Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande

Titel: Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande
Autoren: R.A. Salvatore
Vom Netzwerk:
fing ihn ab, und mit erschreckender Kraft riss er ihn beiseite und zerrte ihn an die Kante der hundert Fuß hohen Klippe.
    »Nein, bitte nicht!«, flehte der Priester, der keine Angst hatte zu sterben.
    »Wenn Ihr am Leben bleiben wollt, dann schaut dort hinunter«, knurrte ihm Entreri ins Ohr. »Seht Euch die Zerstörung des Tempels an. Ihr werdet ihn wieder aufbauen – Ihr und die anderen Priester.«
    Als Gositek nicht sofort antwortete, schob Entreri ihn nach vorn, beinahe über die Kante.
    Der entsetzte Mann keuchte und rief: »Ja!«
    Entreri zog ihn zurück. »Und nie wieder werdet Ihr die Namen vergessen«, wies er ihn an. »Keinen von ihnen. Und Ihr und Eure Brüder werdet hierherkommen, jeden Tag, und für die Seelen jener beten, die vor Euch gegangen sind.«
    »Ja, ja, ja«, stotterte Gositek.
    »Habt Ihr mich verstanden?«, brüllte Entreri und schüttelte ihn heftig.
    »Ja! Wir werden es tun.«
    »Ich glaube Euch nicht«, sagte Entreri, und der Mann begann zu weinen.
    Entreri riss ihn von der Klippe zurück und warf ihn zu Boden. »Erinnert Euch an dieses Bild«, warnte er. »Denn wenn Ihr Eure Versprechen vergesst, werdet Ihr diesen Anblick wieder sehen, und wieder wird Rauch aus den Ruinen Eures neu errichteten Tempels aufsteigen. Und bei dieser nächsten Gelegenheit werde ich Euch von der Klippe werfen.«
    Der Mann nickte dümmlich und begann, auf allen vieren davonzukriechen. Erst als er das Ende des Friedhofs erreichte, gelang es ihm, auf die Beine zu kommen, und er stolperte die lange Treppe hinunter.
    Entreri ging zum Anfang der Treppe und sah ihm hinterher.
    »Bist du nun zufrieden, mein Freund?«, fragte Jarlaxle.
    Entreri senkte den Kopf und zwang sich, ruhig zu bleiben, dann drehte er sich um, und seine Miene war ein Spiegel der Leere, die er empfand.
    Jarlaxle zuckte die Achseln. »So ist es oft«, sagte er. »Wir haben alle Dämonen, die zur Ruhe gebettet werden müssen, aber die Erfahrung ist oft nicht so befrie–«
    »Halt’s Maul«, unterbrach ihn Entreri.
    Athrogate lachte.
    »Wir müssen hier weg«, sagte Jarlaxle.
    »Es ist mir egal, wo ihr hingeht«, erwiderte Entreri. Er griff in seinen Beutel und holte Idalias Flöte heraus, die er in zwei Stücke zerbrochen hatte. Er starrte dem Drow in die Augen und warf ihm die Stücke vor die Füße.
    Jarlaxle stieß ein hilfloses Lachen aus. Schließlich brach er aus Entreris herrischem Blick aus, bückte sich und hob die Flöte auf. »Ein wertvoller Gegenstand«, sagte er.
    »Ein verfluchter Gegenstand«, verbesserte Entreri.
    »Ach, Artemis«, sagte der Drow. »Ich verstehe deine Wunden und deinen Zorn, aber am Ende wirst du sehen, dass das alles zu deinem Besten war.«
    »Du magst recht haben, aber das ändert wenig.«
    »Wie das?«, fragte der Drow.
    Entreri zog seinen Rucksack nach vorn. Er holte die Obsidianstatuette heraus, ließ sie auf den Boden fallen und beschwor seinen Nachtmahr herauf. Als sich das Geschöpf materialisiert hatte, nahm Entreri einen weiteren Gegenstand aus dem Gepäck und warf ihn Jarlaxle zu.
    Es war ein schwarzer, schmalkrempiger Hut.
    »Ich bin fertig mit dir«, sagte Entreri. »Dein Weg gehört dir, und es ist mir egal, ob er dich zum Tor der Neun Höllen führt.«
    Jarlaxle fing den Hut auf und drehte ihn in seinen schlanken Händen. »Artemis, sei vernünftig!«
    »Ich war nie vernünftiger«, erwiderte Entreri, stellte einen Fuß in einen Steigbügel und schwang sich auf den Rücken des großen schwarzen Pferdes. »Leb wohl, Jarlaxle. Oder lebe nicht wohl. Es ist mir egal.«
    »Aber ich bin deine Muse.«
    »Die Lieder, zu denen du mich inspirierst, gefallen mir nicht.«
    Entreri wendete sein Pferd und ritt auf die Treppe zu.
    »Wo wirst du hingehen?«
    Der Meuchelmörder hielt inne und warf einen missmutigen Blick über die Schulter.
    »Ich kann es sowieso herausfinden«, erinnerte ihn Jarlaxle.
    »Nach Calimhafen«, antwortete Entreri und lachte hilflos, als er daran dachte, wie wahr die Aussage des Drow war – und zumindest das machte Jarlaxle ein wenig Mut. »Zu Dwahvel und an einen Ort, den ich vielleicht als mein Zuhause betrachten kann.«
    »Ah, Dwahvel Tiggerwillies!«, sagte Jarlaxle plötzlich lebhafter. »Und wirst du versuchen, deine Stellung auf den Straßen dieser schönen Stadt zurückzuerobern?«
    Entreri lachte leise und nickte in Richtung der fernen Rauchwolke. »Artemis Entreri ist tot«, sagte er. »Er ist im Haus der Beschützerin in Memnon gestorben, als er dort Geister jagte.«
    Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher