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Die Verratenen

Die Verratenen

Titel: Die Verratenen
Autoren: Ursula Poznanski
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89 hat die Salvatoren manipuliert. Ich überrede sie, die nächste Sphäre anzulaufen.
     
    Gute Idee. Wir fangen euch dort ab.
     
    Danach folgt ein Abstand, wahrscheinlich sind die Konversationen tagweise aufgezeichnet.
    »Was ist denn?«, erkundigt sich Aureljo leise. »Funktioniert Flemings Salvator doch noch?«
    Ich schüttle stumm den Kopf. Keine Kraft für Worte, sie reicht ja kaum zum Weiterlesen.
     
    Ziehen weiter. Nicht zur Sphäre. Kann die Richtung nicht bestimmen, Kompass des Salvators ist defekt.
     
    Vor mir sehe ich die Szene in dem Ruinenkeller, unsere erste Nacht in der Außenwelt. Fleming, der versucht, uns klarzumachen, dass wir nur in einer Sphäre Überlebenschancen haben, und Tycho, der ihn fragt, ob er verrückt ist.
    Zuletzt hat Fleming sich aber gegen Aureljos Idee, sich nach Vienna 2 zu schleichen, vehement gewehrt. Warum?
    Tycho scrollt zur nächsten Botschaft, die Fleming erhalten hat. Als Absender sehe ich vor meinem inneren Auge immer den farblosen Sentinel. Aber wer weiß.
     
    Brauchen Anhaltspunkte über eure Position. Möglichst genaue Beschreibungen der Landschaft wären hilfreich.
     
    Die allerdings scheint Fleming nicht verschickt zu haben. Es muss schwierig für ihn gewesen sein, den Kontakt zu unseren Verfolgern zu halten, denn meistens waren wir ja zusammen, alle sechs.
    Einer von euch ist ein Verräter. Irgendjemand wollte mich tatsächlich warnen und ich habe immer noch keine Ahnung, wer es war.
    Unwillkürlich sehe ich zu Flemings Totenlager. Der Anblick ist der gleiche wie vorhin, trotzdem ist nun alles anders. Meine Trauer ist fort, aber weder Wut noch Hass sind an ihre Stelle getreten. Da ist nichts mehr, nur noch Leere.
    Tycho dagegen ist so blass geworden, dass ich Angst bekomme, er könnte umkippen. Für ihn – für alle außer Aureljo und mich – muss der Schlag noch viel härter sein. Wir zwei wurden wenigstens darauf vorbereitet, dass einer von uns ein falsches Spiel spielt.
    Die nächsten Nachrichten zeugen von Ungeduld, der Absender wartet dringend auf Flemings Antwort.
     
    Haben keine Rückmeldung erhalten. Ist etwas passiert?
     
    Bitten dringend um Lagebericht. Brauchen Hinweise auf euren Verbleib.
     
    Was ist los? Haben Fahnder ausgeschickt. Wenn du lebst, melde dich schnellstens.
     
    Kurz darauf muss Fleming geantwortet haben.
     
    Wurden von einem Clan aufgegriffen und verschleppt.
     
    Bin unter Beobachtung, Gerätebenutzung schwierig.
     
    Das ist schlecht. Fahnder scheinen zerstört worden zu sein, wir haben euch nicht gefunden. Welcher Clan?
     
    Darauf dürfte Fleming wieder einige Zeit nicht reagiert haben, denn die folgenden Zeilen stammen alle von seinem Kontaktmann, der auf Antwort drängt, eine Liste mit Clannamen schickt und zusehends ungeduldiger wird.
    Als Fleming endlich zurückschreibt, muss seine Nachricht den Mann ebenso überrascht haben wie jetzt mich. Es ist ein Versuch, uns zu retten.
     
    Gebt die Jagd auf, die Verschwörung ist zum Scheitern verurteilt. Lasst sie hier draußen sterben.
     
    Das ist nicht vorgesehen. Wo seid ihr?
     
    Diesmal gibt Fleming eine Antwort, allerdings eine, aus der der Empfänger kaum schlau geworden sein kann – und abgesehen davon, dass kein Wort wahr ist.
     
    Wildnis. Etwas hügelig. Kaum Ruinen. Keine markanten Punkte in der Landschaft.
     
    Wie heißt der Clan?
     
    Ich weiß es nicht. Sie sprechen nicht mit uns. Halten uns versteckt und gefangen.
     
    Kein Wort über den Fluss und die Gebäude, von denen einige sich sehr gut beschreiben lassen. Und was den Clannamen angeht, eine glatte Lüge. Fleming war dabei, als Lennis uns schon am ersten Abend ins Bild setzte. Schwarzdorn, östliche Linie. Er muss beschlossen haben, die Zusammenarbeit mit den Exekutoren zu beenden.
    Tycho hebt den Kopf und sieht mich an. »Warum?«, fragt er.
    Ich weiß es auch nicht. Aber ich vermute, dass es Fleming ähnlich gegangen ist wie mir – dass er festgestellt hat, wie sehr sich das, was wir über den Sphärenbund zu wissen glaubten, von der Wirklichkeit unterscheidet.
    Aureljo, inzwischen ungeduldig geworden, hockt sich neben uns und beugt sich vor, um ebenfalls auf den Salvator sehen zu können. Ich drücke ihn sanft zur Seite. Erst will ich bis zum Ende lesen, ungestört.
    Die folgende Botschaft des Kontaktmanns raubt mir einige Sekunden lang den Atem. Flemings vermutlich gut gemeinte Lüge hat eine Katastrophe ausgelöst.
     
    Haben nach deiner Beschreibung den Clan geortet, bei dem wir euch vermuteten,
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