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Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)

Titel: Die Verführung der Arabella Fermor: Roman (German Edition)
Autoren: Sophie Gee
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Briefwechsel standen. Wenn sie die beiden in der Vergangenheit zusammen gesehen hatte, war von Zuneigung zwischen ihnen nichts erkennbar gewesen. Eher schienen sie in einen unausgesprochenen Konkurrenzkampf verstrickt, wer von ihnen mehr Geist und Schönheit besäße – und wenn Arabella jetzt anbot, Teresa in der Stadt einzuführen, dann musste sie sich ihres Sieges in beiden Punkten sicher sein. Sie wurden unterbrochen von einer Dienstmagd, die hereinkam, um die Kerzen anzuzünden. Das Knistern des Kaminfeuers, das ihr vor ein paar Minuten noch so trostlos vorgekommen war, begann auf einmal wieder heiter zu klingen.
    »Dann hat Bell dir also geschrieben?«, fragte sie, als die Magd gegangen war.
    »Also – nicht in letzter Zeit«, erwiderte Teresa nach einer kurzen Pause. »Aber ich habe ihr mitgeteilt, dass wir kommen, und so erwarte ich doch, dass wir viel Zeit gemeinsam verbringen.« Martha schwieg. Sie wusste ja, wie sehr sich Teresa nach einer vornehmen Gefährtin sehnte. Es wäre grausam, die Hoffnung ihrer Schwester zu dämpfen, indem sie ihre Skepsis bezüglich einer Freundschaft mit Arabella äußerte.
    Auch Teresa schwieg, tief in Gedanken. Als Alexander heute morgen in ihr Zimmer getreten war, da hatte sie eine freudige Erregung verspürt, aber sie war zurückgeschreckt, um nicht zu zeigen, wie sehr sie sich freute, ihn zu sehen. Sie wollte an Alexander nur als an einen Freund aus vergangenen Tagen denken, wollte zeigen, dass die Dinge jetzt anders lagen. Sie war entschlossen, in London eine glänzende Partie zu machen. Aber wie witzig Alexander immer gewesen war, als sie noch jünger waren! Seine Späße, seine Briefe, seine amüsanten Schmeicheleien – all das hatte sie so entzückt. Wenn er doch bloß erfolgreicher wäre, überlegte sie. Er war ein Katholik und ein Gentleman, und ihr Großvater wenigstens hielt seine dichterische Begabung für bedeutend. Seine Werbung konnte sich eines Tages auszahlen. Aber sie schreckte vor dem Gedanken zurück. So ein sonderbarer Kauz, heimgesucht von Kopfschmerzen und schlechter Laune, der seine Gedichte schrieb und über Vergil redete, und ohne ein Vermögen, das der Rede wert wäre. Warum also geriet ihr Herz so in Wallung, wenn sie ihn sah?
    Die Mädchen wurden in ihren Grübeleien gestört, als sie zum Essen gerufen wurden. Sobald sie alle saßen, brachte Sir Anthony einen Toast auf seinen jungen Gast aus.
    »Meinen Glückwunsch zur Drucklegung deiner Verse, Alexander«, sagte er. »Und dass sie auch noch bei dem großen Jacob Tonson erscheinen, dem besten Verleger in London.«
    Alexander verbeugte sich und dankte ihm. »Eine weitere meiner Arbeiten wird auch sehr bald gedruckt«, erzählte er, »bei einem alten Schulfreund von mir, der in dieses Geschäft eingestiegen ist. Ich habe es Essay on Criticism genannt.«
    Sir Anthony schwieg, dann blickte er ihn an. »Also nicht bei Tonson?«
    »Dieser Essay ist etwas ungewöhnlich«, erwiderte Alexander hastig. »Ich hatte Angst, er würde Tonson nicht interessieren.«
    Sein Gastgeber runzelte die Stirn. »Ich frage mich, ob du dir reiflich genug überlegt hast, die Dichtkunst zu deinem Beruf zu machen«, sagte er. »Die meisten Dichter sind arme, trübselige Burschen, die sich bei Hofe anbiedern in der Hoffnung, eine Pension zu bekommen. Ich würde es nicht gerne sehen, wenn du dich zu ihnen geselltest.«
    Alexander hegte den Verdacht, Sir Anthony habe sich diese Bemerkungen absichtlich aufgespart, bis Teresa anwesend war, und er errötete vor Verlegenheit. Sie lächelte ihn spöttisch an. Es kostete ihn einige Mühe, unbesorgt zu klingen.
    »Das Hauptproblem bei Dichtern ist doch«, sagte er, »dass so wenige von ihnen je ein Gedicht schreiben, das des Lesens wert ist. Vollkommen zurechnungsfähige Männer der Literatur, die sich in ihrer Prosa wortreich und feurig ausdrücken, werden zu affektierten Narren, wenn sie Verse schreiben. Entweder ihre Gedichte verbreiten sich in rosaroten Attributen über die Wonnen des Frühlings oder speicheltriefend über den Busen einer Dame in einem eng geschnürten Kleid. Gedichte machen aus ihnen sämtlich Eunuchen oder Hurenjäger.«
    »Sprichst du von Thomas D’Urfeys Erfolg mit seinem Gedicht Paid for Peeping ?«, fragte Teresa leichthin. »Das war wirklich sehr schockierend. Aber so sehr du auch dagegen wetterst, Alexander, ich habe nicht den leisesten Zweifel, dass auch dein eigenes Exemplar davon abgegriffene Ränder hat.«
    Teresas Spott heiterte Alexander
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