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Die verschollene Karawane

Titel: Die verschollene Karawane
Autoren: Rolf Ackermann
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›Prinzessin‹ bedeutet? Ach, wunderbar! Ich… ich bin noch nie von einer afrikanischen Prinzessin geküsst worden.«
    Pietro schaute seinen Chef verdutzt an und räusperte sich leise: »Commissario, das Geschenk.«
    Commissario Toscanelli blickte auf, schien für Momente nicht zu wissen, um was es ging, und kramte dann aus seiner Jackentasche etwas hervor. »Das hier, verehrte Jahzara, soll ich Ihnen von der Ehefrau des italienischen Botschafters in Algier übergeben. Sie fand sie beide so hinreißend und war von ihrer Geschichte so gerührt, dass sie mich bat, Ihnen diese kleine Aufmerksamkeit zu übergeben. Es ist ein sehr altes silbernes Kreuz. Nehmen Sie es, Jahzara, als Dank einer römisch-katholischen Christin. Und als Erinnerung.«
    Er überreichte ihr das Schmuckstück. Jahzara war sprachlos. Es war ein wunderschönes, sehr fein gearbeitetes, handgroßes Kreuz aus Altsilber. Sofort erkannte sie, dass es ein so genanntes Havaria-Kreuz war, das durch ein Kreuz in einem Quadrat zu erkennen war. Die vier Ecken des Kreuzes bezogen sich dabei auf die vier Enden der Erde, wie sie in der Offenbarung beschrieben worden war. Behutsam strich sie über das Schmuckkreuz.
    »Danke! Vielen Dank! Es ist unglaublich schön. Ich werde der Gattin des Botschafters diese sehr herzliche Geste nie vergessen.«
    Das Schiff hatte inzwischen den Punkt außerhalb Kairos erreicht, wo es wenden musste. Die Stimmung am Tisch war sehr melancholisch. Die Nacht legte sich über die Stadt. Unter Deck erklangen fremdartige Töne. Trommeln dröhnten. Grelle Kehllaute trällerten. Die schrillen Töne einer Flöte ließen erahnen, dass die Tannoura ihre Vorstellung begannen.
    »Die haben mir jetzt gerade noch gefehlt«, spöttelte Peter. »Von Derwischen, auch wenn sie nur für Touristen tanzen, habe ich für den Rest meines Lebens die Nase voll.«
    Commissario Toscanelli schien darüber nicht lachen zu können. Er sah plötzlich sehr blass aus. »Tut mir leid, tut mir wirklich leid! Aber ich glaube, ich vertrage diesen leichten Wellengang nicht. Verdammt auch! Ich lasse mich in die Wüste versetzen. Mir ist auf einmal so schlecht.« Mühselig stand er auf und wankte in eine dunkle Ecke am Bug.
    Hauptkommissar Gert Fröbig schaute dem Commissario hinterher. Dessen wankender Gang blieb bei dem Deutschen nicht ohne Wirkung. Der BKA-Mann verzog sein Gesicht. »Scheibenkleister! Auch das noch! Ich dachte, wenigstens mir bleibt das erspart. War wohl nichts. Zwei kotzende Kommissare in Venedig – und jetzt das gleiche Spiel auf dem Nil.« Schnellen Schrittes eilte er seinem italienischen Kollegen hinterher.
    Die Dunkelheit verschluckte die beiden Kriminalbeamten. Selbst bei dem Lärm, den die tanzenden Derwische unter Deck machten, war kaum zu überhören, dass es ihnen nicht gut ging.
    Peter biss die Zähne zusammen. Seine Augen funkelten vor Spott. »Wenn das mal kein krönender Abschluss einer romantischen Dinnernacht auf dem Fluss aller Flüsse ist. Zwei Terrorexperten hängen synchron über der Reling! Schade um die exzellenten Shrimps und den fantastischen Lammrücken. Aber was soll’s? Dann haben wir den Champagner eben für uns allein. Pater Benedikt, kommen Sie, lassen Sie uns auf die Zivilcourage von Charles Bahri anstoßen!«
    Er nahm die Flasche und schenkte erst Jahzara, danach dem Pater, dann Pietro und schließlich sich selbst nach. Ganz kurz beugte sich Peter zu Yvonne hinüber. Sie schwieg, lachte ihn aber glücklich an. Er legte seine Hand auf ihren Bauch.
    »Wie fühlt sich das da drinnen an? Weißt du schon, was es ist? Ein Junge? Oder ein Mädchen?«
    Jahzara schaute zu ihnen herüber. Sie räusperte sich und grinste: »Könntet ihr vielleicht noch ein wenig warten, bevor ihr rumschmust? Ist ja nicht zu glauben. Zeigen Sie Contenance, Brüderchen! Sonst werde ich nämlich neidisch. Da der nette Commissario und sein ebenso netter deutscher Kollege über der Reling hängen und außer dem ehrwürdigen Pater Benedikt und Pietro sonst niemand zum Knuddeln hier ist, bitte ich doch höflichst um Zurückhaltung, ihr beiden Süßen!«
    Jahzara erhob das Glas und betrachtete Peter und Yvonne durch den bernsteinfarbenen Champagner hindurch. Plötzlich erstarrte sie, rückte ihren Stuhl nach hinten und ging zur Reling.
    »Was ist? Warum hat es dir die Sprache verschlagen?«
    Peter verstand nicht, warum Jahzara plötzlich so angespannt aussah. Er stand ebenfalls auf und ging zu ihr. Yvonne folgte ihm und legte ihren Arm um Jahzaras
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