Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verlorenen von New York

Die Verlorenen von New York

Titel: Die Verlorenen von New York
Autoren: Susan Beth Pfeffer
Vom Netzwerk:
zurück.«
    Alex ging wieder zu Julie hinein, während Benny weiter Wache stand. Onkel Jimmy verriegelte das Stahlgitter und ließ Alex mit dem unbehaglichen Gefühl zurück, eingesperrt zu sein, obwohl er wusste, dass es nur ihrer eigenen Sicherheit diente.
    »Onkel Jimmy dreht ein bisschen durch, oder?«, meinte Julie.
    »Das glaub ich auch«, sagte Alex. »Aber du kennst ja Tante Lorraine. Die ist sowieso nur glücklich, wenn die Welt untergeht.« Dann sah er, wie viele Kartons Julie bereits zusammengebaut hatte. »Du hast ja schon ordentlich was geschafft«, sagte er.
    »Ich dachte, ich mach lieber schnell. Bevor Tante Lorraine sich womöglich aufregt, dass wir überhaupt was haben wollen. Und wenn wir nichts mitbringen, ist Mamá sauer.«
    »Da kannst du Recht haben«, meinte Alex. »Onkel Jimmy hat übrigens gesagt, du sollst unsere Sachen in die Plastiktüten packen.«
    »Klar«, meinte Julie. »Da passt ja auch viel weniger rein.«
    »Immerhin sind es seine Lebensmittel«, erwiderte Alex. »Er tut uns einen Gefallen, nicht umgekehrt. Also pack einfach so viel wie möglich ein, solange er noch unterwegs ist.«
    Julie nickte und fing an, eine Tüte nach der anderen mit Gläsern und Konservendosen zu füllen. Alex tat dasselbe mit den Kartons und versuchte dabei, über die jüngsten Ereignisse nachzudenken. Der Mond war für die Gezeiten verantwortlich, von daher war es logisch, dass sie umso extremer ausfielen, je näher er an der Erde dran war. Wie schnell würde die NASA das Problem wohl lösen können? Es donnerte in der Ferne, und das machte Alex zusätzlich nervös.
    Erschrocken zuckte er zusammen, als Julie die Stille durchbrach. »Ob bei Carlos alles in Ordnung ist?«, fragte sie.
    »Bestimmt«, antwortete Alex, während er im Stillen über sich lachte. »Der hat sicher alle Hände voll zu tun. Wer weiß, wann er die Zeit findet, bei uns anzurufen.«
    »Genau wie Mamá«, meinte Julie. »Bei all den Plünderungen und so müssen die Krankenhäuser doch überfüllt sein.«
    »Und Papá ist in Milagro del Mar, in Sicherheit«, sagte Alex. »Wir haben’s alle gut überstanden. Und bis Montag ist bestimmt wieder alles normal.«
    »Ob heute die Schule ausfällt?«, fragte Julie. »Wir sollten eigentlich eine Englischarbeit schreiben, und ich hab kein bisschen gelernt.«
    Alex grinste. »Keine Bange«, sagte er. »Selbst wenn heute der Unterricht stattfindet, werden sie euch wohl kaum eine Arbeit schreiben lassen.«
    Beide arbeiteten schweigend weiter. Alex hatte zwar behauptet, am Montag sei bestimmt wieder alles normal, aber in Wirklichkeit hielt er das eher für unwahrscheinlich. Je mehr Vorräte sie im Haus hatten, desto besser.
    »Wie weit bist du?«, fragte er irgendwann.
    »Ich hab schon zwanzig Tüten voll«, antwortete sie.
    »Gut«, sagte Alex. »Weiter so. Du weißt ja, was Mamá so für uns einkauft.«
    »Besser als du jedenfalls«, murmelte Julie.
    Alex lachte, aber er konnte sich tatsächlich nicht mehr erinnern, wann er zuletzt im Supermarkt gewesen war, geschweige denn, wann Papá oder Carlos dort gewesen wären. Putzen, kochen, einkaufen – dafür waren seine Mutter und seine Schwestern zuständig. Alex räumte sein Zimmer selbst auf, und Carlos war hin und wieder ihrem Vater zur Hand gegangen, aber kochen, bügeln und nähen, das konnten nur Julie und Bri. Selbst in der Zeit, als seine Mutter wieder zur Schule gegangen war, um ihren Abschluss nachzuholen und später eine Ausbildung als Operationstechnische Assistentin zu absolvieren, hatte sie zusammen mit den Mädchen die gesamte Hausarbeit erledigt.
    Nicht, dass sie sich je darüber beschwert hätte, genauso wenig wie Bri. Julie natürlich schon, aber die würde sich auch als Kronprinzessin noch über die Krone beschweren.
    Wie aufs Stichwort fing Julie an zu jammern: »Meine Arme tun weh. Und an die Regale da oben komm ich gar nicht dran.«
    »Dann nimm eben nur das, was weiter unten steht«, sagte Alex. »Und denk an die eingelegten Pilze, die mag Papá so gern.«
    »Davon hab ich schon eine ganze Tüte voll«, sagte Julie.
    »Dann ist ja gut«, sagte Alex und machte sich wieder ans Einpacken und Nachdenken. Die NASA war sicher schon dabei, mit Physikern und Astronomen aus aller Welt zu beraten, wie man den Mond möglichst schnell wieder an seinen alten Platz verfrachten konnte. Über kurz oder lang würde alles wieder in Ordnung kommen.
    Als Onkel Jimmy zurückkam, hatte Alex schon sämtliche Kisten gepackt. Gemeinsam beluden sie den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher