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Die Verlorenen von New York

Die Verlorenen von New York

Titel: Die Verlorenen von New York
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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ausprobiert.«
    »Hört sich gut an«, sagte Alex. »Ich spring mal kurz unter die Dusche. Und nach dem Frühstück gehen wir zur Schule.«
    »Ich geh nirgendwohin«, sagte Julie. »Jedenfalls nicht, solange es noch keinen Strom gibt.«
    »Ich möchte auch lieber nicht«, sagte Bri. »Können wir nicht hierbleiben, bis Mamá wieder da ist?«
    »Von mir aus«, sagte Alex. »Aber ich geh nach dem Frühstück raus und seh mich mal ein bisschen um.«
    Er stellte sich unter die Dusche, nur um festzustellen, dass es kein warmes Wasser gab. Er duschte in aller Eile und zog dann seine Schuluniform an.
    »Es gibt kein warmes Wasser«, sagte er zu Bri.
    »Meinst du, die Leute im Haus werden Papá dafür die Schuld geben?«, fragte sie.
    »Warum sollten sie?«, antwortete Alex. »Es ist ja nicht nur dieses Haus betroffen. Wahrscheinlich ist in der ganzen Stadt der Strom ausgefallen. Wo ist Julie? Hat sie schon gegessen?«
    »Sie hat sich noch mal hingelegt«, sagte Briana, während sie Alex Rührei auf den Teller häufte. »Hoffentlich ist der Orangensaft noch gut.«
    Alex nahm einen Schluck. »Einwandfrei«, sagte er. Erst jetzt, als ihm der Duft des Rühreis in die Nase stieg, merkte er, wie hungrig er war. Gerade als er den letzten Bissen hinuntergeschlungen hatte, klingelte das Telefon.
    »Vielleicht ist das Mamá!«, rief Briana und rannte hin. »Hallo? Carlos! Hi, Carlos. Alles in Ordnung bei dir?«
    »Gib mir mal den Hörer, Bri«, sagte Alex. »Carlos? Hier ist Alex. Wie geht’s dir?«
    »So weit ganz gut«, sagte Carlos. »Ich kann nicht lange sprechen. Unsere Einheit wird verlegt. Ich weiß nicht, wohin, aber sie haben gesagt, wir sollten zu Hause anrufen. Ist bei euch alles in Ordnung?«
    »Alles okay«, sagte Alex. »Papá hat heute Morgen angerufen und mit Bri gesprochen. Und Mamá ist bei der Arbeit, im Krankenhaus. Wie sieht’s bei euch aus? Habt ihr auch keinen Strom mehr?«
    »Doch, hier gibt’s noch welchen«, antwortete Carlos. »Wie geht’s Julie?«
    »Sie schläft«, sagte Alex. »Wir haben Jimmy heute früh dabei geholfen, die Bodega auszuräumen. Julie hat ganz schön geschuftet. Soll ich sie wecken?«
    »Nein, lass nur«, sagte Carlos. »Hör zu, Alex, bis Papá zurückkommt, hast du das Kommando. Mamá wird deine Hilfe brauchen.«
    »Ich weiß«, sagte Alex. »Carlos, haben sie euch irgendwas darüber gesagt, wann sich die Lage wieder normalisieren wird?«
    »Nichts Konkretes«, sagte Carlos. »Nur, dass es lange dauern wird und dass wir uns schon mal auf das Schlimmste gefasst machen sollen.«
    »Na ja, fürs Erste sind wir gut versorgt«, sagte Alex. »Wir haben jede Menge Lebensmittel aus der Bodega mitgebracht. Und Jimmy ist ja auch noch da, falls wir Hilfe brauchen.«
    »Gut«, sagte Carlos. »Ich muss jetzt Schluss machen. Hinter mir stehen noch viele in der Schlange. Mach’s gut, Alex, und pass auf Mamá und die Mädchen auf. Du bist jetzt der Mann im Haus.«
    »Mach dir um uns keine Sorgen«, sagte Alex, aber bevor er sich richtig verabschieden konnte, hatte Carlos schon aufgelegt.
    »Wer war das?«, fragte Julie, die gerade aus ihrem Zimmer kam. »Mamá?«
    »Nein, Carlos«, antwortete Bri.
    »Carlos?«, sagte Julie. »Und wieso durfte ich nicht mit ihm sprechen?«
    »Er hatte es eilig«, sagte Alex. »Seine Einheit wird verlegt. Siehst du, Bri, kein Grund zur Sorge. Die Marines sind schon unterwegs.«
    »Mamá wird froh sein, dass er sich gemeldet hat«, sagte Briana. »Julie, möchtest du auch ein bisschen Rührei?«
    »Ich hab Bauchschmerzen«, sagte Julie. »In der Bodega hatte ich solche Angst, dass ich eine ganze Packung Schokoriegel gegessen hab.«
    »Sehr clever von dir«, meinte Alex. Er hatte Kopfschmerzen, aber garantiert nicht von irgendwelchen Süßigkeiten.
    »Dich möchte ich sehen«, sagte Julie. »Ich war ganz allein da drin, und ich hab Schüsse gehört.«
    »Schüsse?«, fragte Bri. »Was hat das zu bedeuten, Alex?«
    »Nichts«, sagte Alex. Er hätte Julie am liebsten den Hals umgedreht. »Du weißt, was uptown immer los ist. Hier sind wir in Sicherheit. Ich gehe jetzt zur Schule, vielleicht kann ich irgendetwas in Erfahrung bringen.«
    »Aber danach kommst du gleich wieder zurück, ja?«, fragte Bri. »Auch wenn heute Schule ist?«
    »In Ordnung«, sagte Alex. »Alles wird gut. Das verspreche ich euch.«
    »Das kannst du überhaupt nicht versprechen«, sagte Julie, aber er ging nicht darauf ein und verließ das Haus.
    Das Chaos, das am frühen Morgen auf den Straßen
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