbarg sein Gesicht schluchzend in ihrem Haar. Dann blickte er ihr tief in die Augen und küsste sie innig. Er nahm kaum wahr, dass Jahzara ergriffen schniefte. Erst nach Minuten gelang es ihm, einige wenige Worte hervorpressen: »Die Wüste habe ich überlebt. Und jetzt kriege ich hier auf dem Nil einen Herzinfarkt. Wer, zum Teufel, hat sich das einfallen lassen?«
    »Scusi, Signore Föllmer. Das war meine Idee!« Commissario Franco Toscanelli grinste wie ein Honigkuchenpferd. »Ich war noch nie in Ägypten. Und da dachte ich, das sei eine gute Gelegenheit, auf Staatskosten mal hierherzukommen. Wir müssen solch wichtigen Zeugen wie Sie, Signora Yvonne und Signora Jahzara ja behüten! Zeugenschutzprogramm nennt man das. Und weil ich das wohl kaum allein tun kann, habe ich den Herrn neben mir zur Verstärkung mitgebracht. Darf ich vorstellen? Hauptkommissar Gert Fröbig vom deutschen Bundeskriminalamt. Er hat sich diese Dienstreise redlich verdient. Er hat nämlich Ihre Freundin befreit.«
    Peter rang nach Luft. Yvonne in seinen Armen halten zu können, machte ihn unendlich glücklich. Es fiel ihm schwer, Contenance zu bewahren. Yvonne bibberte vor innerer Erregung und presste ihren Kopf fest an seine Schulter. Wie gerne hätte er in diesem Augenblick die Augen geschlossen und sie einfach nur in seinen Armen gewiegt. Aber er wusste, dass er etwas sagen musste: »Meine Herren, wie dankbar ich Ihnen allen für diese großartige Überraschung bin, muss ich wohl nicht sagen. Die richtigen Worte dafür fehlen mir sowieso. Aber ich darf Sie um Verständnis bitten, dass ich zunächst mal für einige Minuten mit diesen beiden einzigartigen Frauen allein sein möchte. Die beiden kennen sich nämlich nur vom Sehen. Es ist erst einige Wochen her, dass sie sich auf einem Boot in Venedig und wenig später in einem Museum in Lissabon gesehen haben. Seither ist viel geschehen. Mehr, als Sie erahnen können! Und deswegen bitte ich darum, dass Sie uns ein bisschen Zeit gönnen. Danach, würde ich vorschlagen, feiern wir!«
    Pater Benedikt strahlte übers ganze Gesicht. Er war sichtlich ergriffen.
    Commissario Toscanelli grinste spitzbübisch. »Selbstredend! Mein deutscher Kollege und ich sind ohnehin aus dienstlichen Gründen an Bord. Wir müssen erst mal schauen, ob sich keine Terroristen aufs Schiff geschmuggelt haben. Kommen Sie, Kollege Fröbig, merzen wir das Böse aus! Ich habe unten in der Bar gesehen, dass sich dort so unrühmliche Gesellen wie Mister Johnny Walker und dieser amerikanische Lump namens Jack Daniels in den Regalen versteckt haben. Nieder mit dem Bösen! Außerdem soll sich hier heute Abend ein tanzender Derwisch aufhalten. Vernichten wir dieses Übel. Die Sufis haben wir geschafft. Aber der Kampf gegen zwanzigjährigen Dimple oder diesen uralten Chianti ist eine echte Herausforderung, der wir uns nun stellen, während sich diese beiden so unglaublich hübschen Damen einander vorstellen. Unser ägyptischer Kollege ist schon unter Deck und observiert unsere Feinde. Als Moslem darf er ja nicht allzu nahe an dieses gefährliche Pack in den Flaschen ran! Also müssen wir beamtete Kreuzritter an vorderster Front stehen. Und Sie, Pater Benedikt, folgen uns unauffällig. Mit Gottes Hilfe ringen wir diese Beizebuben allemal nieder. Der Herr stehe uns bei! Heftige Scharmützel stehen uns bevor. Doch es ist eine kaum zu schlagende christlich-moslemische Allianz, die da dem Hochprozentigen zu Leibe rücken wird.«
    Peter hätte sich am liebsten vor Lachen gebogen. Toscanelli war ein wirklich kauziger Kriminalbeamter. Aber so schnell, wie die beiden Polizisten, gefolgt von Pater Benedikt in seinem wehenden Priestergewand und Pietro, verschwanden, so nervös wurde er nun. Er sah eine heikle Situation auf sich zukommen. Yvonne hatte sich zwischenzeitlich aus seinen Armen gelöst und war hinter ihn getreten. Er wandte sich um. Was er sah, konnte er nicht glauben. Beide Frauen standen, ihre Arme gegenseitig um ihre Schultern geschlungen, in herzergreifender Eintracht nebeneinander und lächelten sich an. Es sah aus, als würden sie sich schon seit ewigen Zeiten kennen.
    Peter suchte nach Worten.
    Jahzara grinste.
    Yvonne kicherte und feixte:
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