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Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande

Titel: Die Vergessenen Welten 16 - Die Drachen der Blutsteinlande
Autoren: R.A. Salvatore
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gekommen, um einen Ablass zu erwerben«, sagte er.
    »Das hat uns der Fromme Gositek bereits mitgeteilt«, erwiderte einer der Priester, die vor dem Thron standen, aber Entreri tat ihn mit einer geringschätzigen Geste ab.
    »Ich bin gekommen, um einen Ablass zu erwerben«, sagte er erneut, den Blick und den Zeigefinger auf den Oberpriester gerichtet, der auf dem Thron saß.
    Die vier Priester wechselten Blicke – mehr als einer von ihnen schien verwirrt und verärgert zu sein.
    »Das hat man uns mitgeteilt«, erwiderte Oberpriester Yinochek. »Und daher haben wir Euch in unserem Heim willkommen geheißen, einem Ort, den wenige außerhalb der Priesterschaft zu sehen bekommen. Und Ihr sprecht direkt mit mir, dem Oberpriester Yinochek, wie Ihr gebeten habt.« Er deutete auf den Sack mit Gold. »Der Fromme Tyre wird den Namen der Person aufzeichnen, für die Ihr die Gebete wünscht.«
    »Ihr werdet persönlich für sie beten?«, fragte Entreri.
    »Euer Ablass ist dessen würdig, hat man mir gesagt«, erwiderte Yinochek. »Bitte lasst den Sack hier und gebt uns den Namen. Und dann geht im Vertrauen darauf, dass die Wahrhaft Gesegnete Stimme der Selûne für diese Frau betet.«
    Entreri schüttelte den Kopf und drückte den Sack mit dem Gold an seine Brust. »Es ist noch mehr als das.«
    »Mehr?«
    »Sie heißt – hieß Shanali«, sagte Entreri und starrte den Mann forschend an, hielt nach einer Spur von Wiedererkennen Ausschau.
    Yinochek tat ihm den Gefallen nicht. Dem Oberpriester war nicht anzusehen, ob er den Namen kannte, und als Entreri daran dachte, dass seitdem dreißig Jahre vergangen waren und um was es gegangen war, merkte er selbst, wie absurd diese Idee war. Wusste der Mann die Namen der Frauen, mit denen er schlief, denn überhaupt? Und selbst wenn, Yinochek würde sich sehr wahrscheinlich nicht an alle erinnern, denn wenn die alte Frau ihm wirklich die Wahrheit gesagt hatte – und Entreri wusste in seinem Herzen, dass sie ehrlich gewesen war –, mussten es unzählige sein.
    »Sie war meine Mutter«, sagte er.
    Die Blicke, die er nun erhielt, sprachen nur von Langeweile, nicht von Interesse.
    »Und sie ist tot?«, fragte Yinochek. »Ebenso wie meine eigene Mutter. Das ist nun einmal der Lauf der ...«
    »Sie ist seit dreißig Jahren tot«, unterbrach ihn Entreri, und Yinochek wirkte plötzlich verärgert. Die anderen drei Priester und mehrere Wachen schienen empört, dass er es wagte, der Wahrhaft Gesegneten Stimme der Selûne das Wort abzuschneiden.
    Aber Entreri drängte weiter. »Sie war ein junges Mädchen – nicht einmal halb so alt wie ich jetzt.«
    »Das ist lange her«, stellte Yinochek fest.
    »Ich war lange weg«, erwiderte Entreri. »Shanali – sagt Euch der Name etwas?«
    Der Mann streckte hilflos die Hände aus und sah die ebenso verwirrten anderen Priester an. »Sollte er?«
    »Sie war den Priestern des Hauses der Beschützerin bekannt, sagt man mir.«
    »Eine Adlige?«, fragte Yinochek. »Aber man sagte mir doch, dass Ihr auf dem Friedhof hinter dem ...«
    »Von höherem Adel als jeder, der sich heute in diesem Raum befindet«, unterbrach Entreri ihn erneut. »Sie tat, was sie tun musste, um zu überleben, und um für mich, ihr einziges Kind, zu sorgen. Ich halte das für nobel.«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Yinochek, und es gelang ihm gut – oder zumindest besser als den anderen drei Priestern –, seine Heiterkeit zu verbergen.
    »Selbst wenn das bedeutete, sich an die Priester im Haus der Beschützerin zu verkaufen«, sagte Entreri, und die Heiterkeit Yinocheks und seiner Kollegen verschwand sofort. »Aber Ihr erinnert Euch selbstverständlich nicht an sie, obwohl Ihr zweifellos zu diesem Zeitpunkt hier wart.«
    Yinochek antwortete nicht, sondern starrte Entreri nur lange an. »Sie ist seit vielen, vielen Jahren tot«, sagte er schließlich. »Wahrscheinlich hat sie die Fugue-Ebene bereits hinter sich gelassen. Spart Euch Euren Ablass für Euch selbst, dreistes Kind, ich bitte Euch.«
    Entreri schnaubte. »Ich soll zu einer Göttin beten, die ihren Priestern, selbst ihrer Wahrhaft Gesegneten Stimme, gestattet, die Würde der Frauen in ihrer Herde zu rauben?«, fragte er. »Zu Selûne beten, deren Priester Unzucht mit hungernden jungen Mädchen treiben? Glaubt Ihr wirklich, dass ich das will? Ich würde lieber zu Lady Lolth beten, die zumindest offen zugibt, wie bösartig ihre Priesterschaft ist.«
    Yinochek zitterte vor Zorn. Zu beiden Seiten Entreris traten die Wachen vor,
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