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Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande

Titel: Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande
Autoren: R.A. Salvatore
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w ä re ich ein weiteres Opfer der zerm ü r benden Drow-Gesellschaft geworden, und ich h ä tte meine Klingen im Zorn gez ü ckt statt f ü r die Sache der Rechtscha f fenheit – von der ich hoffe und bete, dass sie ta t s ä chlich die Sache ist, f ü r die ich k ä mpfe. In Zeiten gr öß ter Belastung, wie als ich glaubte, dass meine Freunde tot w ä ren, finde ich diesen Zorn der Verzweiflung. Ich lasse mein Herz zur ü ck. Ich verliere meine Seele.
    Artemis Entreri hat sein Herz schon vor vielen Jahren zur ü ckgelassen. Er hat sich seiner Verzweiflung ergeben, so viel ist offensichtlich. Und ich muss mich fragen, worin die Unterschiede zwischen ihm und Zaknafein bestehen – so schmerzlich diese Frage auch f ü r mich ist. Es kommt mir beinahe so vor, als beleidigte ich meinen geliebten Vater durch einen solchen Vergleich. Sowohl Entreri als auch Zaknafein lassen den Zorn ihrer Klingen ohne Reue los, denn beide glauben, dass sie von einer Welt umgeben sind, die keine Spur ihrer Gnade verdient hat. Ich behaupte, der Unterschied zwischen den beiden besteht darin, dass Zakn a feins Ablehnung gerechtfertigt ist, w ä hrend Entreri gege n ü ber allen Aspekten seiner Welt blind ist, die Mitgef ü hl verdienen und nicht das harsche, endg ü ltige Urteil des Stahls.
    Aber Entreri macht eben keine Unterschiede. Er sieht seine Umgebung, wie Zaknafein Menzoberranzan betracht e te, mit dem gleichen bitteren Ekel, dem gleichen Gef ü hl der Hoffnungslosigkeit und daher dem gleichen Mangel an Reue f ü r den Krieg, den er gegen diese Welt f ü hrt.
    Er irrt sich. Ich wei ß das, aber es f ä llt mir nicht schwer, den Grund seiner Skrupellosigkeit zu erkennen. Ich habe es schon zuvor gesehen, bei einem Mann, dem ich h ö chste Wertsch ä tzung entgegenbringe und dem ich sogar mein Leben verdanke.
    Wir sind alle Gesch ö pfe unseres Ehrgeizes, selbst wenn wir nur den Ehrgeiz haben, uns von jeder Verantwortung zu befreien. Das Bed ü rfnis, dem Ehrgeiz zu entgehen, ist selbst ein Ehrgeiz, und daher ist Ehrgeiz eine unausweichl i che Wahrheit vern ü nftigen Lebens.
    Wie Zaknafein, so hat auch Artemis Entreri seine Ziele verinnerlicht. Sein Ehrgeiz beruht auf einer Verbesserung seiner selbst. Er sucht Vollendung des K ö rpers und der Kampfk ü nste, nicht, weil er vorhat, diese Vollendung in den Dienst eines gr öß eren Ganzen zu stellen, sondern um sie zu seinem Ü berleben zu nutzen. Er m ö chte an der Oberfl ä che von Schlamm und Dreck schwimmen k ö nnen, um seines eigenen sauberen Atems willen.
    Jarlaxles Ehrgeiz ist, ebenso wie der meine, das vollko m mene Gegenteil – obwohl sich unsere Ziele leider ü berhaupt nicht ä hneln. Jarlaxle will nicht sich selbst beherrschen, sondern seine Umgebung. W ä hrend Entreri Stunden damit verbringt, Muskelerinnerungen f ü r ein einziges Man ö ver aufzubauen, konzentriert Jarlaxle sich darauf, alle in seiner Umgebung zu manipulieren, damit sie ihm ein Umfeld schaffen, das seine Bed ü rfnisse befriedigt. Ich gebe nicht vor zu verstehen, worin diese Bed ü rfnisse in seinem Fall best e hen. Es sind innere Ziele, glaube ich, und haben nichts mit den gr öß eren Bed ü rfnissen der Gesellschaft oder einem G e f ü hl f ü r das Wohl der Allgemeinheit zu tun. Sollte ich basi e rend auf meiner eingeschr ä nkten Erfahrung mit diesem so ungew ö hnlichen Drow eine Spekulation wagen, w ü rde ich behaupten, dass Jarlaxle Spannung und Konflikt schafft, weil er Unterhaltung sucht. Er findet pers ö nlichen Nutzen in seinen Intrigen – zweifellos war er es, der hinter dem Kampf zwischen mir und Artemis Entreri in dem Nachbau von Creshinibon steckte, und das Ganze war dazu gedacht, Entreri, diesen wertvollen Aktivposten, besser unter seine Kontrolle zu bringen. Aber ich nehme an, Jarlaxle w ü rde selbst ohne die Verlockung von Sch ä tzen und pers ö nlichen Vorteilen Unruhe stiften.
    Vielleicht langweilt er sich nach zu vielen Jahrhunderten des Lebens, in denen das Allt ä gliche f ü r ihn zu einer Form des Todes wurde. Er schafft Aufregung um der Aufregung willen. Dass er dies mit abgebr ü hter Nichtachtung all jener tut, die unwissentlich zu Figuren seines h ä ufig t ö dlichen Spiels werden, zeugt nur von dergleichen Art negativer Resignation, die schon vor so langer Zeit Artemis Entreri und Zaknafein erfasste. Wenn ich mir Jarlaxle und Zakn a fein Seite an Seite in Menzoberranzan vorstelle, muss ich mich fragen, ob sie nicht wie ein schrecklicher Monsun durch die Stra ß en
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