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139 - Das Schwarze Schloß

139 - Das Schwarze Schloß

Titel: 139 - Das Schwarze Schloß
Autoren: Dämonenkiller
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Als der Mond sich über die Berge schob und immer heller zu leuchten begann, regte sich das Dunkle im Schwarzen Schloß. Ein Flüstern und Raunen ging durch die Mauern, ein Seufzen und Stöhnen. Und aus den Schatten traten Gestalten hervor, die einst vielleicht Menschen gewesen waren, vor vielen hundert oder tausend Jahren. Und andere mischten sich unter sie, Dschinns, Geister und Irrwische, die die Räume des Schlosses seit Äonen bewohnten und die jetzt keinen Herrn mehr hatten. Sie wußten, daß er gestorben war, der Wesir Fayaz al Akbar, und Heulen und Zähneklappern drang durch die Hallen und Säle.
    Einer schickte sich an, das Erbe des schwarzen Wesirs anzutreten. Aber er war ein Fremder aus dem fernen Abendland. Einer, der überhaupt nicht hierher gehörte.
    Sie haßten ihn, die geisterhaften Bewohner des alten Schlosses.
    Aber größer noch als ihre Abscheu war der Hunger nach Blut und Leben, der tief in ihnen wühlte. Dämonische Gier lauerte auf die ahnungslosen Opfer.
    Es gab sie, diese Opfer. Es gab sie ganz in der Nähe. Es war an der Zeit, sie herbeizuholen.
    Hoch auf der Bergkuppe ragten die Mauern des Schwarzen Schlosses empor, das von allen Menschen der Umgebung gemieden wurde. Und erst recht in den Nächten des vollen Mondes, wenn das Böse erwachte. Und dieses Böse begab sich jetzt über den steilen Serpentinenweg hinab zu Tal, um sich das Leben zu holen, nach dem alle im Schloß gierten.
    Das Grauen kam, und es verbarg sich gut hinter der Maske der Nacht.

    „Schau mal", sagte Claudia Arentz. „Das sieht richtig unheimlich aus, nicht?" Mit ausgestrecktem Arm deutete sie zur Bergkuppe hinauf. Die drei anderen jungen Leute folgten ihrem Hinweis. Sie sahen ein bizarres Gemäuer mit Erkern, Zinnen und Türmen, das sich als schwarzer Schatten vor dem Nachthimmel abhob.
    „Ein Schloß. Wenn wir in Transsylvanien wären, könnte es das Schloß von Graf Dracula sein", scherzte Karsten Krenz.
    „Schloß? Das sieht mir mehr wie eine Burg aus", widersprach Claudia. „Mit diesen Wehrtürmen… meine Güte, diese Fledermausschwärme! Sehr euch das an!"
    „Hast du Angst vor Fledermäusen?" wollte Peter Jaworski wissen.
    Claudia schüttelte sich. Sie verzichtete auf eine Antwort. Am liebsten wäre sie weitergefahren. Aber die drei anderen wollten nun mal hier übernachten. Sie hatten den umgebauten VW-Bus neben der Straße aufs Gelände gefahren, und Krenz und Jaworski beschäftigten sich damit, die beiden Zweimann-Zelte aufzubauen. In der Dunkelheit nicht gerade leicht, aber immer wieder rissen die Wolkenbänke auf, und das Vollmondlicht reichte dann aus.
    „Es ist Vollmond, Claudy", sagte Bettina Krenz. „Bei Vollmond kommen auch die Werwölfe. Stell dir vor, dieser alte bärtige Uhu unten im Dorf bekommt plötzlich ein komplettes Fell und schleicht sich geifernd an, um dich anzuknabbern…"
    „Hör auf!" sagte Claudia. Sie war von Natur aus etwas ängstlich, und die anderen zogen sie damit immer wieder auf. Manchmal fragte sie sich, warum sie diese Abenteuer-Fahrt überhaupt mitmachte. Vielleicht wäre es vernünftiger, den anderen adieu zu sagen, sich in den nächsten Zug zu setzen und heim nach Deutschland zu fahren. Vernünftiger jedenfalls, als sich die ständigen Frotzeleien anzuhören. Sie konnte doch nichts dafür, daß sie etwas zarter besaitet war als Bettina, Karsten und Peter.
    Die Urlaubstour näherte sich ihrem Ende. Sie waren durch Frankreich und Spanien gefahren, hatten bei Gibraltar übergesetzt und waren an der Küste entlang nach Ägypten gefahren, dann durchs südliche Israel und in einem weiten Bogen durch Syrien, um die Kriegszone Libanon erst gar nicht berühren zu müssen. Jetzt waren sie seit einigen Tagen in der Türkei und befanden sich nun in der Nähe von Kütahya. Peter hatte anhand der Straßenkarte ausgerechnet, daß es bis Istanbul noch etwa dreihundertfünfzig Kilometer vielfach gewundener schlechter Straße waren. Über Griechenland wollten sie dann wieder zurückkehren.
    Jede Nacht fand an einem anderen Ort statt. Manchmal legten sie fast tausend Kilometer an einem Tag zurück, manchmal nur fünfzig. Es kam immer darauf an, wie die Straßen waren, wie das Wetter, und was es zu sehen gab.
    Kütahya war eigentlich nur Zwischenstation gewesen. Es gab hier kaum etwas, das sie interessierte. Etwas romantischer war schon das kleine Hundert-Seelen-Dorf hier im Tal. Nach und nach erloschen dort die Lichter.
    Das Schloß auf dem Berg sahen sie erst jetzt. Und Claudia fiel
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