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Die verschollene Karawane

Titel: Die verschollene Karawane
Autoren: Rolf Ackermann
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hielt der Wagen an einer Bootsanlegestelle am Nilufer im Vorort Zamalek, nahe dem Marriott- Hotel . Der blaue Dampfer Nile Maxim mit seinen romantischen Lichterketten hob sich gegen die Skyline der Hotels und Hochhäuser am gegenüberliegenden Ufer ab.
    Peter schaute Jahzara verwundert an. Der Chauffeur murmelte in schlechtem Englisch: »Sagen Sie an Bord nur Ihren Namen. Man wird Sie zu Ihrem Tisch führen.«
    Der reservierte Tisch stand unmittelbar am Bug des luxuriösen Schiffes und war mit Silberbesteck und prachtvollen Gläsern gedeckt. Kerzen in Windlichtern verliehen dem Ganzen eine anheimelnde Atmosphäre. Der Nil reflektierte den von Dunst und Staub erfüllten Sternenhimmel über Kairo. Weiß livrierte Kellner eilten herbei, rückten Jahzaras Stuhl zurecht und stellten unaufgefordert einen silbernen Champagnerkühler auf den Tisch.
    Jahzara war sprachlos. Ihr Blick huschte umher. Aber sie entdeckte niemanden, den sie kannte oder der sie zu erwarten schien. »Hast du eine Ahnung, was hier abläuft«, flüsterte sie.
    Peter grinste. »Wer weiß? Gedeckt ist für sieben Personen. Mal schauen, wer noch kommt. Ich vermute, dass die Ägypter mit dem Tod dieser beiden Sufis irgendein größeres Problem vom Hals haben. Die Moslembruderschaften sind in Ägypten eine permanente Bedrohung für die Regierung. Die sind uns dankbar, dass wir ihnen geholfen haben, diese Leute zur Strecke zu bringen.«
    »Aber deswegen müssen sie uns ja nicht hier auf dieses Luxusboot setzen. Ich meine, es ist wunderschön und irrsinnig romantisch. Schade, dass Yvonne nicht hier ist. Es wäre ein wunderbarer Ort, um sie kennen zu lernen. Wann werdet ihr euch sehen?«
    »Als ich sie von Algier aus anrief, war sie bei ihren Eltern, am Tegernsee, wo sie sich ein wenig erholt. Auch für sie war das alles zu viel. Wenn wir übermorgen zurückfliegen, holt sie mich – uns – vom Flughafen ab.«
    Jahzara schaute sich neugierig um. »Möchte nicht wissen, was so ein Nobeldinner auf diesem Boot kostet. Erst holen sie uns wie Staatsgäste in einem Privatjet aus Algier ab und quartieren uns in diesem Traumhotel ein – und nun auch noch das hier. Wie auch immer: Wir trinken jetzt Champagner und sprechen mal einen Abend lang nicht mehr über die zurückliegenden Wochen. Ich verdränge einfach, wo wir vor wenigen Tagen noch waren, sonst fange ich gleich wieder an zu heulen.«
    Peter schaute Jahzara bewundernd an. Sie trug ein magentafarbenes, schulterfreies Kleid und sah umwerfend schön aus. Das Boot legte mit einem sanften Ruck ab. Ein Kellner kam zu ihrem Tisch, öffnete die Flasche Champagner, schenkte ein und parlierte in exzellentem Englisch: »Herzlich willkommen an Bord der Nile Maxim, Madame. Genießen Sie Ihren Aufenthalt bei uns. Das Dinner servieren wir in wenigen Minuten. Darf ich Sie auf unser exklusives Unterhaltungsprogramm unter Deck aufmerksam machen? Wie immer treten bei uns die besten arabischen Sänger und Sängerinnen auf. Highlight des Abends werden sicherlich die Tannoura sein.«
    Jahzara lächelte dankend. Bevor sie den Kellner fragen konnte, wo die anderen Gäste seien, war der Mann bereits verschwunden.
    »Nun gut, dann trinken wir den Champagner eben allein. Wird Zeit, dass wir feiern und uns ein wenig betrinken. Nüchtern kann ich das alles nicht mehr verdauen. Vor wenigen Tagen noch dem Tode nahe und jetzt auf einem Luxusschiff auf dem Nil – mit einer Flasche Champagner. Auf dein Wohl, Brüderchen! Das Leben hat uns zurück. Das Leben ist – «
    Jahzara stockte, ihre Augen bekamen einen eigentümlichen Ausdruck. Dann lächelte sie, schlug die Augen nieder und presste sich verschämt ihre Serviette vor das Gesicht. Peter drehte sich um. Sein Herz überschlug sich. Aus dem Dunkel der Nacht kamen fünf Menschen auf sie zu. Einen der Männer kannte er nicht. Pater Benedikt hingegen sah in seinem schwarzen Priestergewand wie ein Gentleman aus. Er lächelte. Commissario Toscanelli neben ihm war in einen hellen Anzug gekleidet. Sein flachsfarbenes Haar wehte in der Abendbrise, und er schien bester Laune zu sein. Hinter ihm ging sein Assistent Pietro. Stolz schaute Toscanelli die Frau neben sich an. Sie trug ein schwarzes, knöchellanges Seidenkleid, das ihr schulterlanges blondes Haar gegen die Lichter des nächtlichen Kairo wunderbar zur Geltung brachte. Sie sah traumhaft aus.
    »Y…vonne«, stotterte Peter. Er fühlte sich wie paralysiert, wusste nicht, ob er aufspringen oder seine grenzenlose Freude in die ägyptische
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